Die von RTL sind schon ein paar Sparfüchse. Nicht nur, dass sie ihren Hauptdarstellern bei "Adam sucht Eva" kein Garderoben-Geld zur Verfügung stellen müssen, nein, der Sender gibt sich auch inhaltlich mit weniger als nichts zufrieden.
Gina-Lisa Lohfink weint. Verständlich, mag man sich jetzt denken, denn vielleicht dämmert der 32-Jährigen gerade, bei was für einem Format sie nun schon wieder unterschrieben hat. "Germany's next Topmodel", "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" oder "Die Alm" - immer, wenn es um die Kombination von Fernsehen und Sinnfreiheit geht, steht "
Nun also "Adam sucht Eva" und das Trash-Format spielt der Trash-Queen gleich in Folge zwei so übel mit, dass die Tränen fließen. Aus Folge eins steht nämlich noch die Entscheidung aus, welche der Damen von den Männern von Bord der "Adam sucht Eva"-Jacht gewählt wird.
"Wir mögen dich. Du bringst sehr viel Stimmung rein. Du bist seit dem ersten Tag da", beginnt Martin das Jury-Urteil. "Ja, wir lieben dich", ergänzt Nackt-Kollege Antonino und fügt hinzu: "Aber du bist ab und zu überaktiv." "Deswegen haben wir uns dazu entschieden, dass du das Boot leider verlassen musst", fasst Martin die Botschaft der beiden zusammen.
Es dauert ein paar Sekunden, bis Gina-Lisa dämmert, dass tatsächlich sie gemeint ist. Dann erst bricht sich die volle Enttäuschung Bahn: "Wirklich? Weil ich euch auf den Sack ging?", fragt Lohfink noch einmal nach.
Gangbang oder doch lieber nur eine Massage?
Doch, haha, ihre Kollegen haben Gina-Lisa nur auf den Arm genommen. Das Traurige an dieser bizarren Situation ist nicht etwa, dass Gina-Lisa froh ist, noch weiter auf dem Nackedei-Kahn bleiben zu dürfen. Am schlimmsten ist, dass ihre Konkurrentin Mahta bei ihrem Abgang lediglich als Grundlage für einen Witz herhalten muss.
Ja, selbst in dieser seltsamen Parallelwelt gibt es Momente, in denen es schwerfällt, kein Mitleid bei dem ganzen Treiben zu verspüren – auch oder besser gerade weil Mahta ihren eigenen Rauswurf mit ernster Miene ganz rational mit ihrem ohnehin nachlassenden Interesse an der Show zu erklären versucht.
Dabei begann in Folge eins noch alles so harmonisch. Man traf sich auf einer Luxusjacht vor Rhodos, führte den anderen seine Genitalien vor und für ein bisschen Gehirntraining setzte man sich in der Freizeit für eine Partie Begriffe raten zusammen.
Kaum ist Mahta von dannen geschwommen, knüpft die Gruppe an ihrem Besteben an, die Show als intellektuelles Aushängeschild des Senders zu etablieren: "Wo geht die Party ab? Jacuzzi! Gangbang!", leistet beispielsweise Marina ihren Beitrag, relativiert diesen aber gleich wieder: "Jetzt vielleicht nicht gleich Gangbang, aber machen wir Massage, oder?"
So wird’s dann auch gemacht. "Ich guck die ganze Zeit auf seinen Lümmel, ob der größer wird", offenbart Martin bei der folgenden Massage-Szene von Antonino und Marina nicht nur seine Gedanken, sondern den größten gemeinsamen geistigen Nenner, auf den man sich hier zu einigen in der Lage sieht. Selten hat ein Sender aus noch weniger Fernsehen gemacht.
"Ich bin auch am Penis tätowiert"
Nur der Frohmütigste hofft, dass der Einzug der neuen Kandidaten daran groß etwas ändert. Nach dem Schweizer Marvin kommt zum Beispiel Jan Sokolowsky, "Model und 'Love-Island'-Gewinner" an Board. Letztgenannte Job-Beschreibung ist insofern interessant, da man dachte, dass es bei dieser Show eigentlich nur Verlierer gibt. Aber gut. Es sei noch erwähnt, dass Jan Sokolowsky von RTL hier in der Gruppe der Promis geführt wird. Sein Erkennungszeichen: "Ich bin auch am Penis tätowiert."
Ihm zur Seite gestellt wird Sherilyn aus Brandenburg, die sich nach einer kurzen Kennenlernphase mit einer gewissen Gina-Maria Lohnfink auf einem Boot wähnt. Dabei hätte sie Lohfink eigentlich an deren Augen erkennen können. Die sind nämlich Gina-Lisas Lieblingskörperteil, "weil die echt sind".
Inhaltlich orientiert sich Folge zwei ansonsten an Klassenfahrtsabenden in Jugendherbergen. Im Anflug nackten Übermuts verkrachen sich Martin und Antonino, inklusive rührseliger Versöhnung, die man mit gemeinsamen Nackt-Situps beschließt. Der Auftakt für weiteren Streit, der hier mit einer Erwähnung schon überrepräsentiert ist.
Es ist schon eigenartig. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht haben Dschungelcamp und Co. tatsächlich ihre Spuren hinterlassen. Wie ist es sonst zu erklären, dass der Reflex, selbst beim dünnsten TV-Format noch irgendeine Relevanz entdecken zu wollen, bei "Adam sucht Eva" so völlig ausbleibt. Egal, wo man dort hinschaut, man sieht nur unendliche Leere.
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