Ballettdirektorin Regina Feldmann rückt ins Zentrum der zweiten Staffel der TV-Serie "Der Palast". Hauptdarstellerin Jeanette Hain erzählt im Interview von den erfüllenden Dreharbeiten rund um die weltberühmte Showbühne im Friedrichstadt-Palast und über ihre Berlin-Liebe.
Nach dem großen Erfolg von "Der Palast" (2021) steht nun die zweite Staffel der TV-Serie auf dem Programm. Die sechs neuen Folgen von Regisseur Uli Edel (77, "Der Club der singenden Metzger") nach den Drehbüchern von Autorin und Creative Producerin Rodica Doehnert (geb. 1960, "Das Sacher") zeigt das ZDF am 6., 7. und 8. Januar jeweils ab 20:15 Uhr.
Im Mittelpunkt der Geschichten rund um das Ensemble des Friedrichstadt-Palasts in Berlin steht in Staffel zwei Ballettdirektorin Regina Feldmann. Bereits in der ersten Staffel wurde sie von Schauspielerin Jeanette Hain (55) verkörpert. Im Interview mit spot on news verrät die gebürtige Münchnerin Details von den Dreharbeiten, die teilweise in Polen stattfanden, und offenbart dabei auch ihre große Liebe zu Berlin.
Die zweite Staffel startet. Was sollten die Zuschauerinnen und Zuschauer aus der ersten Staffel wissen?
Jeanette Hain: Generell braucht man kein Vorwissen, man kann sich völlig neu auf diese Geschichte einlassen. Der Herzschlag der Serie war, ist und bleibt der Palast und sein Ensemble. Einige bekannte Gesichter sind weggegangen, ein paar neue Figuren dazugekommen und viele Charaktere aus der ersten Staffel werden wir besser kennenlernen.
Konkret schließt die zweite Staffel da an, wo die erste aufgehört hat: Es ist 1990, die Mauer ist gefallen und das wiedervereinte Berlin ist ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten - und der Palast ist mittendrin in dieser Umbruch- und Aufbruchsstimmung. Gleich zu Beginn wird allerdings auch klar, dass dem einstigen Prestigeprojekt (Staffel 1) die Schließung droht, denn das Ensemble tanzt nur noch vor halbleeren Zuschauerrängen.
Eine dramatische Ausgangslage ...
Hain: Das stimmt, aber in Unsicherheiten besteht auch immer eine ganz große Chance für einen Neuanfang und Veränderung - und Veränderung ist nun mal die einzige Konstante, die wir im Leben haben. In der zweiten Staffel erleben wir, wie das Ensemble mit sehr viel Kreativität, Zusammenhalt und einem unglaublichen Engagement versucht, sich der Herausforderung zu stellen, dass der Friedrichstadt-Palast erhalten bleibt.
Den Friedrichstadt-Palast gibt es nach wie vor in Berlin. Abgesehen von der Serie, was verbinden Sie damit?
Hain: Der Friedrichstadt-Palast ist noch immer Kraftquell der Freude von Berlin. Die echte Ballettdirektorin Alexandra Georgieva (seit 2008), von der ich für beide Staffeln unfassbar viel lernen durfte, und der Intendant Bernd Schmidt (seit 2007), haben es geschafft, dass dieses Haus immer ausverkauft ist.
Es ist ja immer noch die größte Showbühne der Welt und die Verantwortlichen nehmen dafür sehr viel Geld in die Hand. Das ist auch gut investiert, wenn die Zuschauerinnen und Zuschauer von der Freude angesteckt werden und diese mit hinaus in ihr Leben und ihren Alltag nehmen. In jedem Fall ist der Friedrichstadt-Palast einen Besuch wert.
Sie leben seit ungefähr seit 20 Jahren in Berlin. Was hat Sie zu Beginn an dieser Stadt fasziniert?
Hain: So mit 15, 16 Jahren habe ich mich bei einem Berlin-Besuch in diese Stadt verliebt. Von da an saß ich in München quasi immer auf gepackten Koffern und wusste, irgendwann geht es für mich nach Berlin. Das hat dann aber doch noch mal 20 Jährchen gedauert.
Kurz nach dem Mauerfall erinnere ich eine Party in Ost-Berlin, an einem Ort, der schier endlos zu sein schien. Auf einem Stockwerk waren die Wohnungen mit einem Vorschlaghammer verbunden worden. Ich sehe mich heute noch durch die Löcher in den Wänden steigen. Bis heute ist Berlin für mich eine weite, wilde, großzügige Stadt.
Ihre Rolle war in der ersten Staffel eine Nebenrolle, nun ist es die Hauptfigur. War das eine Überraschung für Sie?
