Mit "Sweethearts" startet pünktlich zum Valentinstag die zweite Regiearbeit von Karoline Herfurth in den Kinos. Wir haben die Berlinerin zum Interview getroffen und mit ihr über Drehpannen, schauspielernde Polizisten und den Wechsel zwischen Schauspielerei und Regie gesprochen.

Ein Interview

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Karoline, dein neuer Film "Sweethearts" ist nach "SMS für Dich" deine zweite Regiearbeit. Man kann diesen Film im Vergleich zu "SMS für Dich" verschiedenen Genres zuordnen. "SMS für Dich" ist eher eine romantische Komödie, was ist "Sweethearts"?

Karoline Herfurth: Ich würde sagen, "Sweethearts" ist eine Buddy-Komödie mit viel romantischem Anteil und ein bisschen Action.

Der Film beginnt mit einem Raubüberfall und einer Geiselnahme. Ist er auch ein bisschen Gangsterfilm?

Ich finde Gangsterfilme ziemlich düster. "Sweethearts" hat zwar einen Actionanteil, aber ist schon eher eine Komödie. Eine romantische, actionreiche Buddy-Komödie.

Wie spiegelt sich dieses "Buddy"-Gefühl in der Interaktion der beiden Hauptdarstellerinnen wider?

Es war wichtig, dass die Figuren so unterschiedlich sind, wie es nur geht, damit sie aufeinanderprallen können. Das tun sie auch. Ich glaube, dass meine Figur, die Franny, eher für den komödiantischen Anteil zuständig ist und Hannahs Figur Mel eher für den emotionalen Part. Aber das mischt sich natürlich auch. Das schöne ist ja, dass sich die Figuren gegenseitig inspirieren.

Die beiden Hauptrollen Franny und Mel sind sehr starke weibliche Charaktere. Sind dir starke Frauenrollen in deinen Filmen wichtig?

Ja, ich bin eine Frau und ich erzähle gerne Geschichten über Frauen. Was ich aber lustig finde ist, dass ein Film mit zwei Frauen in den Hauptrollen oft als feministisch wahrgenommen wird. Natürlich machen diese Figuren aber etwas, was für Frauenrollen im Kino eher untypisch ist. Zwei Frauen in einer Buddykomödie sind nicht so einfach zu finden und zwei Frauen in einer Action-Hauptrolle erst recht nicht. Mein Hauptziel bei einem Film ist aber einfach, dass er Spaß macht und dass man in eine andere Welt entführt wird.

Also waren die beiden weiblichen Hauptrollen keine bewusste Entscheidung?

Was mir wichtig war ist, dass die Frauen in dem Film Heldinnen sind. Wir haben aber natürlich auch männliche Helden. Freddy Lau ist zum Beispiel ein unglaublicher Held in dem Film.

Vor allem die Actionszenen des Films glänzen mit innovativen Kamerafahrten, interessanten Techniken und aufwändigen Choreographien. Wie gehst du als Regisseurin an solche Szenen heran?

Diese Szenen waren sehr herausfordernd. Zum Glück war ich da nicht alleine, sondern hatte ein Team um mich herum. Tatsächlich bedürfen solche Sequenzen einer längeren Vorbereitung. Man überlegt sich erst, was möglich ist und schaut sich dann die Dinge im Detail an. Man muss schon genau überlegen. Alles, was man sich nämlich vorher nicht überlegt hat, wird dann auch nicht passieren. Klar, man kann in der Nachbearbeitung nochmal ran, aber das ist immer teuer. (lacht)

Wie viel bei solchen Szenen passiert wirklich real und wie viel wird erst bei der Postproduktion ergänzt?

Es kommt natürlich ein bisschen darauf an, was man für einen Film macht – und wie viel Geld man hat. Bestimmte Dinge kann man im Nachhinein auch ganz gut herstellen, zum Beispiel eine zerspringende Scheibe während einer Fahrt oder Einschusslöcher. Die meiste Action in "Sweethearts" ist real. Die zerspringende Scheibe hinter uns und die Schüsse waren echt, natürlich nicht mit echten Patronen, aber es gab einen echten Rückstoß in den Waffen. Der Ton war also wirklich genauso laut.

Wie war es während der Produktion zwischen den Rollen der Regisseurin und Schauspielerin zu wechseln?

Ich wurde das bei "SMS für Dich" schon gefragt und da habe ich immer gesagt, dass ich das gar nicht so schwierig finde. Aber hier war es wirklich was ganz anderes. Das liegt daran, dass die Figur, die ich spiele – die Franny – einfach alles ist, was eine Regisseurin nicht sein sollte. Die ist unentschieden, unsicher, beleidigt, panisch und dreht bei jeder Kleinigkeit durch.

Wie sollte denn eine Regisseurin sein?

Als Regisseurin ist man ruhig, hört sich alles an, entscheidet dann und muss überlegt sein. Es geht ja um die Schauspieler vor der Kamera und nicht um einen selbst. Man muss ständig Entscheidungen treffen, eine klare Vision haben und ruhig sein. Das war genau das Gegenteil von meiner Rolle. Dazwischen zu wechseln, war schwer. Sich immer wieder in die Franny reinzusteigern oder eben wieder runterzuholen, wenn man gerade eine Panikattacke gespielt hat. Das hat mich sehr gefordert.

