Seit 2018 ist Rick Okon an der Seite von Stefanie Reinsperger und Jörg Hartmann Teil des Ermittlerteams des Dortmunder "Tatorts". Nach 13 Fällen steigt der 34-Jährige nun aus. Seinen letzten Auftritt als Kommissar Jan Pawlak hat er an diesem Sonntag (18. Februar um 20.15 Uhr im Ersten) in dem Film "Cash".
Unsere Redaktion hat mit dem Schauspieler, der sich auch in der Sky-Erfolgsserie "Das Boot" einen Namen gemacht hat, über seinen "Tatort"-Abschied und die gefährliche Glücksspiel-Spirale gesprochen, die in Pawlaks letztem Fall thematisiert wird.
Herr
Rick Okon: Das lässt sich recht simpel zusammenfassen: Ich habe ganz einfach auf mein Bauchgefühl gehört. Sowohl für mich persönlich als auch inhaltlich für die Figur war es meiner Meinung nach Zeit für den Ausstieg. Es handelte sich um keine Ad-hoc-Entscheidung, die erst kurz vor Drehbeginn kommuniziert wurde. Alle Beteiligten wussten rechtzeitig Bescheid.
Ihre "Tatort"-Kollegin
Das tun sie jetzt in diesem Moment, denn ich kannte dieses Statement bisher noch gar nicht. Ich freue mich wirklich sehr darüber, das sind richtig schöne Worte. Wow! Und ich kann das nur zurückgeben: Mit Steffi bin ich privat sehr eng befreundet. Meine Entscheidung habe ich ihr und auch
Wie haben die beiden reagiert?
Soweit ich mich erinnern kann mit einem "Oh, wirklich?". Aber beide fügten sofort hinzu, dass sie meine Entscheidung nachvollziehen können. Ich muss sagen, dass ich wirklich bei allen Personen, die am Dortmunder "Tatort" beteiligt sind, auf offene Ohren gestoßen bin. Wir alle gehen immer auf Augenhöhe, sehr loyal und oft sogar freundschaftlich miteinander um.
Rick Okon verspricht ein "bittersüßes Ende" für Kommissar Pawlak
Vor erst zwei Jahren musste "Tatort"-Kommissarin Martina Bönisch (gespielt von
Beim "Tatort" Dortmund ist immer ein bisschen Dramatik dabei. Zudem geht es, wie im echten Leben auch, etwas privater und persönlicher zu. Natürlich möchte ich an dieser Stelle noch nicht zu viel spoilern, aber einen Hinweis darf ich bereits geben: Mir war es von Anfang an wichtig, dass es ein bittersüßes Ende zu sehen gibt, das dem Pawlak auf eine bestimmte Art und Weise gerecht wird. Ich glaube, das ist uns auch ganz gut gelungen.
Wie emotional verlief der letzte Drehtag und welche Routinen werden Sie besonders vermissen?
Ziemlich emotional, nicht nur bei mir flossen ein paar Tränen. Ich habe noch versucht, eine kurze Rede aus mir herauszustammeln. Vermissen werde ich vor allem die gemeinsame, morgendliche Zeit in der Maske mit meinen Kolleg*innen und Maskenbildner*innen. Und die unzähligen Bahnfahrten, die ich mit Steffi verbracht habe (lacht).
In "Cash" kommt Kommissar Pawlak mit dem Glücksspiel-Milieu in Berührung. War dieses Thema für Sie Neuland?
Persönlich hatte ich damit noch nie etwas zu tun. Aber natürlich habe ich mitbekommen, dass Glücksspiel vor allem online immer mehr zum Thema wird. Es gibt ja zum Beispiel Personen, die via Twitch streamen, wie sie gerade am Roulettetisch sitzen und zum Teil hohe Geldbeträge setzen. Tausende Menschen schauen ihnen dann live dabei zu. Ich halte es für schwierig, dass mittlerweile so offen für Online-Casinos und Sportwetten geworben wird – etwa bei einigen Sportsendern oder als Bandenwerbung in Stadien. Es mag Leute geben, die es nur als Hobby betreiben und wissen, wann Schluss ist. Aber es kann auch ganz schnell in eine andere Richtung gehen.
Müsste es bessere Kontrollsysteme oder noch deutlichere Warnhinweise geben?
Es werden ja zum Beispiel Telefonnummern eingeblendet, an die man sich im Fall der Fälle wenden kann. Doch ich fürchte, dass es häufig längst zu spät ist, wenn man erst einmal in dieser Spirale gefangen ist. Der Turbokapitalismus, in dem wir uns teilweise schon befinden, zielt darauf ab, dass es immer höher, schneller, weiter geht. Vieles dreht sich um monetäre Dinge, die Leute sehen die Chance auf schnelles Geld. Auf lange Sicht ist das für den Körper und die Psyche sicherlich nicht gut. Anhand der Figur Pawlak haben wir versucht darzustellen, dass die Abwärtsspirale durchaus da ist.
Wie soll es für Sie nach dem "Tatort" weitergehen? Sie werden im April 35 Jahre jung, haben aber bereits vielen Serien und Filmen Ihren Stempel aufdrücken können …
Hören Sie bloß auf, die 35 geistert ohnehin schon in meinem Kopf herum (lacht) …
Wieso denn das? Sie sind doch noch jung.
