"Leider kann ich nicht alle sechs Mädchen mit ins Finale nehmen", erklärt die Klum in der vorletzten Folge von GNTM und da fragt man sich: Ja, warum eigentlich nicht? Ist doch ihre Show. Steht zumindest außen drauf: " Germany's next Topmodel by Heidi Klum." Da wird sie doch bestimmen können, wie viele Mädchen sie mit ins Finale nimmt. Klingt also nach einer Schutzbehauptung und schwupps schmeißt die Klum nochmal zwei Damen raus.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Ja, Mensch. Das war ja ein Ding. Da hatte man sich schon einen Kasten Eierlikör kalt gestellt und Frischhaltefolie ums Gehirn gewickelt, um das Finale an diesem Donnerstag gesund zu überstehen und dann das. In der vergangenen Folge verriet die Klum dem Zuschauer, dass sich der Katerfreitag nach dem GNTM-Finale um eine Woche verschiebt, weil sie noch ein bisschen Überstunden machen möchte.

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"Ich weiß nicht, warum, aber die Mädchen denken aus irgendeinem Grund, sie seien schon im Finale", kichert sich die Klum deshalb in Folge 16 ins Model-Fäustchen und wir können ihre Frage an dieser Stelle recht sachlich auflösen: Ja, herrje – wahrscheinlich hat es ihnen einfach noch keiner gesagt. Das holt die Klum aber natürlich gerne nach, denn alte GNTM-Gucker wissen: Die Klum liebt Überraschungen und schlägt sich deshalb zu Beginn der jüngsten Folge mit einem "Guten Morgääään!" stimmlich eine Schneise in die Model-Villa.

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Im vermeintlichen Transfer zum Flughafen eröffnet die Klum dann ihren Schützlingen endlich, dass sie sich nicht im Finale, sondern erst im Halbfinale befinden, also noch zwei Damen gehen müssen. "Die Stimmung ist erst mal weg", stellt Lijana blitzschnell fest, dass die Stimmung erst mal weg ist. Doch die Stimmung sollte gleich noch viel weiter weg sein, denn weil die Klum ja nochmal Personal reduzieren will, gibt es noch ein Höhen-Shooting.

"Das Shooting ist definitiv nichts für schwache Nerven", erklärt die Klum, aber das macht nichts, denn "Germany's next Topmodel" an sich ist ja schon nichts für schwache Nerven. Aber was die Klum meint, ist der Umstand, dass die Models diesmal in 15 Meter Höhe gehievt werden, damit sie dort dann im Abendkleid auf einem Schwebebalken posieren. "Was geht schon wieder ab bei GNTM?", fragt Sarah angesichts der neuen Umstände und wir geben die Frage einfach mal in die Runde. Also: Was geht schon wieder ab bei GNTM? Irgendwelche Ideen? Nein? Egal.

Lijana: "Wie hoch ist das von oben?"

"Ich hab' panische Angst vor Höhe", quengelt Lijana schon vorab, will aber das Shooting ihrer bereits ausgeschiedenen Freundin Larissa widmen. Sarah hingegen freut sich schon auf die kommenden Adrenalin-Schübe. Es geht also jede Dame ein wenig anders an die Sache heran, was man auch sogleich auf dem Schwebebalken beobachten kann. Jacky ist die Erste und als sie sich da in luftiger Höhe in verschiednen Posen krümmt und biegt, notiert die Klum ihre offenkundige Gelassenheit mit Bewunderung.

"Diesen Tag möchte ich nicht missen", freut sich Jacky dementsprechend über das gelungene Shooting und gibt ihre Erfahrung gleich an die Konkurrenz weiter: "Wie hoch ist das von oben?", möchte Lijana wissen. "Es sind 15 Meter", gibt Jacky offen Auskunft und verschweigt zum Glück, dass es von unten auch 15 Meter sind. Lijana hat ja schon genug Probleme.