Hain: Ja, schon. Die Produzentin Kathrin Bullemer hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Und ich konnte mir das sehr gut vorstellen. In der ersten Staffel ist das Privatleben der Ballettdirektorin Regina Feldmann höchstens mal in einem kurzen Gespräch mit dem Maskenbildner aufgeblitzt, ansonsten ging es nur um ihr Berufsfeld.
In der zweiten Staffel verlassen wir mit Regina den festen Palastboden und betreten Seelenräume in ihrem Inneren, von denen man gar nicht wusste, dass es sie in dieser Form überhaupt gibt. Die zweite Staffel stellt Regina Feldmann beruflich und privat vor sehr große Herausforderungen.
Was werden Sie von den Dreharbeiten nicht vergessen?
Hain: Die Serie wurde unter anderem in Krakau gedreht. In der ersten Staffel war ich dort aber nicht dabei, weil meine Szenen ausschließlich im Palast in Berlin entstanden sind. Für die zweite Staffel war ich fast ein Viertel Jahr in Krakau. Die Zusammenarbeit mit dem polnischen Team war wirklich unfassbar schön. Dort und auch am anderen Drehort in Katowice habe ich Ecken entdeckt, an denen du wirklich das Gefühl hattest, die Zeit ist stehengeblieben. Es war nicht schwer, das Berlin um 1990 herum dort wiederzufinden.
Nach diesem Teil der Dreharbeiten sind wir in den Friedrichstadt-Palast gefahren, um dort weiterzudrehen. Das war schon eine irre Zeitreise - und eine unglaublich tolle Erfahrung, auf dieser größten Showbühne der Welt zu stehen. Die Zusammenarbeit mit dem eigentlichen Palastensemble war zutiefst bewegend. Von allen Seiten gab es eine fantastische Unterstützung, sodass wir alle tief in diesen einzigartigen Kosmos eintauchen konnten. Die Originalkostüme, die wir teilweise tragen durften, haben zum Flair und der außergewöhnlichen Stimmung beigetragen.
Haben Sie ein Souvenir von den Dreharbeiten mitgenommen?
Hain: Ich habe immer noch Glitzer in meiner Wohnung und manchmal frage ich mich kurz, woher der kommt - dann fällt mir der Palast wieder ein (lacht). Abgesehen davon habe ich aber auch einige meiner wunderschönen Kostüme geschenkt bekommen und eine Kette, die Regina trägt. Doch Regina ist auch aus einem ganz anderen Grund sehr bei mir und sehr lebendig, denn ich habe viel von ihr gelernt.
Was haben Sie von Regina Feldmann gelernt?
Hain: In der Vorbereitung hat sie mir sehr viel abverlangt, denn meine Rolle hat eine große Vorbildfunktion und vertritt starke Werte. Sie ist sehr diszipliniert, bringt ihren Schülerinnen und Schülern Professionalität, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Perfektion bei - und das verlangt sie auch von sich selbst. Ich habe mir dann gesagt: Wenn Regina das alles sich und ihren Tänzerinnen und Tänzern abverlangt, muss ich mir das auch abverlangen.
So bin ich immer sehr diszipliniert morgens um 5 oder 6 Uhr aufgestanden und habe meine Fünf Tibeter [Abfolge von fünf Körper-Atem-Übungen, Red.] gemacht, meditiert, mich supergesund ernährt und keinen Alkohol getrunken. Das alles mache ich immer noch, obwohl die Dreharbeiten seit Monaten abgeschlossen sind. Ich habe gemerkt: Wenn du Sachen regelmäßig machst, ist das nicht spießig oder langweilig. Stattdessen gibt es Halt und Freiheit. Es ist einfach kreativ und inspirierend, Dinge durchzuziehen. Das war für mich eine spannende Erkenntnis und dazu hat Regina mich inspiriert.
Die Serie startet zu Beginn des neuen Jahres im Fernsehen. Welche Vorsätze für das neue Jahr haben Sie?
Hain: Ich versuche schon immer, im Hier und Jetzt zu sein und betrachte jeden Morgen aufs Neue das Leben als ein Geschenk. Ich glaube, dass es das Leben gut mit uns meint, selbst wenn es uns vor große Herausforderungen stellt. Ich glaube aber auch, dass wir, wenn wir Eigenverantwortung übernehmen, das Handwerkszeug in uns tragen, um unser Leben mitzugestalten. Wenn wir wollen, können wir diese furchtlose Freude am Leben spüren, leben, weitergeben und damit andere Menschen zu einem liebevollen, friedlichen und achtsamen Miteinander inspirieren. (ili/spot/bearbeitet von abo)
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