• Zum Staffelabschluss seiner ZDFneo-Kochshow empfängt Jan Böhmermann Lady Bitch Ray.
  • Die Autorin, Linguistin und feministische Skandalrapperin bedient ihr Image genüsslich.
  • Der Gastgeber muss sich als "Lauch" und "alter weißer Cis-Mann" beschimpfen lassen.

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Auch bei "Böhmi brutzelt" (ZDF) bleibt weibliches Sekret Reyhan Şahins Hauptreferenz: Für fermentierte Softdrinks auf Apfelbasis hat die als zuverlässig provokante Rapperin "Lady Bitch Ray" bekannt gewordene Autorin und Linguistin nicht viel übrig. Noch weniger als für "alte weiße Cis-Männer". (Als Cis-Mann/Cis-Frau werden Personen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde; Anm. d. Red.)

"Dich haben sie damals bei Radio Bremen gepusht, mich rausgekickt": Bei Staffelfinale der eher unorthodoxen Kochshow mit dem Ebenfalls-Bremer und früherem Radiokollegen Jan Böhmermann ("Ich habe sie 20 Jahre lang nicht gesehen und jetzt ein bisschen Angst") ergreift Lady Bitch Ray die Gelegenheit, alte Wunden aufzureißen.

"Gesellschaftlich missverstanden" habe sie sich als junge Moderatorin gefühlt, sagt sie zum Staffelabschluss der ZDFneo-Show. Damals, als der Sender aufgrund "pornografischer" Inhalte ihrer Songtexte 2006 die Zusammenarbeit beendete. "Die wollten halt einen weißen Lauch und keine geile Woman of Color". Was blieb ihr daraufhin anderes übrig, als ihren ganz speziellen Weg weiterzuverfolgen, mit berüchtigten Stationen wie einem Döschen Vaginalsekret für Oliver Pocher, Beleidigungen bekannter Pop-Sängerinnen und einem Glas Wasser ins Gesicht des Journalisten Ulf Poschardt, von dem wiederum sie sich beleidigt fühlte.

Lady Bitch Ray: "Schlimm, wenn alte weiße Cis-Männer über Sex sprechen"

In den letzten Jahren folgte ein Rückzug ("Bei meiner letzten Depression bin ich laktoseintolerant geworden"), doch nun ist die "Basilikumblüte" ("Mein Vorname übersetzt") mit alevitischen Eltern und Bremen-Gröpelinger Prägung ("Früher hätten wir dich verprügelt") zurück.

In den Topf kommen bei ihr pikante weiße Bohnen mit Tomatensoße ("Kuru Fasulye"). Das extra darauf abgestimmte alkoholfreie Getränk auf fermentierter Apfelbasis ("Aha, so was wie Kambodscha, oder?") weckt eindeutige Assoziationen: "Schmeckt wie Muschiwasser." Sein Boeuf Stroganoff kommentiert Jan Böhmermann lieber selbst: "Ein bisschen säuerlich, muss man mögen."

Aber Lady Bitch Ray mag das Gericht und auch Böhmermann – das Kochmesser erhebt sie nur ein einziges Mal gegen ihn. Wirklich zugeben kann sie ihre offenkundige Sympathie aber nicht: "Schlimm, wenn alte weiße Cis-Männer über Sex sprechen." Dabei habe doch auch sie "im Fernsehen einige Leichen hinterlassen", erinnert Böhmermann. "Nicht mehr als du", erwidert Lady Bitch Ray: "Aber du hattest halt das Lauch-Ticket."

"Radio Bremen muss mir noch ein Arbeitszeugnis schicken"

Ihr selbst mache man es auch im akademischen Bereich immer schwerer als nötig: "Wenn du habilitiert bist, bedeutet das nicht automatisch eine Professur, und ich bekomme ganz oft keine Forschungsgelder." Als Linguistin beleuchtet sie professionell die Struktur von Sprache, während ihr Vater ihr eine politische Karriere prognostiziert ("Wann übernimmst du von Merkel?").

Als TV-Gestalt fühlt sie sich kaum nachvollziehbar "auf Sex reduziert". Vielleicht weisen ihr ihr laut Böhmermann ausgezeichnetes Bohnengericht, ihre durchaus selbstironisch gewordenen Provokationen und ein letzter Füller im Lebenslauf nun doch einen soliden Berufsweg: "Radio Bremen muss mir noch ein Arbeitszeugnis schicken.

""Böhmi brutzelt mit Lady Bitch Ray" ist ab sofort in der ZDF-Mediathek abrufbar. ZDFneo zeigt die Sendung am Samstag, 6. August, um 19.45 Uhr.

(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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