Aus gesundheitlichen Gründen musste Tony Bauer seine "Let's Dance"-Reise Anfang Mai beenden, jetzt steht der Comedian wieder regelmäßig auf einer Bühne: Als Moderator der "1LIVE Hörsaal-Comedy 2024" tourt der 28-Jährige in den Monaten Mai und Juni mit aufstrebenden Kolleginnen und Kollegen aus der Comedy-Szene durch Unis in NRW.
Wir haben mit dem TV-Star aus Duisburg über sein Leben mit dem sogenannten Kurzdarmsyndrom, seinen aktuellen Gesundheitszustand und seinen Karriere-Boost durch "Let's Dance" gesprochen.
Herr
Tony Bauer: Nachdem ich auf Anraten des Arztes aus der Show ausgeschieden bin, habe ich einen kompletten Check-up gemacht. Zu diesem Zeitpunkt waren ein paar Blutwerte sicherlich nicht optimal. In den vergangenen Wochen hat sich aber alles schnell normalisiert, sodass ich heute sagen kann, dass es mir körperlich wieder viel besser geht.
"Zu viele Kilos verloren": Darum musste Tony Bauer "Let's Dance" verlassen
Sie leiden unter dem sogenannten Kurzdarmsyndrom und werden über einen Schlauch in Ihrem Rucksack parenteral ernährt. Was war der ausschlaggebende Grund dafür, dass Sie Ihre "Let's Dance"-Reise beenden mussten?
Der gravierendste Punkt war, dass ich in relativ kurzer Zeit zu viele Kilos verloren habe. Der Zuwachs an Gewicht ist durch die parenterale Ernährung sehr schwer zu erreichen. Aber: Seit meinem freiwilligen Ausstieg bei "Let's Dance" habe ich wieder 700 Gramm zugenommen. Für einen Menschen in meiner Situation ist das enorm. Insofern befinde ich mich in allen Bereichen auf dem Weg der Besserung. Natürlich fühle ich mich noch ein bisschen schlapp, da anstrengende Wochen hinter mir liegen. Ich versuche das momentan mit viel Schlaf – rund 14 Stunden am Tag – zu kompensieren.
Neben der körperlichen spielt vermutlich auch die mentale Gesundheit eine Rolle. Wie haben Sie Ihren "Let's Dance"-Ausstieg dahingehend verkraftet?
Es gibt Menschen, bei denen ist das Glas halb voll oder halb leer. Ich bin eher der "Hauptsache, ich hab' ein Glas"-Typ. Natürlich hätte ich sehr gerne weitergemacht. Insbesondere meine Tanzpartnerin Anastasia (Stan; Anm. d. Red.) hätte es verdient gehabt. Ich vermisse sie schon sehr. Man darf nicht vergessen, dass wir uns über einen Zeitraum von zehn Wochen jeden Tag gesehen haben. Es ging weit über das Tanztraining hinaus. Wir haben uns viel ausgetauscht, sind richtig gute Freunde geworden. Mir fehlt die gesamte wöchentliche "Let's Dance"-Routine – vom täglichen Training mit Anastasia über die Stellproben am Donnerstag bis hin zur Generalprobe am Freitag und der anschließenden Show am Abend. Ob mit den Personen vor oder hinter der Kamera: Ich habe mich mit allen Beteiligten bestens verstanden. Mit Daniel (Hartwich) habe ich zum Beispiel viel herumgeblödelt. Ich finde ihn unfassbar lustig und unterhaltsam.
Wäre für Sie der "Let's Dance"-Sieg drin gewesen?
Ja. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich zumindest bis ins Finale gekommen wäre. Und ich glaube, dass ich sogar gewonnen hätte. Natürlich ist das nur ein Bauchgefühl, aber mein Eindruck war schon, dass ich sehr gut getanzt und entertaint habe. Am Ende ist "Let's Dance" nämlich eine Entertainment-Show und keine reine Tanzshow.
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Wem gönnen Sie den "Dancing Star"-Titel nun am ehesten?
