Eine Tattoo-Dichte wie bei "Berlin - Tag und Nacht" und Kandidaten vor der mentalen Kernschmelze: Die neue RTL2-Kuppelshow "Love Island" ist so schlechtes Fernsehen, dass es schon wieder lustig ist.

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Das alles kann nicht echt sein. Diese Sendung muss sich ein ehemaliger Aufnahmeleiter des "Bachelor" in Amarula-Koma nach zuviel YouPorn-Konsum ausgedacht haben. Und dabei aus Versehen das beste schlechteste Fernsehen erfunden haben, das RTL II und damit auch das deutsche Fernsehen, ach was, die Welt je gesehen hat.

Aber beginnen wir von vorn. Das Konzept der aus Großbritannien stammenden Show, deren letzte Staffel dort für diverse Skandale sorgte (ein Kandidat schmuggelte Viagra ins Haus, eine Teilnehmerin wurde auf einem Sex Tape erwischt) ist simpel: Bei "Love Island" treffen fünf Männer in einer Villa auf Mallorca auf fünf Frauen, um sich zu verlieben.

Damit es nicht allzu romantisch wird, kommt bis zum 2. Oktober jeden Tag ein Single dazu, der die Zweisamkeit stört und für den Rausschmiss eines anderen Teilnehmers sorgt. So weit so bekannt.

Damit enden aber die Ähnlichkeiten zu "Der Bachelor", "Big Brother" und "Adam sucht Eva". In "Love Island" ist alles extremer. Als habe hier einer die Niveaulosigkeit all dieser Shows konsequent zu Ende gedacht und gleichzeitig die perfekte Satire darauf geschaffen.

"Wir starten jetzt die Paarungszeremonie"

Präsentiert wird das Format von einem Kondomhersteller.

Der erste Satz von Moderatorin Jana Ina Zarrella lautet: "Hier kann alles passieren. Die Betten sind auf jeden Fall frisch bezogen."

Die Kandidatinnen kommen bereits im Bikini, vornehmlich im Tanga, an. Die Männer sind ausnahmslos großflächig tätowiert und eingeölt. Sie alle sehen nicht nur aus, als wären sie dem Porno-Parodie von "Berlin Tag & Nacht" entstiegen, sie heißen auch so: Chethrin, Silvain und Sabria zum Beispiel.

Doch das ist nicht alles. Die meisten der Teilnehmer sind irgendwie "Model".

Was man eben so sagt, wenn einen die Mutter fragt, warum man mit keinem Kleidungsstück, das breiter als 30 Zentimeter ist, zur Arbeit geht.

Die Kriterien für den perfekten Partner sind erfrischend niedrig: "Ich suche einen großen Mann, damit ich meine hohen Schuhe anziehen kann."

Die Hälfte der Frauen hat sich optisch optimieren lassen und gibt das auch offen zu. Man freut sich noch über die kleinen Dinge: "Kuck mal, da steht Sekt. Sheeeheeekt!" Und dann sagt Jana Ina Zarrella irgendwann tatsächlich: "Wir starten jetzt unsere Paarungszeremonie."

Ein Stripper und eine "Bachelorette"-Kandidat

Ab da geht es erst richtig los. Auflauf der Männer. Andre zum Beispiel ist "der größte Player ever", will sich jetzt aber verlieben.

Zehn Mal Sex am Tag muss aber schon sein. Der Beruf: Stripper, übrigens in der gleichen Showtruppe wie Marc Terenzi. Julian, der aussieht wie Jan Böhmermann auf Steroiden, hält sich "auf einer Skala von eins bis zehn" für eine Zwölf.

Freunde des schlechten Geschmacks kennen ihn aus der letzten Staffel der "Bachelorette".

Mit irgendwelchen Unsicherheiten halten sich die Kandidaten dieser Show nicht auf. Sie fotografieren sich am liebsten oben ohne und sinnieren über die prallen Körperteile ihrer Traumfrauen. Gegen sie wirken die Männer aus der "Bachelorette" wie das Treffen des Introvertiertenvereins. Im Vereinigten Königreich sorgte das für Rekordquoten.

"Love Island": Sexbombe für mehr Streit

Doch zurück zu den Männern. Sie müssen sich nacheinander für eine der Frauen entscheiden.

Ein wirkliches Mitspracherecht haben die nicht. Denn: "Auf Love Island entscheiden die Männer, wen sie nehmen", erklärt Jana Ina. Für die Quote wird man den Quatsch mit der Geichberechtigung ja mal für eine Stunde ruhen lassen können.

Entsprechend begeistert sind die Frauen von den Männern an ihrer Seite. Bis die spanische Sexbombe aus der Schweiz, Elena, auftaucht und den Herren vor lauter Hormonstau nicht nur die Zungen aus dem Gesicht fallen. Sie ist der inszenierte Störfaktor in Folge eins.

Wofür andere Shows mehrere Folgen brauchen, das spult "Love Island" jetzt im Zeitraffer ab. Elena spannt Annika Jan aus, steigt mit ihm in die Dusche und verschwindet bereits in der ersten Nacht unter seiner Bettdecke. Die Frauen lästern ohne Unterbrechung.

Es ist, als habe man alle anderen Dating-Shows der letzten Jahre komprimiert. "Love Island" macht sich gar nicht die Mühe, zu verbergen, dass die Teilnehmer kurz vor der mentalen Kernschmelze stehen.

Oder so oberflächlich sind, wie man es eh immer vermutete. Das ist nicht sonderlich intelligent, aber konsequent. Und macht "Love Island" zu so schlechtem Fernsehen, dass es schon wieder lustig ist. Etwas, das man von "Big Brother" und "Der Bachelor" nun wirklich nicht behaupten kann.

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