• Sie ist Schauspielerin, Musikerin und Autorin, spielte in der TV-Serie "Hinter Gittern – Der Frauenknast“ die Rolle des Häftlings Christine Walter.
  • Vor ihrem Einzug bei "Promi Big Brother" spricht Katy Karrenbauer (59) über das Leben mit ihrem demenzkranken Vater, zu dem sie 50 Jahre lang kaum Kontakt hatte.
  • Der TV-Star: "Alte Menschen brauchen einen sicheren Ort, um würdevoll zu altern. Und diesen Ort hat mein Vater bei mir gefunden. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn allein zu lassen.“
Ein Interview
von Carsten Lepthin

Frau Karrenbauer, mit welchem Gefühl ziehen Sie bei "Promi Big Brother" ein?

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Katy Karrenbauer: Meine größte Sorge ist, dass meinem Vater etwas passiert, während ich im Haus bin. Er ist 90 Jahre alt und leidet unter fortschreitender Demenz. Ich habe abgesprochen, dass ich informiert werde, wenn so etwas geschieht. Dann bin ich sofort draußen und kümmere mich um ihn. Die Lebenspartnerin meines Vaters ist vor drei Jahren an Krebs gestorben und ich habe ihr auf dem Sterbebett versprochen, mich um meinen Vater zu kümmern, obwohl ich 50 Jahre lang kaum Kontakt zu ihm hatte.

Warum war das Verhältnis zu Ihrem Vater so gestört?

Er hatte meine Mutter, mich und meine zwei Schwestern früh verlassen und ein Leben geführt, in dem für uns kein Platz war. Der Kontakt brach ab und irgendwann war ich so weit, ihm keine Träne mehr nachzuweinen. Aber jetzt ist er krank und ich habe ihn wieder in mein Leben aufgenommen.

Wie sieht Ihre Unterstützung aus?

Ich hatte für ihn zuerst ein Zimmer in einem Pflegeheim in Duisburg gemietet. Aber als ich dann dort die Flure entlangging und dachte, dass er jetzt hier allein, ohne Familie oder Partner seine Tage verbringen muss, habe ich es nicht übers Herz gebracht, ihn dorthin zu bringen. Mein Vater hat damals nach dem Tod seiner Partnerin stark abgebaut, fühlte sich verlassen und schlief 16 Stunden am Tag. Heute ist er meistens gut drauf, lacht viel und genießt jeden Tag aufs Neue.

Was hat sich in seinem Leben verändert?

Ich habe ihn zu mir nach Berlin geholt. Er lebt ganz in meiner Nähe in einer Altersresidenz. Wenn ich selbst nicht arbeiten muss, bin jeden Tag bei ihm und betreue ihn. Er sitzt im Rollstuhl, wir fahren nachmittags viel raus, treffen Freunde und mein Vater ist voll integriert. Er spürt: Ich bin an seiner Seite, 'ich bin nicht allein'. Wir verbringen gemeinsam viel Zeit und das ist in diesem Alter das kostbarste Gut, das wir besitzen.

War es nach der traurigen Vorgeschichte nicht schwierig, sich wieder so stark auf Ihren Vater einzulassen?

Es ist noch gar nicht so lange her, da konnte ich mir das auch nicht vorstellen. Aber ich habe das als Chance für uns beide gesehen, wieder zueinander zu finden und uns neu kennenzulernen. Ich bin für ihn da, ich gebe ihm emotional ein Zuhause. Das hat uns beide wieder zusammengebracht und auch ich spüre ganz viel Liebe. Alte Menschen brauchen einen sicheren Ort, um würdevoll zu altern. Und diesen Ort hat mein Vater bei mir gefunden. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn allein zu lassen.

Sie selbst sind Single ...

... und war einmal verheiratet. Ich bin jetzt aber schon seit zehn Jahren ohne feste Beziehung und die ganz große Sehnsucht, dies zu ändern, verspüre ich aktuell nicht. Ich musste mich häufig allein durchs Leben schlagen und komme damit sehr gut zurecht. Natürlich ist es auch schön, einen geliebten Menschen um sich zu haben, aber das muss auch passen.

Klingt unterschwellig nach der einen oder anderen Enttäuschung ...

