Dominique Rinderknecht hat es geschafft: Seit Samstag bekleidet sie das Amt der Miss Schweiz 2013. Mit ihrem Titel beginnt für die junge Zürcherin ein neues Leben - und für die Schweizer TV-Zuschauer endet ein wochenlanger Wahnsinn rund um Mädchen, Make-up und Models.
Tränen liefen Dominique Rinderknecht über das Gesicht, als ihr die wichtigste Schönheitskrone des Landes aufgesetzt wurde. Ihr Lächeln sass am grossen Wahlabend ebenso perfekt wie ihr Abendkleid, schliesslich hat sie es in den vergangenen Wochen oft genug geübt. Unter der strengen Aufsicht der Missen-Coaches Christa Rigozzi, Fiona Hefti und Nadine Vinzens mussten Dominique und ihre elf Mitstreiterinnen im Missencamp nämlich alles geben - das Ziel des Miss-Schweiz-Titels stets vor Augen.
Der Einsatz hat sich gelohnt: Die 23 Jahre alte Blondine wird in den nächsten Wochen viele öffentliche Termine wahrnehmen, über die roten Teppiche der Schweiz schreiten, bei Fotoshootings posieren und sich als würdige Nachfolgerin von Langzeit-Miss Alina Buchschacher beweisen. Den ersten Interview-Marathon ihres Amtsjahres absolvierte sie bereits am Sonntag nach der Wahl und wirkte wahnsinnig glücklich mit ihrer neuen Aufgabe.
Der Miss-Schweiz-Jury um "Germany's next Topmodel"-Gewinnerin Sara Nuru fiel die Wahl der Schönsten nicht leicht. Denn alle Finalistinnen hatten in den sechs Pre-Shows auf Sat.1 bereits gezeigt, dass sie das Zeug zur Super-Miss haben. Letztlich konnte aber doch "Miss Brain" Dominique Rinderknecht die Sympathien für sich gewinnen - nicht nur wegen ihres wunderbaren Laufs auf dem Catwalk, sondern auch wegen ihrer bezaubernden Ausstrahlung während des gesamten Gala-Abends. Unsere Leser hätten allerdings anders entschieden: Im grossen Voting wollten wir von Ihnen wissen, wer für Sie die absolute Top-Favoritin in diesem Jahr ist. Platz eins sicherte sich mit weitem Abstand Jenny Pedrazzi (Wertung: 5.21). Die erste kurzhaarige Miss Schweiz aller Zeiten landete lediglich auf dem achten Platz. Snezana Stojadinovic, die einzige weitere Blondine an der diesjährigen Wahl, wurde bereits im zweiten Durchlauf des Abends abgewählt, sicherte sich aber den Titel als "Best friend".
Ist jetzt Schluss mit der Miss-Schweiz-Wahl?
Nach sechs wahlbegleitenden TV-Sendungen und einer Live-Übertragung des Gala-Abends auf Sat.1 Schweiz stellen sich nun aber einige Fragen: Hat Miss Schweiz den Sprung in eine neue, staubfreie Ära geschafft und nun das Zeug zum GNTM der Schweiz? Oder sollte angesichts mittelmässiger Einschaltquoten und einem seit Jahren konsequent nachlassendem Interesse am Missen-Thema endlich Schluss sein mit dem Krönchen-Kult?
Fakt ist, dass bereits das Interesse an Ex-Miss Alina Buchschacher zur Zeit ihrer Wahl 2011 bereits nicht mehr so gross war wie an ihren Vorgängerinnen. Sie hatte wesentlich weniger Werbe-Aufträge und relevante Shootings, war vielen Schweizern trotz medienwirksamer Wahl namentlich kein Begriff. Die Wahl galt als verstaubt, als ein Überbleibsel aus alten Zeiten. Das Schweizer Fernsehen zog sich aus der Übertragung der Wahl zurück, der Unterwäsche-Hersteller Beldona kündigte den langjährigen Modelvertrag für die Schweizer Missen auf.
Was folgte war eine Neuerung, die es in sich haben sollte: Die Miss Schweiz Organisation wurde neu strukturiert, das Format verändert. Zusätzlich zum üblichen Bewerbungsweg wurden junge Schweizerinnen an öffentliche Casting eingeladen, bei denen sie sich für die Vorauswahl qualifizieren konnten. Sat. 1 wurde als Medienpartner gewonnen und produzierte ganz in GNTM-Manier eine sechsteilige Serie über die 18 Finalistinnen, die den Weg in die Vorrunde geschafft hatten. Bis zur Wahl selbst mussten sechs Mädchen das Missencamp verlassen, um den Weg für die Top 12 zu räumen.
Doch diese Castingshow-Adaption frei nach Klum'schem Vorbild fand nicht bei jedem Anklang. Teilnehmerin Melanie Seifried verliess das Camp freiwillig, weil ihr das neue Produktionsformat zuwider war: "Es hat nichts mehr mit der 'Miss Schweiz' von früher zu tun. Für mich geht das gar nicht." Auch viele unserer Leser wollen mit Miss Schweiz lieber abschliessen statt neustarten. "GMX.ch"-User "mygg" etwa ist der Meinung: "Dass man glaubt und verbreitet, eine Miss Schweiz (wenn sie denn überhaupt Schweizerin ist) sei die Schönste in der Schweiz, ist schon Schwachsinn genug." User "vespa125px" geht sogar noch einen Schritt weiter: "Offenbar hat die Missen-Organisation noch nicht begriffen, dass sich kein Schwein mehr für diesen Schwachsinn interessiert. Dass das Schweizer Fernsehen diesen Mist aus dem Programm geworfen hat, ist eine konsumentenfreundliche Entscheidung."
Nicht jeder teilt allerdings die Meinung, dass die Wahl zur Miss Schweiz in den "Müllcontainer der Geschichte" gehört, wie User "Wahrheitd" behauptet. Userin "filoneconlacravatta" nimmt die Show sogar in Schutz: "Ich sehe diese Sendungen sehr gerne und entspanne mich dabei, freue mich über die Schönheiten. Eine begeisterte Zuschauerin."
Und wie stehen Sie zum umstrittenen Thema "Miss Schweiz"? Sollte die Wahl Ihrer Meinung nach mit all ihren Facetten endlich aufgelöst werden oder wünschen Sie nach diesem aufregenden Missen-Jahr sogar unbedingt eine Fortsetzung? Stimmen Sie ab in unserem Voting und diskutieren Sie mit in den "Meinungen".
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