So eine Trash-TV-Show braucht im Grunde zwei Dinge: Einen, der sie macht, und die, die das Ganze mit sich machen lassen. Oder anders: RTLZWEI gibt das Setting vor, die Zuschauer unterhalten müssen die Kandidaten. Und da hat jeder so seine ganz eigene Art. Die einen haben zum Beispiel eine Geschichte im Gepäck: Daniel Schmidt seinen Job in der "asozialsten Kneipe Europas", Serkan Yavuz das Tamtam um seine 1-Euro-Gage, Eva Benetatou und Tim Sandt die Aufarbeitung ihres Streits aus dem "Sommerhaus der Stars" und Sarah Knappik die angebliche Wandlung zur Knappik 2.0.

Christian Vock
Eine Kritik
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Um diese Figuren und ihre Geschichten kreisen die Kandidaten, die als Unterhaltung nur sich selbst mitbringen: Matthias Mangiapane begleitet alles mit seiner exaltierten Art, Giulia Siegel gibt die taffe Dame von Welt, die nur aus Langeweile von ihrem DJ-Pult in die Niederungen des Trash-TVs herabsteigt, Bernd Kieckhäben ist der sympathische Typ, der allen die Haare macht und Manni Ludolf … nun, Manni Ludolf ist eben Manni Ludolf.

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Sarah Knappik bangt um ihre weltweite Haar-Kampagne

Dann gibt es noch die Gruppe, die mit leeren Händen in die Sala gereist ist, denn sie bringt weder das eine noch das andere mit oder nur unzureichend. Uschi Hopf trat außer mit ihrem Älter-als-die-anderen-Sein nur sehr wenig in Erscheinung und die Geschichte von Antonia Hemmer und ihrem unsympathischen Ex war schon auserzählt, bevor der "Kampf der Realitystars" überhaupt losging. Dass beide in der vergangenen Folge rausflogen, wird die Handlungsstränge der Show also kaum durcheinanderbringen.

Schlussendlich gibt es noch einen Umstand, den haben weder RTLZWEI noch die Kandidaten einkalkuliert: das Leben. Das trifft in Folge vier nun Sarah Knappik und zwar am Kopf. "Das ist 'ne Katastrophe", beginnt Knappik die Folge und erklärt die Hintergründe: "Wegen meinen Haaren. Die fallen beim Bürsten alle komplett aus." Der Grund ist für Knappik schnell ausgemacht: "Es liegt an der falschen Pflege." Für einen Realitystar wie Knappik ein Unding, weshalb sie von der Produktion umgehend eine Haarkur verlangt.

Alle, denen der Hintergrund dieser Forderung unklar ist, klärt Knappik auf: "Ich arbeite mit meinen Haaren. Ich model auch mit meinen Haaren. Ich hab 'ne weltweite Haar-Kampagne mit meinen Haare. Das ist für mich grad 'ne Katastrophe." Doch Knappik, der Mann vom Schnitt und RTLZWEI sehen schnell ein, dass dies eine Geschichte ins Nichts ist. Deshalb schöpft die Produktionsfirma lieber schnell aus dem schier unendlichen Kandidaten-Pool und bringt erst Emmy Russ und dann Percival Duke an Land.

Emmy Russ: "Ich bin egoistisch, ich bin scheiße, ich bin faul"

Da fragt sich der Zuschauer nach dem Googeln der Namen, was diese beiden denn an Unterhaltungswert in die Show mitbringen und Reality-Sternchen Russ verfolgt hier einen erprobten Ansatz: "Ich bin egoistisch, ich bin scheiße, ich bin faul." Percival hingegen hat erst einmal fernsehgeschichtlichen Wert, denn RTLZWEI zapft mit seinem Engagement eine potenzielle Reality-TV-Quelle an, die andere Sender bisher noch nicht so auf dem Schirm hatten: ehemalige Kandidaten bei "The Voice of Germany".

Und Percival macht sich auch erst einmal ganz gut, etabliert sich auch mithilfe der Produktionsfirma als arroganter und verwöhnter Star von Weltruhm. "Das ist das Ekelhafteste, was ich je in meinem Leben probiert habe", moniert Percival den für ihn exklusiv arrangierten Wein und über seine Sala-Kollegen und -Kolleginnen urteilt der Sänger: "Ich kenne gar kein Gesicht da draußen." Nun geht es ihm da nicht wesentlich anders als dem Zuschauer, doch je länger die Folge dauert, desto mehr geht Percival die Luft aus.

