Hat Joyn Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender geklaut? ARD und ZDF haben rechtliche Schritte eingeleitet, nachdem Formate wie "Tatort" bei dem Streamingdienst von ProSiebenSat1 aufgetaucht sind.
Bei Joyn stoßen Nutzerinnen und Nutzer dieser Tage auf ein ungewöhnliches Programm. Der Streamingdienst der ProSiebenSat.1-Sendergruppe hat plötzlich Formate der öffentlich-rechtlichen Sender im Angebot, das sich von der beliebten ARD-Krimireihe "Tatort" über die "heute-show" vom ZDF bis zu "Leschs Kosmos" und viele mehr erstreckt.
ARD und ZDF kündigen rechtliche Schritte an
ARD und ZDF zufolge hat der Medienkonzern die Angebote aus den Mediatheken der Sender ohne Zustimmung in seinen eigenen Streamingdienst eingebettet. Das sorgt bei den öffentlich-rechtlichen Sendern für Unmut. "Die von Joyn umgesetzte Form der Integration (Embedding) ist aus unserer Sicht rechtlich unzulässig und nicht im Sinne des öffentlich-rechtlichen Auftrags", erklärte eine Sprecherin der ARD am Dienstag (11. Februar) gegenüber dem Branchendienst "DWDL.de". Sie fügte hinzu: "Wir haben rechtliche Schritte eingeleitet." Es habe zwar zuvor Gespräche über eine Zusammenarbeit gegeben. In diesen habe die ARD aber das von Joyn nun umgesetzten Modell "explizit ausgeschlossen".
Am Mittwoch (12. Februar) äußerte sich auch das ZDF gegenüber "DWDL.de". "Das ZDF hat einer Integration der Mediathek in die Medienplattform Joyn in dieser Form nicht zugestimmt", erklärte ein Sprecher. Der Mainzer Sender tat es der ARD gleich: "Gegen die unzulässige Übernahme unserer Inhalte gehen wir rechtlich vor."
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ProSiebenSat.1 verteidigt sich
In München ist man sich allerdings keiner Schuld bewusst. "Embedding ist entsprechend der stetigen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshof rechtlich zulässig", erklärte ProSiebenSat.1 am Mittwoch gegenüber dem Mediendienst.
Erst vor kurzem hat ProSiebenSat.1 einen Deal mit ARD Plus und ZDF Studios gemacht, in dessen Rahmen für Joyn ein Sendungspaket geschnürt wurde. "Dazu haben wir einen vorläufiges Beta-Testing auf Joyn gestartet, um mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu prüfen, wie wir am besten die ARD- und ZDF-Mediathek-Inhalte embedden", erklärte ein Sprecher am Dienstag dem Portal "Cable!vision Europe". Man stehe hierzu im Austausch mit den Öffentlich-Rechtlichen. Auf die Frage, ob ProSiebenSat.1 dafür eine Zustimmung eingeholt habe, erhielt das Portal keine Antwort.
Verwendete Quellen
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