Mädchen, denen man am liebsten Tüten voller Cheeseburger zuwerfen möchte und eine Moderatorin, die mit ihrer Stimme ein Trommelfell zum Bluten bringen kann, das kann nur eines heißen: "Germany's next Topmodel" ist zurück. In der zehnten Staffel geht es mal wieder um die Deutschlands schönste Mädchen. Und was die bereit sind, für die große Modelkarriere zu tun.

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Was haben uns neun Staffeln "Germany's next Topmodel" gelehrt? Ein Mädchen kann nie dünn genug sein. Bussi rechts, Bussi links ist ein international anerkanntes Erkennungszeichen unter Kleiderständern. Und Heidi Klum wird uns noch alle überleben.

Keiner hätte gedacht, dass das Model mit der Stimme in der Frequenz einer Kreissäge so lange im deutschen Fernsehen überleben würde. 2006 ging die Show nach dem US-Vorbild von Tyra Banks "America's Next Top Model" zuerst auf Sendung. Der Protest ließ nicht lange auf sich warten. Klum vermittele jungen Mädchen ein falsches Selbstbild, behandele sie wie Ware und treibe sie in die Magersucht. Neun Jahre später ist davon kaum noch etwas zu hören. Klum hat die Kritik wie der ewige Kanzler Helmut Kohl einfach ausgesessen.

Das liegt auch daran, dass sich ihre Persönlichkeit in der Show über die Jahre wandelte. Gab sie früher die Scharfrichterin, die Teenagerherzen mit einem Satz brach ("Ich habe heute leider kein Foto für dich"), versucht sie sich zunehmend als "die Heidi aus Bergisch Gladbach" zu inszenieren. Der bescheidene Weltstar, der immer noch das Mädchen von nebenan ist. Und nicht die Multimillionenmarke, zu der sie in den USA aufgestiegen ist.

Selbst Wolfgang Joop darf wieder mit dabei sein

Die neue Staffel zeigt das eindrucksvoll. Im Reisebus geht es durch die Republik, immer auf der Suche nach den "schönsten Mädchen Deutschlands". Die zukünftigen Models überrascht sie in der Wäscherei oder im Kaufhaus mit dem Satz: "Hallo, ich bin die Heidi." Dazwischen zeigt sich die Klum ungeschminkt oder futtert einen Döner. Den gebe es nämlich nicht in LA. Selbst Juror Wolfgang Joop darf wieder dabei sein. Ein Novum, denn normalerweise sägt die Klum jeden, der sich in ihrer Show größerer Beliebtheit erfreut als sie, schnellstmöglich ab. Bruce Darnell und Jorge Gonzaléz können auf Hochhackigen ein Lied dazu steppen.

Ansonsten hat sich bei "Germany's next Topmodel" wenig geändert. Zum Staffelauftakt überraschen die Juroren Mädchen mit der Teilnahme an der Show. Die reagieren immer gleich: 1. Mit "dem Wedler" (beide Arme hoch, die Handgelenke locker lassen und schütteln, schütteln, schütteln; das sorgt für verbesserte Luftzufuhr). 2. Mit "dem Kreischer in der Hüpfburg" (mit beiden Füßen wie ein Flummi immer wieder auf- und abspringen und in einer Stimmlage kreischen, bei der Fensterscheiben das Weite suchen).

"Ich würde dich gerne mal im Bikini tanzen sehen"

Wenn sich die hysterischen Gemüter gelegt haben, geht es im zweiten Teil der ersten Folge auf den berüchtigten Laufsteg der Show. Da das natürlich allein zu öde wäre, dreht sich das letzte Stück des Catwalks. Die Folge: Ein Mädchen nach dem nächsten stakst knapp an einer Bänderdehnung vorbei. Die Jury, bestehend aus Heidi Klum, Wolfgang Joop und Thomas Hayo, beschäftigt sich aber mit anderen Fragen. "Sollen wir sie mal was machen lassen?" (Heißt: "Hüpf mal leicht bekleidet auf und ab") oder "Ich würde dich gern mal im Bikini tanzen sehen." Die Mädchen sagen: "Sehr gern."

Da aber reine Schönheit auf Dauer ziemlich langweilig ist, gibt es bei "Germany's next Topmodel" mittlerweile auch einen gewissen Anteil an Wahnsinn, wie man ihn von anderen Casting-Formaten kennt. Eine verwirrte Kandidatin macht Bauchtanz. Eine andere einen Spagat. Die nächste springt auf einem Einrad wie ein Jo-Jo. Wieder eine andere hat die Hälfte ihres Gesichts wie einen Totenschädel geschminkt. Und ein paar Männer in High Heels gibt es auch noch. Sonst passiert nicht viel. Stattdessen heißt es immer und immer wieder: "Wir sehen dich morgen im Bikini." Im Universum der Casting-Shows so etwas wie der ultimative Cliffhanger.

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