Bleibt also noch Emmy Russ und die bringt den Umstand, dass sie, wie sie sagt, "Menschen hasst" gleich von Beginn an ein. Sie will "auf süß machen", um "mein Teuflerisches hinter mich zu verbergen". Doch als sie Daniel Schmidt bittet, mit ihr das Bett zu tauschen, dämmert ihr, dass dieses Spiel vielleicht auch die anderen beherrschen: "Das machen die eigentlich alles, dass ich die nicht nominiere und rausschmeiße." Schmidt bestreitet zwar solche Absichten, aber erst einmal muss Russ noch ihrem Ruf gerecht werden und bekommt gleich die Gelegenheit dazu.

Tim Sandt ist raus und Sarah Knappik in der Zwickmühle

Sie und Percival haben nämlich zwei Aufgaben: Die beiden sollen jemanden unverzüglich vor der Rauswahl schützen. "Das gefällt mir natürlich nicht so gut: Dass ich jemandem was Gutes tun muss", meint Russ, darf aber, so Aufgabe zwei, zum Ausgleich auch noch jemanden direkt rausschmeißen. Weil sie den anderen zeigen will, dass sie keine Mitläuferin ist, erklärt Russ Daniel Schmidt für gerettet. Tim Sandt hingegen muss gehen, lieferte er für Russ doch bisher zu wenig ab. Sie habe ihn kaum gesehen und fand ihn "auch nicht unterhaltsam."

Für Eva Benetatou die Gelegenheit, kurz in Erscheinung zu treten: "Damit hab ich nicht gerechnet, aber natürlich erledigen sich manche Dinge einfach von selbst", scheint Benetatou nicht unglücklich über den Rauswurf Sandts – vergisst dabei aber, dass ihr damit natürlich ihre bisherige Geschichte wegbricht. Das kann im Kampf um Sendezeit nach hinten losgehen. Jetzt bleibt ihr nur noch die eher gewollte Flirterei mit Paul Janke. Doch da ist Benetatous Sendezeit auch schon vorbei, denn plötzlich steht Sarah Knappik im Mittelpunkt.

Knappik und Janke gewinnen ein Safety-Spiel, müssen aber nun untereinander auskaspern, wer gerettet wird. Knappiks Argument für sich: "Wenn ich nicht safe bin, bin ich heute weg", sagt sie zu Janke, dessen Punkt ist aber: Sollte Knappik gerettet werden, muss er jemanden bei der Rauswahl nominieren, den er lieber in der Sala haben will als Knappik. Ein Dilemma, das Giulia Siegel nicht gelöst haben möchte, ohne ihre Meinung dazu abgegeben zu haben.

Knappik und Ludolf erhalten eine zweite Chance

Siegel unterbricht die Beratungen von Janke und Knappik, denn sie möchte dazu "einen Satz sagen". Am Ende werden es sieben: "Wenn du gut aus dem Format rausgehen willst, überlässt du Paul die Karte. Wenn du schlecht aus dem Format rausgehen willst, nimmst du die Safety. Du stehst aktuell nicht gut im Format da. Wenn du positiv rausgehen willst, sagst du: 'Hey, Paul nimm du sie!' Das ist das Einzige, was ich dazu sagen kann. Vielleicht könnt ihr das besprechen. Nur, wie du rausgehen willst, für Family und Kind."

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Ein manipulativer Affront für Knappik, doch Siegel ist sich sicher, "Sarah ist auserzählt." Am Ende überlässt Knappik schweren Herzens Janke das Safety-Ticket und so kommt am Ende, was kommen muss: Sarah Knappik und Manni Ludolf werden von den anderen aus der Show gewählt – vorerst. Denn plötzlich bekommen sie das Angebot: Wer bereit ist, mehr von seiner Gage abzuziehen, als der andere, bekommt eine zweite Chance. "Jetzt mal ehrlich: Wir sind doch einfach die coolsten, oder?", fragt der Off-Sprecher rhetorisch und man würde ihm zustimmen, wäre ein paar Sekunden später nicht in der Vorschau zu sehen, wer hier offenbar den höchsten Betrag geboten hat – und damit eine neue Geschichte gewinnt.

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