Es gab also einen ständigen Wechsel zwischen Karoline und Franny?

Ja, ich musste ständig hin- und herspringen, weil ich mir natürlich die anderen Schauspieler und mich selbst angucken will. Wir haben also was geprobt, dann haben wir es das erste Mal aufgenommen und dann habe ich mir das angeguckt. Dann haben wir es zweimal durchgespielt und ich habe es mir angeguckt. Und dann habe ich nochmal Anweisungen gegeben für das dritte, vierte und fünfte Mal.

Gab es Regievorbilder, die dir als Inspiration gedient haben?

Caroline Link hat mich sehr beeindruckt. Das ist eine Regisseurin, bei der kann man nicht schummeln. (lacht) Die sieht immer alles. Ich hoffe auch, dass das über mich gesagt wird: dass ich eine Regisseurin bin, die alles sieht und bei der man nicht schummeln kann.

Wie würdest du deine Arbeit mit den Darstellern beschreiben? Lässt du die dann auch mal ganz spontan improvisieren?

Wenn spontan etwas passiert, ist das immer cool. Bei diesem Film war aufgrund der Action sehr viel choreographiert. Ich höre aber gerne auf die Intuition von Schauspielern über ihre Figur. Die geben wichtige Impulse. Ich versuche also erstmal die Schauspieler das machen zu lassen, was aus ihnen herauskommt und dann bauen wir das gemeinsam zusammen. Mir wird von den Schauspielern ein bisschen nachgesagt, dass ich sehr viele Takes mache. (lacht) Ich habe immer gesagt, dass das nicht stimmt. Bei "Sweethearts" habe ich gemerkt: Ich mache wirklich sehr viele Takes.

Gibt es im aktuellen Film eine Szene, bei der eine spontane Reaktion im fertigen Film gelandet ist?

Zum Beispiel die Szene, als mir Mel das Schießen beibringen will. Man muss dabei wegen der Lautstärke Ohrenschützer tragen. Wir hatten Oropax drin. Die Schüsse waren aber so laut, dass wir uns beim ersten Mal total erschrocken haben. Und diese völlig erschrockenen Gesichter, die waren tatsächlich echt. Das ist dann im Film geblieben, weil ich das lustig fand.

Sind auch mal Dinge schief gegangen?

Ja. (lacht) Und zwar mit unserem Fluchtauto. Ich wollte für eine Szene eigentlich nur den Motor laufen lassen und so tun, als würde ich losfahren – und bin in einem Affentempo rückwärts geprescht. Hinter uns war aber dieses Wasserbecken... Ich bin danach mit zitternden Knien ausgestiegen. (lacht)

Ihr habt ja auch viel an öffentlichen Plätzen gedreht, am Potsdamer Platz war zum Beispiel die Geiselnahme. Gab es da Schwierigkeiten beim Dreh?

Ach, es sind so viele skurrile Sachen bei diesem Film passiert. Die Geiselnahme zum Beispiel, die konnte man nur an einem Feiertag drehen, weil es sonst schwierig ist, einen solchen Ort zu bekommen.

Haben da vielleicht manche Leute gar nicht realisiert, dass es sich um einen Filmdreh handelt?

Ja, natürlich. Das ist immer so, wenn man in Szenen auch schießt. Da muss man tatsächlich jedes Mal der Polizei Bescheid sagen, damit die wissen, dass da Filmarbeiten sind, weil sonst – klar – tauchen da irgendwann Einheiten auf. Wir hatten zum Glück auch ganz oft echte Polizisten dabei. Die konnten ihre Kollegen dann informieren.

Ihr hattet Polizisten am Set? Sind die dann auch in den Aufnahmen zu sehen?

Ja, das machen Polizisten ganz gerne, dass sie in ihrer Freizeit in einem Film mitspielen. Die Polizisten in "Sweethearts" sind teilweise echte Polizisten. Das SEK war teilweise auch echtes SEK.

Apropos SEK: Die aufwändigste Szene war wohl der finale "Showdown" auf der Autobahn?

Eine Autobahn zu bekommen war tatsächlich schwierig. Dass da dann noch ein Helikopter drauf landen durfte, nochmal schwieriger.

Gibt es für die Zukunft schon neue Projekte?

Ja, ich drehe jetzt grade wieder mit Bora Dagtekin und einer wahnsinnig tollen Truppe: Elias M’Barek, Jella Haase, Freddy Lau ist auch wieder dabei. Wotan Wilke Möhring, Florian David Fitz und Jessica Schwarz. Wir drehen gemeinsam einen sehr lustigen Film. Und danach mache ich meine dritte Regiearbeit.

Ist das Genre bereits bekannt?

Es wird ein Episodenfilm sein und natürlich wieder von Frauen handeln – und um ihre Männer. (lacht) Und er wird ein bisschen ruhiger als "Sweethearts", aber hoffentlich auch wieder eine Mischung aus komischen und romantischen Elementen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Komödie "Sweethearts" mit Karoline Herfurth und Hannah Herzsprung in den Hauptrollen startet am 14. Februar 2019 in den Kinos.
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