Für den Zuschauer ist es ein Glücksfall, wenn sich ein Kandidat bei der "Höhle der Löwen" mal im Ton vergreift und damit für ein bisschen Wirbel sorgt. In der jüngsten Folge übertrieb es ein Jungunternehmer aber ein bisschen mit der Schnoddrigkeit. Vor allem Nico Rosberg fand das gar nicht lustig.

Christian Vock
Eine Kritik
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Der Ton macht die Musik! Es gibt wohl kaum ein Kind, das diesen Spruch noch nicht gehört hat. Natürlich gibt es viele Sprüche, die es zu zweifelhaften Erziehungsmethoden gebracht haben, aber in der Sache ist das mit dem Ton und der Musik nicht ganz falsch. Insbesondere, wenn man etwas von jemandem möchte.

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Wer sollte das besser wissen als Bilal und Adil Zafar. Die beiden Brüder haben richtiggutbewerben.de gegründet. Weil der ältere Bruder Bilal während seines Studiums gemerkt hat, dass ihm Bewerbungen gut von der Hand gehen, hat er aus seinem Talent eine eigene Firma gemacht. Bei richtiggutbewerben.de kann man sich von Experten aus verschiedenen Branchen seine individuelle Bewerbung schreiben lassen.

Und weil das offenbar bisher ganz gut lief, kann man durchaus annehmen, dass Bilal Zafar die Sache mit dem Ton und der Musik ganz gut beherrscht, schließlich geht es bei Bewerbungen ja genau darum. Gute Voraussetzungen also für eine erfolgreiche Präsentation bei der "Höhle der Löwen", denn so ein Pitch ist ja nichts anderes als eine Bewerbung. Doch am Dienstagabend sollte Bilal Zafar an einer Stelle einen ganz falschen Ton erwischen.

"Höhle der Löwen": Nico Rosberg freut sich nicht über "unfassbare" Marge

Zunächst lief alles eigentlich reibungslos. Die beiden Brüder kamen zu den "Löwen", stellten ihr Produkt vor und erklärten ihr Anliegen: 100.000 Euro wollten die beiden und würden dafür zehn Prozent ihrer Firmenanteile abgeben. Natürlich hatten die "Löwen" Fragen und die beiden Brüder hatten die Antworten. So weit, so harmlos, kritisch wurde es erst, als die beiden auf ihre Unternehmenszahlen zu sprechen kamen.

15.000 Bewerbungen haben die beiden Brüder bisher mit ihrem Unternehmen geschrieben und nach eigener Aussage dabei knapp zwei Millionen Euro Umsatz gemacht. Werte, die Nico Rosberg beeindruckten: "Das sind ja unglaubliche Zahlen." Ein paar Minuten später sprach der Jungunternehmer auch noch über seine Gewinnspanne: "Unsere Marge liegt bei unfassbaren 70 Prozent." An dieser Stelle hätte es Bilal wohl besser einfach bei dieser Zahl belassen sollen.

Doch um die Zahlen noch eindrucksvoller erscheinen zu lassen, zog der 30-Jährige ein Päckchen mit einer weißen Substanz aus der Hosentasche und verkündete stolz: "Unsere Marge ist also so hoch wie beim Drogenhandel." Ja, das mit dem richtigen Ton ist auch eine Sache des richtigen Zeitpunkts. Bei einem alkoholgeschwängerten Männerabend wäre der Spruch sicher ein Knaller gewesen, in einer Investorenrunde eher nicht so.

Zumindest trieb der Drogenspruch die Zweifelsfalten auf Nico Rosbergs Stirn. "An der Stelle möchte ich mal sagen: Ich hab' hier gerade kein gutes Gefühl. Irgendwas passt hier gerade nicht zusammen", kritisierte Rosberg. "Das war auch als Scherz gemeint", versuchte Bilal seinen Spruch noch zu retten, doch Rosberg überzeugte das nicht: "Bei mir zieht's grad alles zusammen. Das ist alles zu gut und dann jetzt Drogen noch und so weiter – ich bin sofort raus."

Carsten Maschmeyer ist gnädig mit Gründern

Carsten Maschmeyer war da weniger zimperlich: "Irgendwie haben Sie was. Ich hab' in ihrem Alter auch blöde Witze gemacht. Das tun wir jetzt mal beiseite." Taten sie tatsächlich, denn weil Maschmeyer bereits in ein Unternehmen für Videobewerbungen investiert hatte, sah er in den beiden Brüdern eine ideale Ergänzung. Am Ende einigten sich die drei auf 100.000 Euro für 15 Prozent der Unternehmensanteile.

"Alter Schwede, was habt ihr euch dabei gedacht?", fragte "Höhle der Löwen"-Moderator Amiaz Habtu die Brüder, als sie von Maschmeyer nach dem Deal aus der Höhle geführt wurden. Bilal Zafar sei sich durchaus bewusst gewesen, dass der Spruch ein Risiko birgt und habe sich gefragt, ob er damit eine Grenze überschreitet. "Aber am Ende ist alles gutgegangen ist", erklärte Zafar und löste noch die Frage nach der weißen Substanz auf: "Es ist Zucker."

Carsten Maschmeyer bei DHDL: "Da mache ich nicht mit"

Den richtigen Ton, aber nicht die richtige Vorgehensweise traf die nächste Gründerin. Sandy Glückstein stellte mit PoBeau eine Po-Pflegeserie vor: "Masken für einen schönen Po". 200.000 Euro wollte Glückstein für zehn Prozent ihrer Firma, das war für Ralf Dümmel zu viel oder wie er es themenspezifisch formuliert: "Die Bewertung ist für den Arsch."

Auch Carsten Maschmeyer passte etwas nicht. Als Glückstein ihm ein Vorher-Nachher-Foto eines Pos zeigt, warf Judith Williams ein: "Das ist bearbeitet." "Moment, das mag ich gar nicht", ging Maschmeyer bei Glücksteins Erklärung dazwischen. "Vorher-Nachher ist ein Leistungsversprechen (…), da mache ich nicht mit", erklärte Maschmeyer und auch die anderen Löwen wollten nicht anbeißen. Glückstein musste also erst einmal woanders den richtigen Ton treffen.

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