Alle vier Tänzer und Tänzerinnen, die noch dabei sind, mag ich sehr gern. Daher gönne ich es jedem Einzelnen von Herzen. Gabriel (Kelly) hat das Ding von Show eins an gerockt. Auch Jana (Wosnitza) hat von Anfang an grandios performt – auch wenn es die Jury zunächst etwas anders bewertet hat. Detlef (Soost) ist während der Staffel quasi zu meinem "Dad" geworden. Und Ann-Kathrin (Bendixen), die für mich eingesprungen ist, ist wie ein kleines Küken, das man einfach gern haben muss. Ich wünsche mir, dass sie ins Finale kommt, weil sie aus meiner Sicht die spannendste Reise zurückgelegt hat.
Welche Erkenntnisse nehmen Sie von dieser Reise mit?
Ich bin sehr stolz auf mich. Noch vor einem Jahr hätte ich niemals meine Gesundheit über etwas gestellt, das mir gerade so viel Freude bereitet. In diesem Punkt habe ich eine sehr erwachsene Entscheidung getroffen.
Wie stolz sind Sie auf Ihren mutigen "Oben-ohne-Auftritt" an Ihrem letzten Abend in der Tanzshow?
Das fühlt sich richtig für mich an. Früher hatte ich immer überall mindestens ein T-Shirt an und habe mich kaum getraut, mit meinem Rucksack auf die Straße zu gehen. Inzwischen nehme ich mein "Equipment" und die Wirkung, die es eventuell auf andere hat, nicht mehr so wichtig. Deshalb war das gar nicht so mutig, sondern ein kleiner Schritt dahin, dass ich mich akzeptiere und mich so zeige, wie ich bin.
Mittlerweile tanzen Sie zwar nicht mehr auf dem "Let's Dance"-Parkett, stehen dafür aber als Moderator auf der Bühne der "1LIVE Hörsaal-Comedy 2024"-Tour, die noch bis Anfang Juni andauert. Wie hat das Publikum Sie aufgenommen?
Genau, wir bespielen aktuell die Hörsäle im "Pott". Im vergangenen Jahr stand ich als Comedian auf der Bühne, dieses Jahr darf ich die Tour moderieren – mit tollen Kollegen wie Parshad in Essen und Bochum sowie Nico Stank in Köln, Düsseldorf und Münster an meiner Seite. Die Aufmerksamkeit hat sich durch meine "Let's Dance"-Teilnahme noch einmal deutlich erhöht. Viele Leute sprechen mich nach den Auftritten auf meinen Ausstieg aus der Show an und sagen mir, dass ich ihnen viel Kraft gegeben hätte. Es sind einige Tränen geflossen. Der Zuspruch ist riesig – nicht nur über die Sozialen Medien, sondern auch im Real Life. Auf der einen Seite ist es schade, dass "Let's Dance" für mich vorbei ist. Auf der anderen Seite spüre ich, dass die Show für mich nur der Anfang von etwas Größerem gewesen ist.
Tony zurück auf der Comedy-Bühne: Safe-Space statt Belastung
Inwiefern macht sich diese Veränderung bereits im Rahmen der aktuellen Hörsaal-Tour bemerkbar?
Es kommen viele Menschen, die mich vor "Let's Dance" vielleicht noch nicht gekannt haben, zu den Shows. Doch ich weiß genau, dass ich mich darauf nicht ausruhen kann. Das Publikum freut sich maximal zwei Minuten darüber, wenn es ein bekanntes Gesicht auf der Bühne entdeckt – danach muss ich witzig sein. Und die Menschen lachen. Ich freue mich einfach sehr darüber, dass ich deren Probleme für eine kurze Zeit ausschalten und sie zum Lachen bringen kann. Wenn ich auf der Bühne stehe, habe ich immer das Gefühl, unbesiegbar zu sein. Vor allem die Comedy-Bühne ist für mich nicht Belastung, sondern eine Art Safe Space.
Im Rahmen der Hörsaal-Tour geht's für die Comediennes und Comedians zum Lachen in die Uni und nicht in den Keller. Ist es für Sie quasi ein Heimspiel? Schließlich haben Sie ja mal angefangen, Ernährungswissenschaften zu studieren.
