Dass er mit Geburtstagen nichts anfangen kann, machte Robbie Williams (50) vor genau einem halben Jahr auf seinem turbulenten Instagram-Kanal klar, über den er in täglichem Austausch mit seiner Fan-Community steht. "Geburtstage verstehe ich nicht. Und habe sie nie verstanden", schrieb er dort. Nichts hasse er an Geburtstagen so sehr, wie den Happy-Birthday-Song, der ihm körperliches Unwohlsein verursache. Fans, die auf seinen Konzerten immer wieder "Ich habe heute Geburtstag!"-Schilder in die Luft hielten, um seine Aufmerksamkeit zu erheischen, könnten ebenso gut ein Schild mit der Aufschrift "Ignoriere mich!" hochhalten. "Zu meinem 50. im nächsten Jahr will ich", so der Sänger, "dass die Leute, wenn sie es für nötig halten, 'When Will I Be Famous' von Bros singen, anstatt dieses Geburtstagslieds."
Seit 34 Jahren auf der Popstar-Achterbahn
Mit dem Berühmtsein kennt sich
Das skandalöse Boygroup-Baby von Take That
Diese nahm im Jahr 1989 ihren Anfang, als seine Mutter in der Zeitung eine Anzeige entdeckte, über die junge Talente für eine neue Boygroup gesucht wurden, die als britische Antwort auf die seinerzeit extrem erfolgreiche US-Formation New Kids on the Block an den Start gebracht werden sollte. Kurz nach seinem 16. Geburtstag wurde Robbie Williams 1990 als fünftes und jüngstes Mitglied der Boygroup Take That installiert, die in den nächsten Jahren zum größten britischen Pop-Act seit den Beatles aufstieg und bald auf all ihren Wegen von einem Schwarm hysterisch kreischender Fans begleitet wurde.
Wie Williams im Rückblick konstatiert, war er als völlig unerfahrenes "Baby" der Band am wenigsten auf diese massive Welle des Erfolgs und die konstante mediale Aufmerksamkeit vorbereitet. Der frühe Ruhm hatte für ihn einen Preis, den er noch über Jahrzehnte in selbstzerstörerischen Raten abbezahlen sollte. Mit 20 Jahren war aus dem fröhlichen Teenager ein von Kokain und Alkohol abhängiges Wrack geworden, das für das Management der Boygroup immer weniger tragbar wurde. Im Jahr 1995 zog Williams schließlich selbst die Reißleine und stieg aus, um sich - begleitet von gnadenloser Skandalberichterstattung in der internationalen Boulevardpresse - noch zwei Jahre lang öffentlich selbst mit Drogen- und Partyexzessen zugrunde zu richten.
Start in die Solokarriere nach Entziehungskur
Als sein Management ihn 1997 dazu bewegen konnte, es mit einer Solokarriere zu probieren und ihm dafür den Produzenten Guy Chambers (61) zur Seite stellte, wurde während der Aufnahmen im Studio recht bald klar, dass ein Comeback nur nach einer gründlichen Entziehungskur möglich sein würde. Der abgestürzte Boygroup-Star klammerte sich an diesen rettenden Strohhalm und schaffte es tatsächlich innerhalb von sechs Wochen, wieder einsatzfähig zu werden und seine zweite Karriere in Angriff zu nehmen.
Als das Comeback-Album "Life Thru a Lens" im September 1997 schließlich auf den Markt kam, verkaufte es sich zunächst derartig schlecht, dass Williams seine Hoffnungen auf eine erfolgreiche Solo-Karriere bereits zu begraben begann. Erst als vier Wochen später die Single "Angels" ausgekoppelt wurde und in den Single-Charts wie eine Bombe einschlug, drehte sich das Blatt unverhofft doch noch. In der Folge stürmte "Life Thru a Lens" die Spitze der Charts, erreichte in Großbritannien achtfachen Platin-Status und Gold-Status in Deutschland und der Schweiz. Nach über drei Millionen verkauften Einheiten deutete sich nun an, dass es mit der Karriere des jungen Entertainers vielleicht doch noch ein bisschen weitergehen könnte.