Ja, wenn man davon ausgeht, dass ich das Geld nach Hause brachte und meine Männer es dann ausgegeben haben, dann kann man das durchaus so formulieren (lacht). Ich habe gearbeitet, praktisch den männlichen Part übernommen und die Herren finanziert.

Sehen Sie sich als starke Frau?

Ich bin mit Leib und Seele bei mir, aber was heißt schon starke Frau? Wenn ich ausfalle, zahlt keiner meine Miete, also muss ich schön selbst für mich sorgen. Ich bin unabhängig, engagierte mich, habe einen wunderbaren Beruf. Mein Vater ist während meiner Abwesenheit gut versorgt und jetzt bin ich gespannt auf das Abenteuer "Promi Big Brother".

Was reizt Sie daran, bei "Promi Big Brother" mitzumachen?

Ich war schon immer neugierig auf Spielplätze für Erwachsene, und am Ende auch immer froh, mitgespielt zu haben. Ich sehe das als Teil meines Berufes. Ich bin nicht pleite, ich muss keine Schulden bezahlen, aber die Gage für das Abenteuer ist natürlich super.

Was könnte Ihnen auf dem Erwachsenenspielplatz Probleme bereiten?

Nicht draußen sitzen zu können. Ich bin so ein freiheitsliebender Mensch, immer gern unter freiem Himmel – auch nachts. Zum Glück bin ich total kälteunempfindlich und genieße unterm Sternenhimmel die Stille.

Bei "Promi Big Brother" könnte es mit der großen Stille vorbei sein ...

Ich habe kein Problem damit, mit anderen Menschen in einem Raum zusammen zu sein, dort auch zu schlafen. Das kenne ich vom Theater, da lagen wir während Auszeiten auch immer kreuz und quer in einem Raum hinter der Bühne. Allerdings schnarche ich hin und wieder, da sollten die anderen nicht so empfindlich sein. Aber das sind alles Kleinigkeiten. Wichtig ist, dass meinem Vater und auch meiner 87-jährigen Mutter, die bei meinen Schwestern in Kiel lebt, während meiner Zeit im Haus nichts passiert.

Gibt es konkrete Pläne für die Zeit nach "Promi Big Brother"?

Ja, ich war fleißig und habe ein Buch geschrieben. Das erscheint am 13. Dezember und heißt "Ich wollte einen Hund – jetzt habe ich einen Vater."

Vom Hund zum Vater – worum geht's in dem Werk?

Um eine komplizierte Vater-Tochter-Beziehung und um so wichtige Dinge wie Nähe und Distanz, Vergeben und Vergessen, Dankbarkeit und Demut. Die Demenzkrankheit meines Vaters hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Zusammen erleben wir heitere und traurige Stunden, und mir wird jeden Tag wieder bewusst, wie wichtig es ist, dass Menschen wie mein Vater am Ende ihres Weges in Würde altern können. Das versuchen wir hinzubekommen – und genau darum geht’s in meinem Buch.

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Wie ist das bei Ihnen – haben Sie Angst vorm Alter?

Ich liebe mein Leben, bin neugierig darauf, was noch alles kommt und versuche, jeden Tag zu genießen. Aber richtig alt werden? Das möchte ich nicht! Wenn man wie ich gesehen hat, was in vielen Altenheimen passiert, dann muss ich sagen: Das möchte ich nicht. Wer soll sich um mich kümmern? Ich habe keine Kinder, mein Freundeskreis ist so alt wie ich. Ich hoffe, dass ich nicht irgendwo abgestellt werde, sondern aktiv und gesund am Leben teilhaben kann, so lange es währt.

Das Interview wurde geführt im Auftrag von SAT.1.
Zur Person: Sie ist Schauspielerin, Synchronsprecherin, Sängerin und Autorin. Katy Nina Karrenbauer wurde am 31. Dezember 1962 in Duisburg geboren, wuchs in Kiel auf, lebt heute in Berlin. Einem breiten Publikum wurde sie durch die Rolle der Gefängnisinsassin Christine Walter in der Serie "Hinter Gittern – der Frauenknast“ bekannt. Mit 14 Jahren begann sie eine klassische Ausbildung zur Mezzosopranistin. Sie besuchte später die Schauspielschule, spielte an großen deutschen Bühnen, und gehört mit vielen TV- und Kinoproduktionen zu Deutschlands meistbeschäftigten Schauspielerinnen.
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