Der deutsche Schauspieler und Regisseur Michael Gwisdek ist tot. Er starb im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie am Mittwoch nach Angaben der Agentur Just Publicity mitteilte. Gwisdek sei nach kurzer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie verstorben, hieß es.

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Michael Gwisdek ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Dies teilte die Agentur Just Publicity mit. Sie berief sich auf Angaben der Familie Gwisdeks, der einer kurzen schweren Krankheit erlegen sei.

Michael Gwisdek war Schauspieler und Regisseur

Der gebürtige Berliner erlangte als Schauspieler über die Grenzen Deutschlands hinaus Bekanntheit, führte aber auch Regie. Der Sohn eines Gastwirtsehepaars aus dem Berliner Stadtteil Weißensee wirkte in Filmen wie "Good Bye, Lenin!", "Boxhagener Platz", "Nachtgestalten" oder auch "Oh Boy" mit. Aber auch in zahlreichen weiteren Fernsehproduktionen wurde Gwisdek zu einem Liebling eines breiten Publikums - ob im "Tatort", bei "Bella Block" oder in "Donna Leon". Gwisdek sagte: "Komödie ist das Schwerste." Aber er sei nicht festgelegt. "Charakterdarsteller würde ich gerne genannt werden."

Vier Millionen Menschen sahen "Familie Wöhler aus Mallorca"

Mit "Familie Wöhler auf Mallorca" war Gwisdek zuletzt im Februar 2019 ein Quotensieger im Fernsehen. Mehr als vier Millionen schalteten den ZDF-Film ein.

Das war typisch für Gwisdeks Karriere: Er war ein Charakterkopf - und zwar einer, bei dem die Leute gerne zuschauten. Er war bereits zu DDR-Zeiten ein Star, erst am Theater, dann im Kino.

Privat waren Gwisdek und die Schauspielerin Corinna Harfouch viele Jahre ein Paar. Sohn Robert wurde ebenfalls Schauspieler, Sohn Johannes Komponist.

Später lebte Gwisdek mit seiner Frau, der Drehbuchautorin und Schriftstellerin Gabriela Gwisdek, auf dem Land vor den Toren Berlins. Er rauchte gerne und züchtete Kois.

Der 1942 geboren, lernte Gwisdek das Schauspielhandwerk an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" - wie viele prominente Kollegen. Mit dem Kino erfüllte sich ein Traum seiner Jugend. In den 50er Jahren zog es ihn, wie damals viele Ost-Berliner, bei Ausflügen im kleinen Grenzverkehr nach West-Berlin zum Filme gucken.

Gwisdek spielte in den 60er und 70er Jahren an verschiedenen Theatern in der DDR. Sein komödiantisches Talent brachte ihm bald Rollen im Kino ein.

Durchbruch in der DDR Anfang der 80er Jahre

Entscheidend waren zwei Arbeiten: Die Literaturverfilmung "Dein unbekannter Bruder" (1982) und das Boxer-Drama "Olle Henry" (1983). Beide Filme gefielen den Zensoren nicht. Sie warfen ein Schlaglicht auf die Verlogenheit der ostdeutschen Gesellschaft zwischen verordnetem Duckmäusertum und sinnfreier Propaganda.

Das Publikum, darin geübt, zwischen den Zeilen zu lesen, feierte die Filme und den Hauptdarsteller. "Für uns war das toll, aufregend, ungewöhnlich", so Gwisdek. "Aber es war einfach auch schlimm, nicht sagen zu können, was man dachte."

Diese Situation prägte sein Regiedebüt "Treffen in Travers" (1988), mit seiner damaligen Frau Corinna Harfouch und ihm selbst in den Hauptrollen.

Gwisdek verlegte die Auseinandersetzung mit der Ausgrenzung Andersdenkender ins historische Gewand. Das Publikum verstand den Gegenwartsbezug des aufmüpfigen Kostümdramas aber sehr genau. Damit wurde Gwisdek endgültig zum Idol all jener, die sich nicht mehr widerspruchslos anpassen wollten.

Mit der Wende erfüllt sich ein Traum Michael Gwisdeks

Nach dem Fall der Mauer erfüllte sich sein Traum, über den roten Berlinale-Teppich zu gehen. 1999 erhielt Gwisdek einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller in Andreas Dresens "Nachtgestalten". Seine Trophäen-Ausbeute war groß. Sie reicht vom Deutschen Filmpreis über den Deutschen Fernsehpreis bis zum Grimme-Preis.

Gwisdek konnte auch unbequem sein. Sein ZDF-Film "Schmidt & Schwarz" (2011) gefiel ihm nicht. Das sagte er auch laut. Das war ungewöhnlich, weil Gwisdek in der Krimikomödie - neben Corinna Harfouch - die Hauptrolle spielte und seine Frau Gabriela das Buch geschrieben hatte.

Beispiele für seine Berliner Schnauze finden sich viele, etwa in einem "B.Z."-Interview von 2019, dort mit Blick auf die Politik: "Dit reicht mir jetzt! Wenn die DDR irgendwas erreicht hat, dann dass ich Nazis scheiße finde!"

In Rente ging Michael Gwisdek nie

Auch mit weit über 70 hatte Gwisdek noch viel zu tun. In einer Krimi-Serie auf ZDFneo ("Dead End") spielte er den Leichenbeschauer Dr. Peter Kugel. In Lars Kraumes DDR-Drama "Das schweigende Klassenzimmer" gab er den Westradio hörenden Onkel. Mit Henry Hübchen und Thomas Thieme drehte Gwisdek die Komödie "Kundschafter des Friedens". Seine Beobachtung mit Mitte 70: "Ick komm' nicht dazu, Rentner zu sein."

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke von der SPD würdigte Gwisdek einmal als "Original mit Herz und Schnauze". Er sei "ein Alleskönner, der sowohl in komischen als auch in melancholischen Rollen glänzt." Das werden viele Zuschauer genauso sehen. (dpa/hau/ank)

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