Nach der Aufhebung des Vergewaltigungsurteils gegen Harvey Weinstein haben sich zahlreiche prominente Frauen zu Wort gemeldet, die den ehemaligen Hollywood-Mogul beschuldigt hatten. Sie alle bringen ihre Bestürzung ob der Entscheidung zum Ausdruck, und werfen dem US-Justizsystem Versagen vor.
Ein New Yorker Berufungsgericht hat das Urteil aus dem Jahr 2020 wegen Vergewaltigung gegen
Ashley Judd: "Wir wissen, was passiert ist"
Hollywoodstar Ashley Judd hatte im Jahr 2017 als erste Anschuldigungen gegen Weinstein erhoben. Gegenüber der "New York Times" erklärte die Schlüsselfigur der MeToo-Bewegung nun: "Das ist unfair gegenüber den Betroffenen. Wir leben immer noch in unserer Wahrheit. Und wir wissen, was passiert ist."
Oscarpreisträgerin Mira Sorvino (56), die Weinstein ebenfalls der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte, meldete sich mit einem Statement auf X zu Wort. Sorvino schrieb: "Entsetzt [...]. Seit wann erlauben Gerichte nicht, dass Beweise für frühere schlimme Taten zugelassen werden?" Weinsteins Urteil war unter anderem aufgehoben worden, weil eine Mehrheit der Berufungsrichter bemängelte, dass im Prozess Frauen über Vorwürfe aussagten, die nicht Teil der Anklage waren.
Schauspielerin Katherine Kendall (54), die Weinstein ebenfalls beschuldigt hatte, bezeichnete die heutige Entscheidung gegenüber der "New York Times" als "eine schreckliche Erinnerung daran, dass Opfer von sexuellen Übergriffen einfach keine Gerechtigkeit bekommen. Ich fühle mich im Moment vom Justizsystem völlig im Stich gelassen. Ich bin irgendwie fassungslos."
"Anhaltendes Versagen des Justizsystems"
Das Model Ambra Battilana Gutierrez (31), das Weinstein beschuldigt hatte, ihre Brust berührt und seine Hand unter ihren Rock gesteckt zu haben, sagte in einer Erklärung, aus der ebenfalls die "New York Times" zitiert: "Wenn die Staatsanwaltschaft meinen Fall 2015 ernst genommen hätte, wären wir jetzt nicht hier. Dies ist ein anhaltendes Versagen des Justizsystems - und der Gerichte - Betroffene ernst zu nehmen und unsere Interessen zu schützen."
Weinstein-Anklägerin Louise Gobold, die nicht im New Yorker Prozess ausgesagt hatte, erklärte dem US-Magazin "Variety", dass "es manchmal so scheint, als ob das Rechtssystem in einem Paralleluniversum arbeitet". Die Schauspielerin fügte hinzu: "Jeder weiß, dass Harvey ein sexuelles Raubtier ist und dass er unzähligen Frauen Schaden zugefügt hat. Und doch wurde heute seine Verurteilung in New York aufgehoben. Die Leute beruhigen uns heute Morgen, dass er seine Verurteilung in Los Angeles noch absitzen muss, aber das hält mich nicht davon ab, vor Schock und Empörung zu zittern."
New Yorker Staatsanwaltschaft strebt erneuten Prozess gegen Weinstein an
Derweil erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft von Manhattan in einem Statement, aus dem unter anderen "Variety" zitiert: "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln, und wir werden uns weiterhin für die Überlebenden sexueller Übergriffe einsetzen." (lau/spot) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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