"Der Rote Drache und der Goldene" - so heißt die vierte Folge aus der zweiten Staffel des GoT-Ablegers "House of the Dragon". Und auch wenn der Titel durchaus Rambazamba in luftiger Höhe andeutet, klingt er doch insgesamt recht unspektakulär. Dennoch verbirgt sich dahinter nicht nur die bisher beste Folge der gesamten Serie, sondern eine der großartigsten des gesamten "Eis und Feuer"-Epos.
Wenige Serien waren zum Start so sehnlich erwartet worden wie "House of the Dragon". Doch müssen wir zugeben: Dem Original auch nur im Ansatz das Wasser reichen konnte HotD bisher nicht. Der Reiz von "Game of Thrones" bestand unter anderem im Wechselspiel ruhiger Szenen mit langen Gesprächen und den gewaltigen Schlachten - und natürlich den Drachen.
In beidem ist HotD bisher nur zweiter Sieger. Die Dialoge sind eher ermüdend denn anregend und T-Shirt-Druck-reife Bonmots à la Tyrion Lennisters "Das ist, was ich tue: Ich trinke und ich weiß Dinge" sind kaum zu finden. Die Darstellung der Drachen ist zwar realistisch wie nie zuvor, aber ihre ganz großen Szenen rar. Vhagars kleiner Schnapper am Ende der ersten Staffel oder Meleys' Auftritt bei Aegons Krönung bleiben die Ausnahmen.
Episode vier der zweiten Staffel jedoch entschädigt für alles. Die Folge ragt nicht nur in dieser Staffel heraus, sie kann locker mit GoT-Klassikern wie "Hartheim" oder die "Schlacht der Bastarde" mithalten. Und das auch noch bei ausreichender Helligkeit – falls sich noch jemand an die viel zu dunklen Schlachten vor Winterfell wie in "Die lange Nacht" erinnert.
Warnung! Es folgen massive Spoiler aus Episode vier. Wenn Sie sich die Spannung erhalten wollen, lesen Sie auf keinen Fall weiter!
Was passiert in Folge vier?
Die Episode bietet tatsächlich schon nach drei Minuten ein erstes kleines Highlight. Daemon (Matt Smith) wird weiter auf Harrenhal von Visionen und Träumen heimgesucht. In einem davon trifft er erneut auf die junge Rhaenyra (Milly Alcock) und köpft sie – der Kopf jedoch plappert munter weiter. Immerhin unternimmt hier aber niemand verstörende Versuche, ihn wieder anzunähen, wie in Folge drei.
Auf Drachenstein wird beraten, wie man mit Kriston Kraut (Fabien Frankel) und seiner Armee umgehen soll. Rhaenyras (Emma D'Arcy) Abwesenheit macht sich schmerzhaft bemerkbar, denn die Einheit in Team Black bröckelt.
Auch in Königsmund gibt es Streit um die Kriegsführung. Aegon (Tom Glynn-Carney) fühlt sich übergangen und nicht ernst genommen - vom eigenen Bruder Aemond (Ewan Mitchell), der ohnehin der bessere Stratege ist, und auch von seiner Mutter Alicent (Olivia Cooke). Deren demütigende Antwort auf seine Frage: "Was soll ich tun?", lautet "Das, was man von euch erwartet: gar nichts" - womit sie unheilvolle Ereignisse in Gang setzt.
Larys Kraft (Matthew Needham) wieselt derweil wieder um Alicent herum. Sie macht noch einmal deutlich, dass sie um die fatale Verwechslung der Aegons weiß und ihr Sohn mitnichten der versprochene Prinz ist - aber absolut nicht gedenkt, den Fehler einzugestehen.
Der Krieg wird geführt werden, viele werden sterben … Sie weiß es und macht dennoch weiter. Ein wegweisendes Gespräch, doch als Zuschauer starrt man nur auf ihre Füße, aus Angst, dass Larys sich diesen gleich etwas zu intensiv widmet.
Der Tanz der Drachen - wie man ihn sich vorstellt
Rhaenyra will sich in den Krieg stürzen, doch am Ende ist es Rhaenys (Eve Best), die Queen who never was und die nun auch ganz sicher keine mehr werden wird, die auf ihrem Drachen Meleys, dem größten des Team Black, in den Krieg fliegt.
Das Kriegsgeschehen findet nicht wie etwa von Daemon erwartet bei Harrenhal statt, sondern vor Krähenruh. Dort gehen die Heere in Stellung, aber der Kenner ahnt, dass sich die wichtigen Ereignisse gleich vor allem in der Luft abspielen werden.
Dass Ser Kriston Kraut einen Plan mit Aemond geschmiedet hat, überrascht kaum. Dass der gedemütigte Aegon auf Sonnfeuer plötzlich auftaucht, dagegen schon. Der Kampf zwischen Sonnfeuer und Meleys ist so schön wie grausam anzusehen – "Tanz der Drachen" bekommt endlich ein Bild. Und als man gerade glaubt, dass es nicht besser werden könnte, da greifen Aemond und Vhagar in das Geschehen ein.
Während Aegon noch schnell den Göttern für die plötzliche Unterstützung dankt, spuckt Vhagar auf Aemonds "Dracarys"-Befehl hin Feuer – und erwischt Aegon und Sonnfeuer. Doch diesmal ist es kein Fehler wie bei Lucerys am Ende der ersten Staffel! Aemond hat weder die Schmach, als Kind von den anderen ausgelacht zu werden, noch die Demütigung im Bordell am letzten Sonntag vergessen.
Doch gibt es neben dieser ganz persönlichen Rache noch ein größeres Ziel – Prinzessin Rhaenys und Meleys. Die enge Verbundenheit zwischen den beiden ist legendär und der letzte Blick, den der Drache seiner Reiterin vor seinem Tod zuwirft, einfach herzerweichend.
Aegons Schicksal dagegen bleibt offen. Konnte Ser Kriston einen Brudermord gerade noch verhindern? Das erfahren wir erst in der kommenden Woche - einen Ausblick auf Episode fünf gibt es aber schon hier:
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