Wenn auf einer TV-Show "Familienunterhaltung" draufsteht, dann bedeutet das in der Regel "Kinderunterhaltung". Bei der neuen RTL-Show "Keep it in the Family", die Freitagabend zum ersten Mal lief, ist das nicht anders.

Christian Vock
Eine Kritik
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Die ersten Zweifel kommen gleich am Anfang. Kaum kommt Moderator Daniel Hartwich aus den Kulissen die kleine Showtreppe hinunter gelaufen, begrüßt er die Zuschauer mit einem "Hier ist die Show für Groß und Klein."

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Soso. Für Groß und Klein. Damit bewirbt man gewöhnlich Stadtfeste in der Uckermark. Oder Niederbayern. Oder sonst wo. Mit Stelzenlaufen und Pedalo-Wettrennen. Das ist selten etwas für Groß, manchmal etwas für Klein, aber nie etwas für Groß und Klein.

Trotzdem schiebt Hartwich vollmundige Ankündigungen hinterher: "Wir haben tolle Spielrunden für Sie vorbereitet. Wir haben irre Preise. Und wir haben großartige Familien, die den ganzen Spaß mitmachen."

Spätestens nach diesem Satz werden die ersten Zweifel zu Bedenken, denn diese ständige Vorab-Selbstbejubelung ist in der Zwischenzeit viel zu reflexhaft, als dass man sie noch ernst nehmen darf.

"Keep it in the Family": Bitte keine Promis mehr!

Als dann aber Hartwich androht, dass die Preise von "Let's Dance"-Promis präsentiert werden, wird aus der vermeintlichen Familienshow ein Bedrohungsszenario.

Zumindest für Zuschauer, die wenigstens irgendwann einmal wieder eine Unterhaltungsshow sehen wollen, bei der nicht irgendeine Kurzzeitbekanntheit ihre Nase in die Kamera hält. Kurzum: ein schwieriger Start.

Dass "Keep it in the Family" am Ende aber dennoch eine leidlich unterhaltsame Familienshow geworden ist, hat also andere Gründe.

Da ist erst einmal das Konzept: Drei Familien kämpfen in kurzen Spielchen gegeneinander um Punkte.

Pro Spiel darf sich der Teamcaptain zwischen zwei Preisen entscheiden: einem für Kinder und einem für die ganze Familie beziehungsweise für die Erwachsenen.

Da stehen dann zum Beispiel 1.000 Tafeln Schokolade gegen einen Elterntanzkurs zur Wahl.

Die Siegerfamilie hat dann am Ende noch einmal die Wahl zwischen fünf Preisen – von der Kreuzfahrt bis zum Jahresvorrat Einlegegurken

Familienfreundlich ist vor allem die Länge

Die Spiele selbst sind dabei so bunt, laut und vor allem harmlos, dass sich die Show problemlos jede Familie ansehen kann, der miteinander reden schon zu aufregend ist.

Da müssen zum Beispiel die Familien die Aufführung einer Comedy-Tanz-Truppe nachstellen oder Äpfel mit einem Korb auf dem Kopf auffangen.

Dass die Show sich mit zwei Stunden dem Überlängen-Trend von "Schlag den Star" und Co. entgegenstellt, ist ebenfalls auf der Habenseite zu verbuchen. So fallen die Diskussionen, ob die Kinder das Ende der Show um 2:00 Uhr morgens noch erleben dürfen, schon einmal weg.

Und dann ist da noch Moderator Daniel Hartwich. Der führt gewohnt flapsig und ironisch durch den Abend.

Als Vater Millers beispielsweise erklärt, dass er gerne einmal ins "Dschungelcamp" gehen würde, antwortet Hartwich: "Ich sach mal, man sieht dich gerade im Fernsehen, das reicht heutzutage für 'nen Promi-Status."Das ist der Hartwich-Humor, den man aus allen seinen Moderationen, ob "Dschungelcamp", "Supertalent" oder "Let's Dance", kennt.

Hartwich ist inzwischen das RTL-Breitband-Moderativum. Mit seiner Art, die nichts ernst nimmt, kann er jede Unterhaltungsshow weg moderieren – und er macht es auch.

Was sollte das mit der Falltür?

Unterm Strich steht "Keep it in the Family" also für Show-Acts wie die Handtuchtänzer oder eine Schattenspieltruppe, Kandidaten, mit denen man bei Sympathie mitfiebern kann, ein bisschen Action, eine Prise Comedy, ein wenig Klamauk und eine kinderfreundliche Länge.

Warum es für die Präsentation der Preise zum einen die Jury aus "Let's Dance" gebraucht hat und diese sich dann zum anderen auch noch mit einem Abgang durch eine Falltür verabschieden musste, bleibt indes ein Geheimnis.

Das alles schweißt einen zwar nicht vor dem Fernseher fest, aber für einen Familienabend taugt es allemal.

Für Groß ist "Keep it in the Family" zwar wie erwartet eher nichts, aber so ein Stadtfest kann ja auch mal ganz nett sein.


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