Vorsicht, heute wird bei "Kaulitz Hills" scharf geschossen. Okay, das war nur, um Sie zu locken. Denn tatsächlich geht es in der neuesten Ausgabe des Podcasts von Tom und Bill Kaulitz reichlich friedlich zu. Und das liegt nicht daran, dass vorne nichts rauskommt.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Ich hab' so viel erlebt und gemacht", erzählt Bill über die vergangenen Tage, und eines der Dinge, die Bill erlebt und gemacht hat, ist das Aufstehen. Aber nicht irgendein Aufstehen, sondern ein sehr frühes. Bereits um 4:30 Uhr habe der Wecker gerappelt, denn Bill habe um 6:15 Uhr sein Make-up aufgetragen bekommen müssen. Noch schlimmer sei es am Tag zuvor gewesen, denn da habe er bereits um 3:15 Uhr zum Make-up gemusst, da er schon um 5 Uhr morgens bei einem Radiosender habe sein müssen.

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

Bei solchen Uhrzeiten kann ich Bills Unmut verstehen. Würde mich jemand um 3:15 Uhr zum Make-up bitten, würde ich ihn höflich, aber bestimmt bitten, wieder zu gehen. Ich halte frühe Uhrzeiten für Make-up auch für kontraproduktiv. Denn je früher man wach ist, desto größer sind die Augenringe, die man überdecken muss, und umso länger braucht man. Diese Zeit kann man sich also sparen. Zum Beispiel für Schlaf.

Bill ist mit seinen Sorgen nicht allein, auch Bruder Tom zwickt es: "Ich hab' ein bisschen Mandeln hinten", klagt Tom über eine gewisse Angeschlagenheit. Ich gebe zu, ich war kurz verwundert, denn dass Tom ein bisschen Mandeln hinten hat, kann ja nicht das Problem sein. Ein Problem wäre es, hätte Tom ein bisschen Mandeln vorne. Daher gut, dass Tom sein Problem noch näher definiert: "Ich hab riesengroße Mandeln."

Hände hoch – oder ich rufe Peng!

Mit diesem Problem kann Bill etwas anfangen, schränkt allerdings ein: "Das ist natürlich für manche Sexpraktiken vielleicht ganz interessant", vergisst Bill, dass es auch für die Zuhörer sehr früh ist. Doch nachdem die beiden Brüder erzählt haben, welchen Schnaps sie sich diesmal über die riesengroßen Mandeln laufen lassen, kommen Bill und Tom zu einem ganz anderen Thema: der Schießerei. Tom habe nämlich einen Beitrag über den Trachten- und Schützenzug des Oktoberfests gesehen und das hat ihn offenbar fasziniert. Besonders die Sache mit dem Schützenverein.

"Das ist irgendwie so Luftwaffenschießen. Da kommt also gar nichts raus", meint Tom über das Treiben in Schützenvereinen und ich bin mir da nicht sicher. Anders, als man vielleicht denkt, würde ein Nicht-Herauskommen nämlich zu Problemen führen. Denn, wenn vorne gar nichts rauskommt – woher weiß man dann, dass man geschossen hat? Dann sitzt man womöglich da und plötzlich sinkt der Nebenmann zu Boden, weil sich versehentlich ein Schuss gelöst hat. Zumindest kann er das behaupten, und dann steht man schneller vor Gericht, als man "Schmerzensgeld" sagen kann.

Vielleicht zählt ein Luftwaffenschuss, wie Tom ihn meint, auch erst als Schuss, wenn der Schütze laut "Peng!" gerufen hat. Das kann natürlich sein. Aber dann bleibt immer noch die Frage: Woran merkt man, dass man getroffen hat? Das ist ein bisschen wie beim Luftgitarre spielen. Da höre ich zum Beispiel nur ganz schwer heraus, wenn sich jemand verspielt oder wenn die Luftgitarre nicht richtig gestimmt ist. Aber mein Gehör ist auch nicht das Beste, vielleicht können Sie falsche Töne besser heraushören als ich.

