Würde ein Bundespräsident bei "The Masked Singer" mitmachen? Kann man O-Beine verstecken? Und: Wie schlimm kann ein 1980er-Jahre-Hit noch werden? Am Samstagabend gab es eine Menge Fragen, aber nur auf die mit den O-Beinen eine Antwort. Denn unter dem Hammerhai-Kostüm steckte ein Fußball-Weltmeister.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Mehr News zu "The Masked Singer"

Karaoke ist eigentlich eine reichlich zweifelhafte Angelegenheit. Denn warum sollte man sich das Nicht-Singenkönnen anderer anhören? Würde man sich das Singenkönnen anderer anhören wollen, würde man ja nicht in eine Karaoke-Bar gehen, sondern in ein Konzert.

Zumindest ist hier die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass die dort anzutreffenden Töne auch die richtigen sind. Ja, Karaoke ist nicht nur eine zweifelhafte, sondern auch eine unlogische Angelegenheit.

Nicht umsonst geht der Aufenthalt in einer Karaoke-Bar bei vielen Menschen mit dem Konsum von Getränken einher, die das Bewusstsein trüben und die Gelassenheit fördern. Aber vielleicht liegt genau hier ja die Logik beim Karaoke-Singen. Also, nicht im Alkohol, sondern in der Gelassenheit im Umgang mit der eigenen Nicht-Perfektion. Denn in einer Karaoke-Bar ist man ja nicht nur Nicht-Sänger-Zuhörer, sondern eben auch Nicht-Sänger.

Mehr Infos zu "The Masked Singer" finden Sie hier

Und als solcher kann man eben einfach mal loslassen und beim Herumgrölen ein bisschen Dampf ab- und Spaß zulassen. Da geht es nicht ums Gewinnen, sondern um Unterhaltung. Und genau deshalb ist "The Masked Singer" mehr Karaoke-Show als Gesangswettbewerb – zumindest für die Kandidaten.

Der Zuschauer hingegen hat das Vergnügen, herauszufinden, wer unter welcher Maske steckt und kann sich gleichzeitig an den Auftritten erfreuen. Und auch hier gilt: Nicht die beste Stimme gewinnt, sondern die beste Unterhaltung.

"The Masked Singer" Staffel 5: Kein Hammer, dieser Hai

Die gestrige, zweite Folge von "The Masked Singer" bewies aber, dass Nicht-Singenkönnen nicht automatisch gute Unterhaltung bedeutet. Der Promi im Hammerhai-Kostüm zum Beispiel, entschied sich an diesem Abend dafür, es musikalisch mutig anzugehen – um es mal ganz zurückhaltend zu formulieren. Der Mitklatscher "Vamos a la Playa" von Righeia war schon Anfang der Achtziger nur eingeschränkt zu empfehlen, doch der Hammerhai fand tatsächlich eine Möglichkeit, den Song noch weniger erträglich zu machen.

Das neonfarbene Kostüm mag man mögen oder nicht, die Hintergrund-Tänzerinnen mit ihren Orca-Köpfen ebenso, aber dass in den Dorf-Disko-Hit auch noch Queens "Another One Bites the Dust" gemixt wurde, während der Hammerhai den Songtext über die Bühne kurzatmete, war dann doch zu viel des Unguten.

Und so waren beim Auftritt des Hammerhais lediglich die Wortspiele des Moderators unterhaltungstechnisch bedeutsam – und die waren noch nicht einmal gut: "Jetzt geht’s los, mit dem großen Hai-Raten", kalauerte Matthias Opdenhöfel und hörte gar nicht mehr auf: "Vielleicht ist es auch Hai-no?"

Auf der anderen Seite zeigte die Prominente, die sich als "Heldin" kostümierte, dass alleine schon das Singenkönnen selbst Unterhaltung genug ist und man gar keine Orca-Tänzerinnen und anderen Schnickschnack braucht. "Wahnsinn. So ‘ne zarte Figur und dann so ‘ne Stimme", urteilt Rate-Jurorin Ruth Moschner, nachdem "die Heldin" mit ihrer Version von Avril Lavignes "I’m With You" fertig war. "Du bist immer noch mein Lieblingskostüm und stimmlich haust du mich weg", schließt sich Rea Garvey dem Lob an.

Lesen Sie auch: Erstmals musste ein Mann zuerst gehen: Dieser "Tagesschau"-Star war die Chili

"Masked Singer": Singt so ein Bundespräsident?

Auch die Raupe mit ihrer Interpretation von Tina Turners "Nutbush City Limits" und der Phönix mit John Lennons "Imagine" finden Gefallen bei Rea Garvey, Ruth Moschner und Gast-Jurorin Janin Ullmann. Andere Auftritte hingegen bekommen ungleich verhalteneres Feedback: "Ich finde, Tanzen ist eine Interpretationsfrage", urteilt Rea Garvey beispielsweise über die Bewegungen des Stinktiers, während es sich an Michael-Jackson-Tanzschritten versuchte.

Am meisten Spaß, so schien es, hatte die Jury aber ohnehin beim Raten, wer denn nun unter welcher Maske steckt. Und da reichten die Meinungen von realistisch bis absurd: Hinter dem Mops vermutet die Jury unter anderem Jeanette Biedermann, Yvonne Catterfeld oder auch Rebecca Mir; bei "Mülli Müller" fallen die Namen Alexander Klaws, Stefan Mross und Matthias Schweighöfer, während mutmaßlich Ilka Bessin, Ralf Schmitz, Anke Engelke oder auch Martina Hill unter der Maske des Axolotl steckt.

Einen ganz gewagten Tipp hat Rea Garvey hingegen beim Stinktier. Das singt mehr schlecht als recht "Black or White" von Michael Jackson und so vermutet Garvey jemanden hinter der Kostümierung, für den die Maske "eine Befreiung" ist und dessen Hauptberuf vom Singen sehr weit entfernt ist. Jemand, bei dem man, wenn die Maske fällt, sage: "Oh mein Gott, es ist Frank-Walter Steinmeier!"

Dieser Weltmeister ist der Hammerhai

"Die Beine sprechen irgendwie noch dagegen", zweifelt Ruth Moschner nach dem Auftritt des Hammerhais an ihrem eigenen Tipp. Die Moderatorin tippte nämlich auf den ehemaligen Profi-Fußballer Pierre Littbarski und Matthias Opdenhövel nährte ihre Zweifel: "Litti hat O-Beine ohne Ende. Den würde man nur an den Beinen erkennen!" Eine Stimme kann man verstellen – aber auch die Beine?

Ganz offensichtlich. Denn der Hammerhai wird am Ende von den Zuschauern aus der Show gewählt und als er am sehr späten Samstagabend seine Maske fallen lässt, steckt tatsächlich Pierre Littbarski im Hammerhai-Kostüm.

Und der hat für Matthias Opdenhövel sogar noch eine Erklärung für die fehlenden O-Beine: "Weißt du, wie schwer das ist, so gerade zu stehen? Kann ich mich jetzt wieder normal hinstellen?", witzelt der Fußball-Weltmeister und hat dann sogar selbst noch einen Kalauer parat: "Das war das Hai-light in meinem Leben."

Alle Kostüme der 5. Staffel von TMS

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.