- Am 9. Mai wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden. Im Auftrag von SWR und BR ist eine Serie entstanden, die das letzte Jahr im Leben der Widerstandskämpferin zeigt und die in kurzen Episoden auf Instagram veröffentlicht wird.
- Dabei wird der Alltag von Sophie Scholl in Nazi-Deutschland gezeigt, die Geschichte ist historisch-fiktional.
- Im Zoom-Interview mit unserer Redaktion spricht Hauptdarstellerin Luna Wedler über die Serie und ihre Rolle als Sophie Scholl.
Auf dem Instagram-Kanal @ichbinsophiescholl werden ab dem 4. Mai für zehn Monate täglich kurze Episoden der Serie über die Widerstandskämpferin hochgeladen. Enden wird die Serie am 22. Februar, dem Tag, an dem Sophie Scholl im Jahr 1943 hingerichtet wurde.
Das Format ist innovativ und richtet sich speziell an junge Menschen und ihre Sehgewohnheiten. Was es bedeutet, eine hochwertig produzierte Serie im Instagram-Format zu drehen, erzählt Luna Wedler im Interview mit unserer Redaktion. Die 21-jährige Schauspielerin, unter anderem bekannt aus dem Kinofilm "Das schönste Mädchen der Welt" und der Netflix-Serie "Biohackers", spricht auch darüber, dass der Name Sophie Scholl zuletzt immer wieder in der Querdenker-Szene benutzt wurde.
Luna Wedler, hätte Sophie Scholl Instagram genutzt?
Luna Wedler: Das ist eine gute Frage. Die habe ich mir selbst auch gestellt. Wenn sie mit uns aufgewachsen wäre, bestimmt. Aber ich weiß es natürlich nicht. Deshalb war es uns total wichtig, so authentisch und historisch korrekt zu bleiben, wie möglich. Wir wollten nicht Sophie Scholl in die heutige Zeit holen, wir erzählen Sophie Scholl im Jahr 1942. Das ist das Allerwichtigste, das wir sie respektvoll - so wie wir sie lesen und recherchieren durften - darstellen.
"Es ist für mich eine unglaubliche Ehre!"
Was bedeutet es Ihnen, Sophie Scholl zu spielen?
Es ist für mich eine unglaubliche Ehre! Wenn ich daran denke, bekomme ich Gänsehaut. Ich hoffe einfach so sehr, dass ich ihr in der Rolle gerecht werde!
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Es gibt viele Biografien, die ich gelesen habe und die Weiße Rose Stiftung. Es gab glücklicherweise noch lange Zeitzeugen, wie ihre beiden Schwestern und Otl Aicher (Freund der Geschwister Scholl, Anm. d. Red.). Es gibt also viele Quellen. Das Allerschönste war ein Briefaustausch zwischen Sophie und ihrem Verlobten Fritz Hartnagel, der an der Front war. Das sind über 400 Briefe. Für mich als Schauspielerin ist das ein riesiges Geschenk, weil ich durch das Lesen dieser Briefe praktisch in ihre Gedankenwelt schauen konnte. Es ist so unglaublich schön und berührend, wie sie geschrieben hat. Sie beschreibt alles so, dass man es sich sehr gut vorstellen und nachvollziehen kann.
Die Serie ist historisch-fiktional. Welche Stellen wurden erfunden?
Die Serie ist historisch korrekt. Wir erzählen die letzten zehn Monate der Sophie Scholl, vom 4. Mai 1942 bis zum 22. Februar 1943, dem Tag, an dem sie hingerichtet wurde. Aber wir wissen natürlich nicht, was sie in ihrem Alltag gemacht hat. Es gibt Stellen in ihren Briefen und Büchern, die uns dabei geholfen haben, ihr tägliches Leben darzustellen. Und das ist ja das Spannende daran. Es ist Krieg, aber hinter der Heldin, der Widerstandskämpferin steckt auch eine junge Frau, die sehr viele Facetten und Widersprüche hat. Wir versuchen mit der Serie ihren Alltag zu erzählen, das Leben einer jungen Frau, auch teilweise mit Leichtigkeit und Humor.
"Wir versuchen die junge Generation abzuholen und aufzuwecken"
Ihr habt die Querdenker-Szene benutzt, um die Situation in der Corona-Pandemie mit der in der Nazi-Zeit zu vergleichen. Ist es auch deshalb wichtig, eine solche Serie zu machen, um der jungen Generation das Leben und das Schicksal von Sophie Scholl näherzubringen?
Ja. Wir versuchen die junge Generation abzuholen und aufzuwecken, indem wir ihre Geschichte erzählen. Das ist natürlich auch ein Risiko, dass in der Pandemie Leute die Geschichte wieder benutzen werden. Aber niemand kann sich das Recht herausnehmen, sein Leben mit dem von Sophie Scholl zu vergleichen. Oder allgemein mit jemandem, der zu dieser Zeit gelebt hat und so eine Geschichte hat. Das geht einfach nicht.
Wie sehr unterscheidet es sich, eine Serie für Instagram zu drehen im Vergleich zu einem Kinofilm oder einer Serie fürs Fernsehen?
Es ist sehr anders. Ich übernehme ja auch noch die Kamera. Die wurde mir mit einem Gürtel umgeschnallt, oder ich habe sie in der Hand und filme dann alles. Die Kamera ist nicht nur da, wie bei einem normalen Film, sie ist dein Partner. Du spielst mit der Kamera. Das ist eine Herausforderung. Ich selbst bin niemand, der auf Social Media mit seinen Followern spricht. Und jetzt musste ich die ganze Zeit mit der Kamera reden. Wir haben das so aufgebaut, dass Sophie Scholl ein Tagebuch führt und alles ihren Komplizinnen und Komplizen erzählt. Wir hatten ein enorm hohes Pensum, es war alles sehr aufregend. Es war etwas völlig anderes, aber wirklich spannend und einzigartig.
Die Ausstattung und das Set der Serie waren aber mit einem Kinofilm oder einer aufwendigen Serie vergleichbar?
Ja, das war toll. Bis ins kleinste Detail, auch wenn es manchmal dann leider nicht im Bild war. Die Locations waren wunderschön.
In den vergangenen Jahren haben Serien den Kinofilm als beliebtestes Format abgelöst. Ist ein Format wie "Ich bin Sophie Scholl" mit sehr kurzen Clips für Instagram der nächste Schritt, um den Sehgewohnheiten der jungen Generation zu entsprechen?
Das ist eine gute Frage… (überlegt). Ich als Kino- und Filmliebhaberin weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll. Es ist etwas, das so noch nicht gemacht wurde. Aber vielleicht wird es das auch noch häufiger geben. Ich war auf jeden Fall von Anfang an total angetan davon, die Geschichte von Sophie Scholl auf diese Weise zu erzählen.
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