Die hat wenig später auch Tamara. Nach oben schafft es die Österreicherin noch klaglos, aber als sie über den Balken laufen soll, versiegen bei Tamara die Glücksgefühle: "Das ist so hart. Warum ist es so hart? Warum ist es so hart, geradeaus zu laufen?", klagt Tamara voller Angst. "Du stehst in 15 Meter Höhe, mit einem langen Kleid und mit hohen Schuhen. Das ist ja auch nicht ohne", gibt ihr die Klum einen Hinweis.

Das ist in der Sache zwar richtig, aber ehrlicherweise hätte sie ihr sagen müssen: "Warum, Tamara? Weil es keinen Grund gibt, so was zu tun. Also zumindest für dich nicht. Für mich hingegen ist es einfach cooler, wenn ich für meine Show ein paar Bilder bekomme, wie junge Frauen unter Gruppenzwang und für die zweifelhafte Hoffnung auf den Sieg in einer TV-Model-Show sich vor Angst in den Schlüppi machen. Nichts sieht im Fernsehen so dramatisch aus, wie panisch kreischende Models."

Heidi Klum: "Das ist 'Germany's next Topmodel'!" - ja und?

Stattdessen legt die Klum in einem Anfall vermeintlicher Selbstkritik nach: "Viele Leute werden wahrscheinlich jetzt sagen: Warum müssen die so was machen? Müssen Models in 15 Metern über so einen Schwebebalken gehen? Da sage ich: wahrscheinlich nicht unbedingt. Aber das ist ein Extrem-Fotoshooting und – das ist 'Germany's next Topmodel'! Das ist ein riesen-, riesen-, riesengroßer Wettbewerb", macht die Klum ihr Statement noch schlimmer und reicht damit die Begründung nach, warum sie glaubt, von den Damen alles verlangen zu können. "Es ist wichtig für mich, alles, was Heidi von uns erwartet, umzusetzen", beweist Anastasia wenig später, dass die Klumsche Saat aufgegangen ist.

Und so springen nach und nach alle Mädchen durch den sinnbildlichen Reifen, den ihnen die Klum hinhält und sogar die höhenängstliche Lijana bekommt das Shooting hin. Am Ende bekommt Tamara erst kein Foto und dann die Begründung, dass Models keine Angst haben dürfen und sei die Aufgabe noch so sinnfrei: "Du hast es nicht geschafft, auf die andere Seite gehen zu können. Aber daran hat es nicht nur gelegen. Die Angst konnten wir dir einfach nicht aus dem Gesicht raus schütteln. Du hast es einfach nicht hinbekommen."

Also muss Tamara nach Hause fahren, aber die Klum hat schon den nächsten Programmpunkt auf dem Zettel. Sie will ein Quiz machen, um dann am Ende jedem die Frage zu stellen, wer das Finale nicht verdient hat: "Was soll ich sagen: Mich interessiert es einfach, wie sie ihre Leistung gegenseitig einschätzen", begründet die Klum ihr Interesse, auf den letzten Metern noch einmal ein bisschen Rabatz unter den Mädchen zu provozieren. Mit Erfolg, denn Lijana fühlt sich unprofessionell bewertet und Anastasia macht zu schaffen, dass ihre beiden Freundinnen Sarah und Maureen sie genannt haben.

Und wie der Teufel so will stehen ausgerechnet Lijana und Anastasia am Ende als Konkurrentinnen um das letzte Finalticket auf dem Laufsteg. Heidi Klum, ganz Profi, täuscht bei ihrer Entscheidung erst rechts an und geht dann geschmeidig links vorbei. Erst lobt sie Anastasia, weil sie im Vergleich zu Lijana viel mehr Model-Jobs hatte – eine nicht ganz unwesentliche Voraussetzung, um Model zu sein. Doch dann darf Lijana in die Finalshow – weil halt. Als Model taugt Anastasia offenbar mehr, Lijana scheint für eine TV-Unterhaltungsshow wichtiger zu sein. Oder wie die Klum sagen würde: Das ist "Germany's next Topmodel."

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