19 Alben hat Matthias Reim veröffentlicht. Seine Karriere war ein spektakuläres Auf und Ab. Aus dem Nichts zum Superstar, vom Gipfel der Absturz in den Schuldenkeller. Nun sprach der "Verdammt, ich lieb dich"-Sänger über sein Comeback.

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"Ich war ein Kindskopf. Ich habe gelebt. Und ich dachte, ich sei ein wohlhabender Mann." So umschreibt Matthias Reim (66) bei "Spiegel TV" den ersten Teil seiner Karriere, der ihn, den Superstar, der aus dem Nichts kam, erst zum Millionär und dann zum Millionenpleitier machte.

Im Interview mit "Spiegel TV" schildert Reim nun, wie es möglich war, dass er, der dank "Verdammt, ich lieb dich" berühmt und reich wurde, plötzlich auf 20 Millionen Mark Schulden saß - und wie er es aus der schwersten Krise zurück in die Gewinnzone schaffte.

Es war im Januar 2000, als die schöne heile Welt um Reim zusammenbrach. "Verdammt, die ganze Kohle ist weg!", titelte die "Bild"-Zeitung und: "Gerichtsvollzieher jagen Matthias Reim." Das bestürzende: Die Schlagzeilen stimmten. Die ganze Kohle, die Reim seit seinem Durchbruch mit "Verdammt, ich lieb dich" (1990) verdient hatte, war futsch. Es war eine Menge.

Matthias Reim landete aus dem "Goldregen" in der "Schuldentraufe"

Reim war schon 33 und seit 13 Jahren eher erfolglos als Sänger und Komponist unterwegs, als ihn der Erfolg küsste. "Es war wie ein Goldregen", beschreibt Reim im "Spiegel TV"-Interview die Zeit, als er immer neue Rekordverkaufsmeldungen für sein "Verdammt, ich lieb dich" erhielt. "75.000 gingen da weg. Pro Tag. Eine Woche lang", schildert er. Die Single stand 16 Wochen hintereinander lang auf Nummer eins.

"Es war das pure Glücksgefühl", sagt Reim. Er verkaufte 2,5 Millionen LPs. Und auch, wenn ihm nur 7,5 Prozent pro verkaufter Einheit blieben, wie er sagt, wurde er reich. Von dem Geld kaufte er sich ein Mercedes Cabrio, ein Boot und machte Urlaub. Von seinen "Partnern" (Reim) erhielt er "5.000 Mark auf ein Girokonto" zum Leben. "Und es reichte ja." Den Rest wähnte er von seinem Manager und seinen Partnern in Immobilien angelegt und sich selbst als wohlhabenden Mann.

Plötzlich stand Matthias Reim mit 20 Millionen Mark Schulden da

Das Erwachen war bitter. Das Geld versickerte in dubiosen Investments. Trotz etlicher Warnungen seines Steuerberaters, sich doch mal "um meine Belange zu kümmern", vertraute Reim weiter den Falschen. "Ich hab den Kopf in den Sand gesteckt."

Dann war's amtlich. Die Kohle war nicht nur weg, sondern er stand mit 20 Millionen D-Mark in den Miesen. Er war verdammt tief abgestürzt. "Ich habe mich geschämt." Vor allem vor den Eltern und seiner Familie. "Ich war zwei Tage sehr deprimiert. Und dann hab ich gedacht: Ok, noch mal von vorne, das wird schon klappen."

Dass es klappte, dass er sich berappelte, lag vor allem an seinem Bruder Christoph (63), der Reim moralisch und auch finanziell "auffing" und ihm auch die Privatinsolvenz 2006 durchzustehen half. Aber der Gerichtsvollzieher war lange Stammgast, Gagen wurden quasi noch direkt am Backstageausgang gepfändet.

Seit 2010 ist Matthias Reim wieder schuldenfrei

Seit 2010 ist Reim nach eigenen Angaben schuldenfrei. Er lebt mit seiner vierten Ehefrau Christin und der gemeinsamen Tochter (seinem siebten Kind insgesamt) in einem Haus am Bodensee und hat sich auch musikalisch wieder hochgearbeitet. Seine letzten sechs Longplayer landeten alle in den Top drei der Charts. Er spielt wieder Tourneen in großen Hallen und große Open-Airs. Und die Gagen gehen an ihn, nicht an die Staatskasse.

Im Interview mit "Spiegel TV" sagt er auf die Frage, ab wie viel Geld man wirklich reich sei: "Das ist relativ. Als Jugendlicher war ich mit 300 Mark schwerreich. Jetzt wäre ich mit 300 Euro arm dran." Darauf, was besser sei, sparen oder prassen, sagt er lächelnd: "Das ist gefährlich. Prasse, wenn es möglich ist - aber man sollte immer eine Reserve haben."   © 1&1 Mail & Media/teleschau

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