- Marie Nasemann belegte 2009 den dritten Platz bei "Germany's Next Topmodel". Heute engagiert sie sich insbesondere für Nachhaltigkeit und Fair Fashion.
- Ende Mai trat die 32-Jährige vor den Traualtar und setzte mit ihrer Hochzeit ein Statement für eine freie, selbstbestimmte und selbstdefinierte Ehe.
- Im Interview spricht Nasemann zudem über ihr neues Buch "Fairknallt – Mein grüner Kompromiss" und die Gründe, warum sie sich selbst nicht als Influencerin, sondern als "Content Creatorin" bezeichnet.
Frau
Marie Nasemann: Wenn Sie sagen, dass es ein Statement ist, ist es wohl keine Selbstverständlichkeit (lacht). Ich denke, viele rutschen in die Ehe so rein. Dann kommt ein Kind, die Mutter nimmt klassisch die Elternzeit, und auf einmal findet man sich in klassischen Rollenmodellen der eigenen Eltern wieder, die man eigentlich vermeiden wollte.
Wir sprechen viel über gerechte Aufteilung, darüber, wie wir beide beruflich vorankommen und im Falle einer Trennung möglichst streitlos auseinandergehen können. Das ist nicht immer angenehm, aber für uns notwendig.
Ihre Hochzeit haben Sie auf Instagram im Vorfeld mit einem kleinen Scherz eingeleitet: "Soon I will be yours". Dieses "Bald werde ich Dein sein" entspricht aber natürlich nicht Ihrem Ansatz. Wie viel Spaß versteht Ihre Community?
Es ist gar nicht lange her, dass die Frau mit der Hochzeit rechtlich in das Eigentum des Mannes überging. Das ist doch verrückt! Meine Community hat definitiv Humor und findet es gut, wenn ich Messages nicht immer todernst verbreite, sondern auch mal mit einem Augenzwinkern.
Nasemanns Buch: "Fairknallt – Mein grüner Kompromiss"
Sie haben sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Ihr neues Buch heißt "Fairknallt – Mein grüner Kompromiss". Welches Ziel verfolgen Sie?
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit unterschiedlichen Lebensbereichen wie Mode, Kosmetik, Reisen, der Ernährung et cetera. Ich bin der Meinung, dass es unmöglich ist, "perfekt nachhaltig" zu leben, und deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als Kompromisse einzugehen. Ich gehe in fast jedem Bereich einen ein und berichte darüber in meinem Buch in der Hoffnung, dass sich andere motiviert und bestärkt fühlen, ebenfalls an Stellschrauben zu drehen.
Welche Kompromisse gehen Sie konkret ein?
Ich liebe es, mich abwechslungsreich zu kleiden, aber setze auf Fair Fashion und Second-Hand-Mode. Ich habe einige vegane Alternativen in meinen Alltag integriert, esse aber trotzdem manchmal Fleisch und Fisch. Ich fahre in den Urlaub, aber probiere weitestgehend, mit Bahn und Auto voranzukommen. Und so weiter und so weiter.
Bei Ihrer Hochzeit sind Sie mit Blick auf Ihr Kleid keine Kompromisse eingegangen. Warum haben Sie im Hochzeitskleid Ihrer Mutter geheiratet? Nachhaltiger geht es kaum …
Natürlich träume ich für meine große Hochzeit von einem eigens für mich kreierten, bodenlangen Kleid. Für die standesamtliche Hochzeit habe ich aber das Hochzeitskleid meiner Mutter geupcycelt und mit Kürzungen und neuen Ärmeln etwas Nachhaltiges geschaffen, das eine schöne Geschichte mit sich bringt.
Content Creator statt Influencer
Sie haben einen eigenen Podcast ins Leben gerufen, in dem Sie auch über sehr persönliche Themen sprechen – unter anderem über Ihre Fehlgeburt 2018. Verspüren Sie bei diesen vermeintlichen Tabuthemen einen Wandel in der Gesellschaft?
Ja, den spüre ich. Gerade durch Instagram, einer Plattform, die vielen mutigen Menschen außerhalb der "klassischen Medien" eine Stimme gibt. Hier connecten sich Menschen, machen sich gegenseitig Mut.
Ich bin mir sicher, dass es ohne Instagram zum Beispiel keinen "Body Positivity"- oder "Body Neutrality"-Trend gegeben hätte. Es gibt einfach mehr Vielfalt als in der klassischen Außen- und Fernsehwerbung. Und man findet Accounts zu so gut wie jedem Tabuthema.
Bezeichnen Sie sich selbst als Influencerin?
Ich benutze das Wort nicht so gerne, weil viele Menschen mit dem Beruf eher Negatives verbinden à la "Mensch ohne Ausbildung verdient ohne Leistung viel Geld". Wie viel Arbeit hinter einem Account steckt, ist den meisten Menschen nicht klar, deshalb trifft es das Wort "Content Creator" vielleicht besser. Denn man ist jeden Tag am kreieren, produzieren und kreativ sein.
Was macht denn eine*n Influencer*in überhaupt aus? Es gibt auch Negativbeispiele, da sich nahezu jede*r mit einem eigenen Social-Media-Kanal heute als Influencer*in bezeichnet …
Das stört mich nicht. Soll sich doch jede*r bezeichnen, wie er oder sie möchte. Wann darf ich mich als Autorin bezeichnen? Wenn ich an meinem ersten Buch schreibe? Oder muss es schon ausgedruckt im Laden stehen?
Sie erwarten Ihr zweites Baby. Wie nachhaltig werden Sie Ihre Kinder erziehen und wie würden Sie reagieren, wenn eines Ihrer Kinder einen anderen Weg einschlagen möchte?
Wir werden als Eltern einfach probieren, ein halbwegs nachhaltiges Leben vorzuleben, und natürlich aufklären, sodass unsere Kinder ihre eigenen, bewussten Entscheidungen treffen können. Diese werde ich dann akzeptieren.
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