Am Donnerstagabend steht Frank Rosin bei "Rosins Restaurants" vor einer schweren Aufgabe. Zwei Syrer betreiben einen Imbiss, in dem nichts so richtig zusammenpasst. Doch der Sternekoch hat die beiden als Flüchtlinge nach Deutschland gekommenen Restaurantbetreiber ins Herz geschlossen und verordnet ihnen ein komplett neues Konzept.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Bei "Speedy Pizza" in Rulle, einem Ortsteil der Gemeinde Wallenhorst in der Nähe von Osnabrück, läuft es überhaupt nicht rund. Manchmal würden nur zwei Kunden am Tag vorbeischauen, erzählt Betreiber Mohammad Alkhamour.

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Der 30-jährige Syrer, der vor sieben Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen ist, hat einen Kredit im sechsstelligen Bereich aufgenommen, um sich das Haus mit dem Imbiss im Erdgeschoss und den Wohnungen darüber zu kaufen und sich seinen Traum von der Gastronomie zu verwirklichen.

Allerdings fehlt dem gelernten Zahntechniker das nötige Know-how. "Speedy Pizza" macht kaum Umsatz, aber der Kredit muss abbezahlt werden. Außerdem würde Mohammad gerne seine Familie in Syrien unterstützen. Sein Kumpel Jamal Akkashe, der ebenfalls im Haus wohnt und ihn im Imbiss unterstützt, kontaktiert deshalb Frank Rosin.

Für den Sternekoch wird die neue Folge von "Rosins Restaurants - Ein Sternekoch räumt auf" am Donnerstagabend auf "Kabel Eins" schnell zu einer echten Herzensangelegenheit. Und zu einer enormen Herausforderung.

Frank Rosin fällt ein hartes Urteil: "Das Essen ist grauenhaft"

Schon unmittelbar nach seiner Ankunft in Niedersachsen sieht Rosin, was in "Speedy Pizza" nicht passt. Das Fleisch am Dönerspieß ist nicht mehr frisch, seinen Lahmacun lässt Rosin deshalb lieber liegen. In der Küche und in dem gesamten Imbiss ist es nicht besonders sauber, weder ein Blumenkohlauflauf, noch eine Pizza schmecken dem Sternekoch. "Das Essen ist grauenhaft", lautet sein hartes Urteil.

Ähnlich desaströs fällt auch das Essen mit zehn Testpersonen in dem Imbiss aus. Das Dönerfleisch schmecke "wie ein alter Gummireifen", urteilt einer der Testesser, ein anderer findet die Gerichte "richtig furchtbar". Wiederkommen würde niemand aus der Gruppe. Die Testesser vergeben zwei von fünf Sternen. Ohne das sympathische Auftreten von Mohammad und Jamal wären es vielleicht sogar noch weniger geworden.

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Die Fluchterfahrungen der beiden Syrer beeindrucken Frank Rosin

Auch Frank Rosin schließt die beiden engagierten, aber gastronomisch unerfahrenen Syrer direkt ins Herz. Als sie ihm die Geschichte ihrer Flucht vor dem Krieg in ihrem Heimatland erzählen, verschlägt es dem Gastronom beinahe die Sprache. Mohammad berichtet, dass er auf dem Weg nach Deutschland 1.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt habe. "Viele haben es nicht geschafft, sie sind einfach gestorben", sagt er.

Die beiden erzählen, wie Schleuser Menschen in überfüllte Schlauchboote setzen und aufs Mittelmeer schicken, nur mit einer vagen Angabe, wo Griechenland liegt. "Mir ist einfach nur schlecht geworden", sagt Rosin, der nach den aus erster Hand erzählten Fluchterfahrungen angefasst wirkt.

Dass die beiden Syrer in dem Haus in Wallenhorst gemeinsam mit der 94-jährigen Gisela Vogelsang wohnen, macht die Geschichte noch herzergreifender. Die Seniorin erzählt, dass sie mit den beiden wie in einer Familie zusammenlebe und Mohammad und Jamal ihr schon oft geholfen hätten. "Die beiden sind Prachtexemplare. Mohammad ist wie mein Sohn, so liebe ich ihn auch", sagt die Rentnerin, die von den beiden Oma genannt wird.

Rosin verordnet "Speedy Pizza" ein neues Konzept

Für Frank Rosin ist klar, dass er "Speedy Pizza" ins Laufen bringen muss, um dem Trio zu helfen. "Wir müssen mit der wichtigsten Währung unserer Zeit arbeiten: Authentizität. Man muss euch glauben, was ihr kocht", gibt Rosin die Richtung vor. Das Konzept mit Döner, Aufläufen und Pizza überzeugt ihn nicht. Mohammad soll syrische Gerichte anbieten, aus der Küche seines Heimatlandes. Der Imbiss-Besitzer zögert allerdings, weil er glaubt, dass Gerichte wie Baba Ghanoush in Deutschland und speziell in einem kleinen Ort wie Wallenhorst nicht ankommen.

Also muss der Gastronom Überzeugungsarbeit leisten. Mit Mohammad besucht er zunächst einen erfolgreichen syrischen Restaurantbetreiber in Osnabrück, dann kochen die beiden zusammen. Und plötzlich dreht Mohammad so richtig auf und zeigt dem Sternekoch, wie die Rezepte seiner Mutter funktionieren. Es gibt Hummus, frisches Fladenbrot und Tabouleh. "Oma Gisela würde eine Arschbombe hier reinmachen", lobt Rosin, der von einem "magischen Moment" spricht.

Das "Speedy Pizza" wird als "falafilu" neu erfunden

Was dann folgt, ist das typische Vorgehen bei "Rosins Restaurants". Der Bauleiter und Ausstatter Florian Kogler bringt mit Mohammad das "Speedy Pizza" auf Vordermann, der Imbiss wird komplett neu im orientalischen Stil eingerichtet und künftig "falafilu" heißen. In Zusammenarbeit mit Rosin entsteht eine neue Speisekarte. Mit seinen syrischen Gerichten kann Mohammad im zweiten Anlauf dann auch die Testesser überzeugen, die nun die Bestwertung von fünf Sternen vergeben.

"Das ist so schön, ich fange gleich an zu weinen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich vor dem Finale von Rosins Restaurants von einem Gastronom so positiv überrascht wurde. Nicht nur kulinarisch, sondern das mein ganzes Herz aufgeht", lobt Frank Rosin nach einer seiner emotionalsten Rettungsmissionen. Fast wirkt es, als müsste er dabei ein paar Tränen zurückhalten.

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