"Was machen die im Schützenverein?"

Ich glaube also, dass beim Schießen im Schützenverein durchaus vorne etwas herauskommt, was Bills Frage an Tom nur noch relevanter macht: "Was machen die im Schützenverein?" Eine gute Frage, aber Tom wiederholt erstmal nur seine Luft-Theorie: "Das sind Luftwaffen. Ich weiß gar nicht, was man damit macht. Da kommt ja nur Luft raus. Das ist ja nur irgendwie, wer dann am realistischsten in die Luft schießen kann. Ich hab keine Ahnung." Die habe ich auch nicht, aber vielleicht können wir ja gemeinsam Licht ins Dunkel bringen.

Gehen wir einfach mal davon aus, dass Toms erste Theorie eine buchstäbliche Luftnummer ist und in Schützenvereinen nicht nur Luft aus den Gewehren herauskommt, und geben wir ihm eine zweite Chance: "Das ist schießen üben", erklärt Tom über die Tätigkeit in einem Schützenverein, und ich will wirklich nicht kniefieselig sein, aber ich glaube, auch da irrt Tom. Ich glaube, man geht in einen Schützenverein nicht, um schießen zu üben, sondern um treffen zu üben. Schießen kann jeder, das Treffen ist das Problem, gleichwohl natürlich das Schießen Voraussetzung für das Treffen ist.

Nehmen wir einmal diese Theorie ernst, frage ich mich: Wozu muss man treffen üben? Es ist ja nicht so, dass ich plötzlich nachts im Park von einer Zielscheibe angegriffen werde. Oder dass ich mit einer Zielscheibe wegen einer unziemlichen Bemerkung in Streit gerate und mich die Zielscheibe daraufhin zum Duell im Morgengrauen auffordert. Dann wäre ich natürlich froh, wenn ich treffen geübt hätte. Es muss ja nicht gleich ein tödlicher Schuss in die zehn sein. Ich würde versuchen, die Zielscheibe erst einmal mit einem Warnschuss zur Vernunft zu bringen, und wenn sie sich nicht darauf einlässt, mit einem Schuss in die 3 außer Gefecht setzen.

Schießen ist nichts, was man gemeinsam macht

Doch bevor wir uns auf potenziell gewalttätige Zielscheiben konzentrieren: Ich kenne die aktuellen Trends der Schießerei-Szene ja überhaupt nicht. Worauf schießt man denn aktuell so in Schützenvereinen? Ganz old school wirklich noch auf Zielscheiben? Oder auf Alu-Dosen? Auf Bäume, Wände, Vollkornbrot? Welche Ziele lassen das Schützen-Herz höher schlagen? Aber vielleicht geht es Schützen in Schützenvereinen gar nicht so sehr ums Schießen oder Treffen, sondern um Geselligkeit.

Das ist ja bei anderen Vereinen auch so. Ein bisschen gemeinsam Sport machen, quatschen und zusammen ein Bierchen trinken. Wobei ich Trinken und Schießen keine gute Kombination finde. Geselligkeit halte ich allerdings, Sie verzeihen mir hoffentlich, auch für keinen Grund für einen Eintritt in einen Schützenverein. Schießen ist ja nichts, was man zusammen macht. So wie zum Beispiel Tennis. Ein Ballwechsel ist etwas völlig anderes als ein Schusswechsel. Bei einem Ballwechsel bleibt die Zahl der Teilnehmenden in der Regel konstant, beim Schusswechsel ist das sogar unerwünscht.

Nein, fürs Treffen-Üben braucht man keine anderen Menschen und für die Geselligkeit wiederum kein Schießen. Ich kann mich mit anderen Menschen treffen, ohne vorher auch nur einen einzigen Schuss abgegeben zu haben. Das praktiziere ich seit Jahren so. Sie sehen, ich bin völlig ratlos, warum man in einen Schützenverein gehen sollte. Sagen Sie es mir, ich weiß es nicht. Und Tom möchte ich nicht fragen. Das war schon zweimal ein Schuss in den Ofen.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.