Ich habe damals privat studiert. Den ersten Hörsaal in meinem Leben habe ich im vergangenen Jahr betreten, als ich bei der Hörsaal-Tour aufgetreten bin. Bis dahin kannte ich Hörsäle nur von Fotos. Ich habe extra bei "Google Fotos" danach gesucht, damit ich bei Partys so tun konnte, als ob ich in meinem Leben in richtig krassen Hörsälen gesessen hätte (lacht). Bei der letzten "1Live-Hörsaal-Comedy-Tour" war ich noch im Line-up als Gast dabei und konnte feststellen, dass sich Hörsäle für Comedians perfekt eignen, weil die Akustik richtig gut ist.
Im Ruhrgebiet erwartet Sie das eine oder andere Heimspiel. Sie sind in Duisburg aufgewachsen. Wie viel "Pott" steckt in Tony Bauer?
Alles an mir ist typisch "Pott". Ich rede wie ein moderner Junge aus dem "Pott" – oder zumindest wie einer aus den Grenzbezirken. An Duisburg finde ich alles geil, ich liebe diese Stadt. Und ich freue mich, für Duisburg als Identifikationsfigur in Erscheinung treten zu können. Früher habe ich immer gedacht, dass ich hochdeutsch spreche – bis mir meine Freunde irgendwann gesagt haben, dass ich voll "Pott" spreche.
Der Junge aus dem Pott, aus dem nur ein Comedian werden konnte
In Ihrer Kindheit und Jugend haben Sie viel Zeit mit Oma und Opa verbracht. Im "Kölner Treff" haben Sie später einmal erklärt: "Wenn du da wohnst, wirst du Comedian". Meinten Sie damit Oma und Opa oder Duisburg?
Die Mischung aus beidem. Alleine schon die Sprüche, die mir Oma und Opa teilweise um die Ohren schmettern, sind unglaublich. Mein Opa war – so wie fast alle Menschen, die aus dem "Pott" kommen – immer ein harter Arbeiter. Ein Lkw-Fahrer mit Händen wie Bratpfannen. Meine Oma hat den Haushalt geschmissen. Sie haben immer einen guten Spruch auf den Lippen, auch wenn sie es selbst nicht immer leicht hatten. Die beiden spiegeln mir bis heute das echte Leben wider. Ich wohne direkt nebenan. Immer wenn ich wieder nach Hause komme, wird mir klar, dass ich eigentlich nur Comedian werden konnte.
Lachen ist die beste Medizin! Ist das für Sie mehr als nur eine Floskel – mit Blick auf Ihre Erkrankung?
Ja, ganz bestimmt. Diese "funny bones" hatte ich schon immer in mir. Dass ich gerne Comedian werden will, habe ich zuerst nur meinen Freunden erzählt. Die haben meinen Wunsch sofort ernst genommen und zu mir gesagt: "Mach' das!" Weinen und Lachen liegen gar nicht mal so weit auseinander. Es ist nur ein anderer Umgang mit derselben Information.
Wie meinen Sie das?
Man kann sich über eine Information, die an sich traurig ist, kaputt lachen – oder man kann weinen. Aber es geht immer noch um dieselbe Information. Mir ist es gelungen, die Krankheit zu akzeptieren und mit Gags darauf zu antworten, damit sich die Menschen um mich herum keine Sorgen machen. Mithilfe der Comedy versuche ich, die Last der anderen auf meinen Schultern zu tragen. Diese Denkweise hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Das Leben ist schon ernst genug, also bin ich lieber witzig.
Ein Rucksack fürs Leben
Das eine ist die "parenterale Ernährung" über den Rucksack, das andere ist der Genuss. Sie bräuchten eigentlich nicht zu essen, machen es aus Genussgründen aber dennoch. Welches ist Ihr Leibgericht?
