Mit seinem Handy, seinem Podcast und einer Fake-Affäre treibt Oliver Pocher die Boulevard-Presse vor sich her. Dabei sollte er sich lieber ein Beispiel an Bambi nehmen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Hier gibt's die ganze Wahrheit!" Bäm! So haut das Oliver Pocher in dieser Woche in seinem Podcast "Die Pochers - Frisch recycelt" direkt zu Beginn heraus.

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

"Moment mal!", werden Sie sicher denken. Wahrheit? Warum nur? Die ist öde! Interessiert keinen! So isses viel lustiger! Aber manchmal muss die eben prustend nach Luft an die Oberfläche.

Vor allem, wenn die Pochers und alle, die mittlerweile zu diesem Kaffee-Klatsch-Kränzchen gehören, bei dem Napalm gereicht wird, auf Dauerrotation der Startseite von "Bild.de" sind. Oder wie es Sandy Meyer-Wölden, die mittlerweile in Boulevard-Schlagzeilen spricht, nennt: "Das Pocher-Drama - und die Leute verschlingen es!" "Mittlerweile besser als jede Reality-Show!" Wobei das wirklich nicht schwer ist.

Bringen wir erst einmal Ordnung in das Klatsch-Durcheinander der letzten Tage. Kurze Zusammenfassung der Ereignisse für alle, die ein Leben haben oder sich nicht beruflich daran abarbeiten müssen (ein kleines bisschen Selbstmitleid darf sein): Cora Schumacher, Ex-Frau von Ralf Schumacher, verkündete vor ihrem Einzug ins Dschungelcamp, eine Affäre mit Oliver Pocher zu haben. Der wiederum reagierte, wie jeder frisch Verliebte, ekstatisch euphorisiert und erklärte während seiner Live-Tour vor Publikum, er habe Cora in einer Bibliothek kennengelernt – sie habe sich ein Malbuch ausgeliehen.

Was Oliver Pocher sonst noch dazu zu sagen hatte, wiederhole ich nicht, weil ich mir sonst den Mund mit Kernseife auswaschen müsste und die schmeckt echt bäh. Zweiter Themenkomplex: Zeitgleich vergnügte sich Pocher-Ex Amira mit "Taff"-Moderator Christian Düren in Südafrika. Noch einmal: Kernseife.

Satire ist, wenn keiner lacht

Nur, was stimmt jetzt und was nicht? Die Antwort ist simpel, verkauft sich aber nicht: Das obliegt individuellen Interpretationen. Hören wir lieber, was Oliver Pocher in seinem Podcast zu sagen hat. Es folgt die große Enthüllung. Schon gespannt? Ich auch nicht, aber wat mutt, dat mutt, wie wir hier in München sagen.

Es geht los:

Cora Schumacher hat fünf Leuten erzählt, dass sie etwas mit Oliver Pocher hatte. Dann hat "Bild" bei Cora angerufen, weil die von fünf Leuten hörte, dass sie was mit ihm hatte. Das wiederum hat Oliver Pocher nur gemacht, damit er seine Tour bewerben kann. Weil er vorher keine Karten verkauft habe, das Thema Amira ausgelutscht sei und sich für Sandy Meyer-Wölden sowieso "kein Schwein" interessiere.

Kommen Sie noch mit? Ich auch nicht. Klingt wie der Pausenhof-Talk zweier Pubertierender. Moment, doch, jetzt hab ich’s: Das war Ironie. Satire. Sie wissen schon, das, was heute immer als Ausrede herhalten muss, wenn der Witz nicht zündet.

Um es mit einem Satz zusammenzufassen: Oliver Pocher und Cora Schumacher haben eine Affäre erfunden, damit sie bei "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" für seine Tour werben können. Beziehungsweise: nicht. Weil: Ironie. Andere hängen Plakate auf, ist aber anstrengender. Die verkleiden sich auch nicht jeden Abend wie der vermeintliche Liebhaber ihrer Ex.

Oder haben Kinder mit ihm. Szenenwechsel zu Sandy Meyer-Wölden und dem gemeinsamen Nachwuchs, drei an der Zahl. Was sagen die eigentlich dazu, dass Papa jeden Tag mehrfach auf "Bild.de" steht?

Nichts. Mama hat das heimische WLAN sabotiert. Für alle, die keine Kinder im Handy-fähigen Alter besitzen: Das ist in etwa so, als würde Taylor Swift verkünden, nie mehr vor eine Kamera zu treten zu wollen und den Rest ihres Lebens in einem Erdloch in Kirgisien zu verbringen.

Oliver Pocher hat leider kein "Handbuch für den richtigen Umgang"

Gut für die Kinder, schlecht für Sandy, die bekommt weiterhin alles mit und ist "not amused". "Handy und Instagram-Account als Waffe", "unmögliche Wortwahl" fällt in dieser Woche im Podcast. Oliver Pocher ficht das nicht an. Alle, die ihm sagen: "Der trifft nicht immer den richtigen Ton", für die hat er eine Antwort: "Geschenkt!"

Leider gebe es "kein Handbuch für den richtigen Umgang, mit solch einer Situation". Zum Glück für alle Beteiligten habe ich genau das gerade zur Hand. Das "Handbuch für den richtigen Umgang", aktuelle Ausgabe. Ganz schön dicker Wälzer. Moment, ich schlage nach. Das entsprechende Kapitel kommt gleich nach "D" wie "Der Wendler" und vor "T" wie "Teppichluder". Ah, das ist es ja. Auf der betreffenden Seite steht nur ein Satz, Gold auf weißem Grund:

"Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten."

Bambi

Da haben Sie es. Problem gelöst. Wer will schon einem Disney-Klassiker widersprechen? Ich nicht. Wir lesen uns nächste Woche wieder, wenn es heißt: "Die Pochers" - jetzt mit Live-Ticker auf "Bild.de".

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.