Ja, das stimmt natürlich. Ich gehöre jedoch zu diesen Menschen, die immer versuchen, etwas einzuordnen und Rechenexempel aufzustellen. 35 ist die Hälfte von 70. Demnach wäre ich in 35 Jahren bereits im Rentenalter (lacht). Am Ende ist man natürlich nur so alt, wie man sich fühlt – auch wenn das ein Kalenderspruch ist.
Sind Sie denn ein bisschen stolz darauf, dass Sie mit knapp 35 bereits 13 "Tatort"-Folgen sowie rund fünf Jahre lang die Erfolgsserie "Das Boot" drehen durften? Sie sind jedenfalls kein Spätstarter.
Sie haben recht, das bin ich nicht. Ich müsste mittlerweile seit fast 20 Jahren im Beruf sein. Auch hier kann man wieder schöne Rechenbeispiele anwenden: 20 Jahre ist mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens – das ist eigentlich okay. Insofern bin ich natürlich froh, dass ich schon einiges machen durfte. Grundsätzlich bin ich aber überhaupt kein vergänglicher Typ, sondern eher ein nach vorne blickender. Ein Zukunftsplaner bin ich wiederum auch nicht – zumal das in meinem Beruf ohnehin kaum möglich ist. Ich lebe schon im Hier und Jetzt.
Werden Sie sich Ihren letzten Pawlak-Fall am Sonntag denn live im Hier und Jetzt mit Freunden anschauen?
So war zumindest der Plan, der sich jedoch inzwischen erübrigt hat. Weder meine Kollegen noch ich werden vermutlich Zeit haben, weil parallel die Berlinale läuft. Den Mediatheken sei Dank, kann man so etwas ja im Anschluss nachholen und mit ein paar Freunden und Kollegen zusammenkommen.
Okon spielt in Vampir-Serie "Love Sucks" mit
Auch wenn Sie kein Zukunftsplaner sind: Wie wird es für Sie konkret nach Ihrem letzten "Tatort" weitergehen?
Ende des vergangenen Jahres habe ich eine Serie für ZDFneo abgedreht, die "Love Sucks" heißt. Wir haben uns da ins Vampir-Genre gewagt, was mir wirklich großen Spaß gemacht hat. Diese Serie hat mir die Möglichkeit gegeben, eine Figur zu spielen, die ich so zuvor noch nie gespielt habe. Mit Blick darauf bringt der "Tatort"-Ausstieg vielleicht einen positiven Aspekt mit: Ich habe jetzt etwas mehr Zeit, mich in anderen Sachen auszuprobieren. Das soll aber nicht heißen, dass ich aufgrund der Dreharbeiten für den "Tatort" oder für "Das Boot" zuletzt das Gefühl hatte, dass ich nichts anderes mehr machen konnte. Ich war immer voll dabei.
Auf welche Rolle werden Sie häufiger angesprochen: Auf den Jan Pawlak oder auf den Kapitänsleutnant Klaus Hoffmann, den Sie in "Das Boot" verkörpert haben?
Es kommt immer darauf an, was gerade ausgestrahlt wurde. Vermutlich werden mich nächsten Montag mehr Menschen auf Jan Pawlak als auf Klaus Hoffmann ansprechen. Im Großen und Ganzen hält sich das aber die Waage.
Wie kam die Erfolgsserie eigentlich bei den Schauspiel-Legenden an, die größtenteils 1981 in dem Kinofilm "Das Boot" ihren Durchbruch feiern konnten? Die Serie basiert unter anderem auf dem Kult-Streifen von Wolfgang Petersen …
Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Ich habe aus diesem Cast lediglich Jürgen Prochnow bei einer Filmpremiere kennenlernen dürfen. Das war allerdings, bevor wir mit den Dreharbeiten zu der Serie begonnen haben. Von dem Projekt hatte er aber damals schon gehört und mir alles Gute gewünscht. Es war ein netter Smalltalk mit meinem Kollegen über ein paar Minuten – nicht mehr und nicht weniger.
Mit Heinz Hoenig war ein weiterer "Das Boot"-Darsteller von damals kürzlich im Dschungelcamp …
Ach, echt? Ich habe keinen blassen Schimmer von Reality-TV. Ich verfolge das nicht – allerdings nicht, weil ich einen erhobenen Zeigefinger habe. Ich schaue einfach nur viel lieber andere Dinge, die Zeit ist letztendlich begrenzt.
Okon drückt Sandra Hüller für Oscarverleihung die Daumen
Werden Sie sich die Oscarverleihung im März anschauen und ist Amerika für Sie als Schauspieler ein interessanter Markt?
Unbedingt, zumal ich seit einer gewissen Zeit auch eine amerikanische Agentur habe. Hin und wieder kommt darüber etwas rein. Beeinflussen kann man es ohnehin nicht – man kann nur immer sein Bestes geben. Die Oscarverleihung werde ich vermutlich nicht live verfolgen, da ich keine Nachteule bin. Es hat noch nie funktioniert, weil ich ab einem gewissen Punkt immer vor dem Fernseher einschlafe. Dennoch interessiert mich diese Verleihung natürlich und ich drücke Sandra Hüller ganz fest die Daumen. Sie ist absolut zu Recht nominiert, weil ich sowohl sie in dem Film "Anatomie eines Falls" als auch den Film an sich großartig finde. Auch "The Zone of Interest" mit ihr werde ich mir auf jeden Fall anschauen.
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