Mit Vollgas in den nächsten Abgrund
In den folgenden Jahren sollte sich Robbie Williams' Zusammenarbeit mit seinem Co-Autor und Produzenten Guy Chambers als äußerst fruchtbar erweisen. Zusammen produzierten sie fünf Alben, die alle Platz 1 der britischen Charts erreichten und sich weltweit 37 Millionen Mal verkauften. Auf dem Höhepunkt seines Ruhms trennte sich der zum Superstar und Multimillionär aufgestiegene Sänger 2003 voller Selbstbewusstsein von seinem langjährigen Partner und brachte 2005 mit "Intensive Care" und 2006 mit "Rudebox" zwei Alben heraus, auf denen er neue musikalische Wege einschlug. Auch wenn sich diese Experimente mit Dance-Rhythmen und Rap-Styles weiterhin sehr gut verkauften, wurden sie in der Presse gnadenlos verrissen, was bei Williams zu einer zunehmenden Verunsicherung führte. Ohne sich darüber bewusst zu sein, steuerte er zu diesem Zeitpunkt auf den zweiten großen Absturz in seiner Karriere zu.
Am Ende seiner gigantischen "Close Encounters"-Tournee erlitt er bei einem Konzert im nordenglischen Leeds am 8. September 2006 vor rund 80.000 Zuschauern eine massive Panik-Attacke, die den gesamten Auftritt lang anhielt. In der Netflix-Doku erinnert sich der Musiker mit folgenden Worten an diesen einschneidenden Moment, der ihn im Weiteren völlig aus der Bahn werfen sollte: "Als ich runterkam, hatte ich das Gefühl, ich will nie wieder auf die Bühne! Ich konnte nicht sprechen, ich zitterte nur noch, ich durchlebte ein Trauma." Seinem Team und Management zuliebe wagte er sich am folgenden Tag mit sichtbarer Panik in den Augen nochmals auf die Bühne, um sein vorerst letztes Konzert zu absolvieren.
Rettung durch neues Liebesglück und Take-That-Reunion
Die Katastrophe von Leeds katapultierte Robbie Williams auf tragische Weise wieder an jenen Punkt zurück, an dem er sich 20 Jahre vorher nach seinem Ausstieg bei Take That befunden hatte. Das traumatische Erlebnis handelte ihm einen Rückfall in seine Drogen- und Alkoholsucht ein und führte dazu, dass er drei Jahre lang die Finger von der Musik ließ. Dass er sich auch aus diesem Abgrund wieder befreien konnte, verdankt er nicht nur seiner heutigen Ehefrau Ayda Field Williams (44), sondern ironischerweise auch seinen ehemaligen Kumpanen von Take That, mit denen er sich jahrzehntelang im Dauerclinch befunden hatte.
Die Schauspielerin Ayda Field lernte er 2006 auf einer Party kennen, bei der er nach massivem Kokain-Konsum auf der Toilette kollabierte. Den denkwürdigen Umständen ihres Kennenlernens zum Trotz wurden die beiden bald ein Paar und haben mittlerweile vier gemeinsame Kinder. Mit ihrer Unterstützung wagte er sich nach einer abermaligen Entziehungskur wieder an die Produktion eines neuen Albums, das 2009 unter dem Titel "Reality Killed the Video Star" erschien. Wie Williams in der Netflix-Doku berichtet, hatte er jedoch bei TV-Auftritten zur Bewerbung des neuen Albums mit großen Unsicherheiten zu kämpfen. Um wieder ein Gefühl für seine Rolle als Entertainer zu bekommen, entschied er sich 2010 für eine viel beachtete Kurzzeit-Reunion mit Take That, die ihn tatsächlich wieder auf die Erfolgsspur bringen sollte.
Rückeroberung der Popwelt-Krone
Spätestens seit dem Erscheinen seines Albums "Take the Crown" im Jahr 2012 sitzt Robbie Williams wieder fest im Sattel und strotzt vor Selbstbewusstsein. Sein Presse-Statement zur Veröffentlichung las sich wie eine Kampfansage und sollte sich im nächsten Kapitel seiner Karriere fulminant bewahrheiten: "Das Album trägt den Titel 'Take The Crown', weil ich kämpfen will. Ich will es mit jedem aufnehmen, der sich mir in den Weg stellt und mir den Platz auf dem Thron der Popwelt streitig machen will. Mit diesem Album will ich die Krone zurückerobern, die ich einst hatte - oder vielleicht immer noch habe."
Den heutigen 50. Geburtstag wird der amtierende König der Popwelt mit der wohlverdienten Krone auf dem Kopf verbringen. Vielleicht kommen ja seine alten Kumpels von Take That vorbei und singen gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern "When Will I Be Famous" von Bros. (tj/spot) © spot on news
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