Ich bin ein einfacher Typ, daher mag ich ganz normale Sachen. Meine Oma macht häufig Spinat mit Kartoffeln – das feiere ich hart. Ich finde aber auch Reibekuchen richtig lecker. Und mit meinem Kumpel Hassan nehme ich häufig Vitamin-Dö zu mir – also immer mal einen Döner zwischendurch. Oder einfach Currywurst-Pommes. Grundsätzlich kann ich alles essen, es wird vom Körper aber nicht resorbiert. Oder um es anders auszudrücken: Wenn ich nur essen würde, dann würde ich verhungern.
Sie sind zwar in Duisburg aufgewachsen, wurden aber in Dinslaken geboren. Hat Ihnen die Stadt bereits dafür gedankt, dass Sie drauf und dran sind, dem "Wendler" in Sachen Bekanntheitsgrad Konkurrenz zu machen? Auch er ist ein prominenter Sohn der Stadt.
(lacht) Nein, bisher nicht. Ich glaube, dass mich Dinslaken gar nicht kennt – obwohl es die gefühlt kleinste Stadt Deutschlands mit einem Kreisverkehr und einer Eisdiele ist.
Sie stehen für eine neue, moderne Generation von Comedians. Sind Männer-Frauen-Gags à la Mario Barth überhaupt noch angesagt?
Mir ist aufgefallen, dass Stand-up seit einigen Jahren immer populärer und cooler wird. Immer mehr Comedians gehen mit ihrem echten Namen und ihren "echten" Geschichten auf die Bühne. Stand-up ist immer ein Gefühl, ein Mikro und ein Hocker. Mehr braucht es nicht. Häufig ist die Emotion deine Punchline – im Gegensatz zum geschriebenen Gag, bei dem die Schlagkraft der Punchline sehr wichtig ist. Dahingehend ändert sich der Trend. Viele Stand-up-Comedians von heute agieren auf der Bühne ruhiger, sitzen einfach auf ihrem Hocker und geben mehr von sich selbst preis. Ich bin mir sicher, dass Comedy einen richtig coolen Schritt nach vorne machen kann.
Bei "Let's Dance" mussten Sie die Reißleine ziehen, werden aber – mit Blick auf den Titel Ihrer kommenden Tour – der Comedy weiterhin als "Fallschirmspringer" erhalten bleiben. Ist das eine Anspielung auf Ihren Rucksack, den Sie immer bei sich tragen müssen?
Genau. Ich habe meine erste Tour "Fallschirmspringer" genannt, weil sie mein Leben thematisiert. Es geht um viele Krankenhausaufenthalte und viele schlechte Nachrichten, die sich am Ende ins Positive gewandelt haben. Es soll eine komödiantische Hommage an meinen damaligen Arzt sein, der den Schlauch aus meinem Hals entfernt und mit der Brust verbunden hat. Der Arzt sagte zu mir: "Tony, du bist jetzt ein Fallschirmspringer. Das, was du da hast, ist ein Fallschirm. Du musst sehr gut darauf aufpassen. Das darf niemals kaputtgehen." Danach ist er aufgestanden und rausgegangen. In dem Moment wusste ich als Achtjähriger, dass er mir gerade gesagt hat, dass ich nie wieder gesund werde. Ich würde mir wünschen, dass dieser Arzt mein Tourplakat sieht und er sich an mich erinnert. Vielleicht kann ich ihm damit ja ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubern.
"Let's Dance" war erst der Anfang: Tony Bauer will Salsa lernen
Macht sich Ihre "Let's Dance"-Teilnahme auch mit Blick auf die Ticket-Nachfrage bereits bemerkbar?
Ja, die Fans sind unfassbar. Fast jede Stadt ist bereits ausverkauft – und die Tour startet ja erst im Oktober. Wir bemühen uns im Moment, Zusatztermine möglich zu machen. All das wäre ohne die Plattform "Let's Dance" nicht möglich gewesen.
Werden Sie dem Tanzen weiterhin treu bleiben?
Auf jeden Fall. Ich möchte gerne noch Salsa lernen, weil es für mich bei "Let's Dance" dazu nicht gekommen ist. Außerdem liebe ich Standardtänze, zum Beispiel Wiener Walzer, Langsamer Walzer und Slowfox. Auch Swing würde ich gerne weiterverfolgen. Ich werde also dranbleiben.
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