Ja, wo laufen sie denn? In Folge zwölf zeigt "Germany's Next Topmodel", dass der Show nach 18 Jahren offenbar ein bisschen die Ideen ausgehen. Deshalb sammeln die Models richtig viele Bonus-Meilen. Und Julian beweist, dass ein Football-Unfall noch lange kein Beinbruch ist. Alles zusammen ist das dann die 50-3-1-1-2-3-13-16-Formel.
Höher, schneller, dümmer: Seit 18 Jahren zermartert sich die GNTM-Redaktion den Kopf, mit welchen Absurditäten sie die Zuschauer denn so bei Laune halten kann. Herausgekommen sind allerlei skurrile Shootings und Plemplem-Walks, doch die neueste Folge zeigt, dass man sich all die Jahre gar nicht so doll hätte anstrengen müssen. Denn zum einen geht es auch wesentlich einfacher, zum anderen muss man den Models manchmal einfach nur sagen: "Geht doch mal ein bisschen an den Strand!" - und schon steht eine ganze Folge wie von selbst.
Die Model-Truppe bekommt diesmal nämlich Freigang und der führt sie zum Malibu Beach. Man tollt herum und tummelt sich und ein paar Models kommen auf die Idee, einen Football hin und her zu werfen. Julian ist auch dabei und aus "so einem Ego-Ding" heraus will er einen Wurf fangen und bringt seinen kleinen Finger dadurch in eine unnatürliche Position. "Der stand so", erklärt Julian und deutet in eine Richtung, in die er bei intakter Anatomie nicht hätte deuten sollen. "Das Bild war schon witzig, wie er da stand mit seinem Finger, oder?", hat zumindest Armin seinen Spaß.
GNTM: Aus eins mach drei
Eine röntgenmedizinische Erstuntersuchung bringt für Julian zum einen die Erkenntnis, dass sein kleiner Finger "in drei Stücke" gebrochen ist und zum anderen leichte Zweifel, ob seine noch nicht begonnene Model-Karriere hiermit schon vorbei ist. Die Röntgenuntersuchung versetzt allerdings auch der Dramaturgie einen kleinen Push, denn es bleibt ein bisschen unklar, ob Julians Finger konservativ behandelt werden kann oder ob er operiert werden muss. Der Zuschauer dürfte jedenfalls dankbar für diese ungeplante Zwischenstory sein, denn bei der Spannung sieht es in den nächsten drei Stunden ein bisschen mau aus.
Die GNTM-Redaktion ist nämlich auf eine Idee gekommen, die sich beim Brainstorming offenbar ein bisschen aufregender angehört haben muss, als es die Umsetzung dann zeigt. Die Models, so will es
Was die Klum damit eigentlich sagen will: So langsam gehen der Produktion die Ideen aus, also macht man alles wie immer, nur eben dreimal und auf einem 50 Meter langen Catwalk. Außerdem streckt das eine Folge so herrlich lang, weil dreimal einfach nur das Gleiche passiert. Das spart Zeit, Anrufe, Geld und vor allem die Notwendigkeit, sich mal etwas wirklich Neues auszudenken. Die meisten Zuschauer glauben ja immer noch, dass hier tatsächlich Models ausgebildet werden sollen, dann nehmen die uns auch das ab. Clever, was?
"Haltet die Beine zusammen!"
Und so geht sie los, die große Lauferei und dafür hat die Klum mit Micky Kurz nicht nur einen Catwalk-Trainer gebucht, nein die drei Designer sind bei der Generalprobe selbst vor Ort und unterstützen die Models mit Tipps. Kevin Germanier macht zum Beispiel Upcycling-Mode aus dem, was die Fashion-Industrie so wegwirft, und erklärt den Models, wie sie mit seiner Mode umgehen sollen: "Was ich von euch erwarte: Ihr tragt die Mode und nicht die Mode trägt euch." Na, das wäre auch noch schöner! Am Ende steht die Mode ewig in der Umkleide-Kabine und trödelt herum, während sie in ein Model schlüpft. Die Sache mit dem 50-Meter-Catwalk dauert ja schon lange genug.
Aber auch die Klum greift aus dem Off mit Anweisungen ein. Denn weil jeder Designer seine ganz genauen Vorstellungen für die Präsentation seiner Mode habe, warnt die Klum: "Beim Teaching sollten meine Models also genau aufpassen und jede Minute zum Üben nutzen, damit sie am Show-Tag wissen, was zu tun ist", erklärt die Klum. Warum sie das sagt? Weil sie so später maximal dramatisch kritisieren kann, wenn die Models ihren Tipp nicht beherzigt haben. Blöd nur, dass sie das dem Kameramann sagt und nicht ihren Models.
Da hat es Designer Germanier einfacher, denn er hat mit Micky Kurz einen Hinweis-Assistenten. Der Designer sagt es dem Coach und der Coach sagt es den Models. Also eine Art Modelflüsterpost. Die Anweisungen sind jedenfalls sehr präzise: Nicht am Outfit nesteln, keine merkwürdige Pose am Ende und ganz wichtig: "Haltet die Beine zusammen!" Da lässt die zweite Designerin mehr Raum für Spekulationen: "Für Esther Perbandt ist es superwichtig, dass die Models selbstbewusst rüberkommen, aber trotzdem mit einer Leichtigkeit und mit 'ner Freiheit", erklärt Coach Kurz. Außerdem sollen die Models auf dem Hinweg langsam laufen und auf dem Rückweg schnell.
Und die Zusatzzahlen sind …
Und so üben die Models das Hin- und Herlaufen, doch vor allem Lucas hat da einen kleinen Hänger: "Ich hab allgemein nicht so 'nen geilen Tag, heute", findet Lucas, als schon wieder an ihm herumgekrittelt wird. Seine Idee: "Ich übe heute einfach bis drei Uhr nachts, um morgen einen rauszuhauen!" Das ist die richtige Einstellung! Nur daran denken: "Ihr tragt die Augenringe und nicht die Augenringe tragen euch!"
Rausgehauen wird beim dreifachen 50-Meter-Walk am nächsten Tag aber erst einmal Julian. Denn nach dem ersten Walk muss der nochmal zum Chirurgen. "Gesundheit geht vor!", findet nämlich die Klum, was ein wenig seltsam klingt, hat sie nur kurz zuvor doch ihre Models in unlaufbaren Umknick-Schuhen über den langen Laufsteg geschickt. Über Julian schwebt aber immer noch eine drohende Operation, doch der behandelnde Chirurg lässt bei der mühsam aufgebauten Dramaturgie schnell die Luft raus. Denn statt eines komplizierten Live-Eingriffs auf einem 50 Meter langen OP-Tisch, gibt es für Julian nur ein kleines Tape um seinen Finger.
Und so geht sie weiter, die nicht enden wollende Lauferei nach der 50-3-1-Formel: 50-Meter-Laufsteg, 3 Designer und 1 gebrochener Finger. Lediglich am Schluss wird es ein bisschen spannender, als wie immer die Zusatzzahlen gezogen werden: Denn als 1 Heidi Klum mit Lucas und Lydwine 2 Models nach knapp 3 Stunden Herumgelaufe aus der Show schmeißt, sind in Folge 13 nur noch 16 Models mit dabei.
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