Seit 2007 holt Peter Zwegat nun Menschen "Raus aus den Schulden". Bei so viel Schuldenberaterei grenzt es an ein Wunder, dass sich für den Begriff "aus der Schuldenfalle befreien" noch kein Synonym gefunden hat. Aber "zwegaten" klingt natürlich auch nicht besonders. Trotzdem hat man nach acht Jahren Zwegat eine Menge gelernt. Auch gestern Abend.

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Schuldenfalle Eigenheim: Auch in der gestrigen Folge, die vorerst letzte, musste wieder dringend jemand "gezwegatet" werden. Grund war wieder einmal ein Hausbau, der in einem finanziellen Desaster endet. Dabei klingt ein eigenes Zuhause auch aus ökonomischer Sicht eigentlich verlockend: Statt in die Miete steckt man sein Geld lieber in die eigenen vier Wände, die einem dann irgendwann sogar selbst gehören. Den Rest seines Lebens muss man dann nie wieder Miete zahlen. Zumindest, wenn alles gutgeht.

Bei Markus aus Oberfranken ging es allerdings nicht gut. Was war passiert? Markus' Frau stirbt 1997 bei einem Verkehrsunfall und er steht plötzlich alleine mit seinem zweijährigen Sohn da. Drei Jahre später lernt Markus eine neue Frau kennen. Die wird kurze Zeit später schwanger und will ein Haus bauen. Zunächst geht alles gut, auch wenn der Kredit erweitert werden muss und nun alles sehr knapp berechnet ist.

Dann geht der Versuch, den Hausbaukredit in einen günstigeren umzuwandeln schief und die Abwärtsspirale beginnt. Die Ehe geht in die Brüche, Markus bekommt zwar das Haus, aber eben auch die Schulden, die er nun alleine bedienen muss, es kommen Unterhaltsansprüche auf ihn zu und Markus hat irgendwann nur noch einen Wunsch: "Ich hab die Schnauze voll. Ich möchte wieder leben." Bei Markus geht nichts mehr.

Alle wollen weg

Und was passiert bei RTL, wenn nichts mehr geht? Genau, der Peter Zwegat kommt. Der verschafft sich wie gewohnt zunächst einmal einen Überblick, und seine Analyse ergibt eigentlich ein knappes monatliches Plus, doch es darf eben nichts passieren. Aber wie das mit Sätzen so ist, die mit "es darf eben nichts passieren" enden: Es passiert etwas. Zuerst wollen die Eltern aus Angst obdachlos zu werden aus der Einliegerwohnung des Hauses ausziehen. Der erwachsene Sohn will auch weg und demnächst stehen Unterhaltszahlungen an. Kurz, Einnahmen fallen weg, Ausgaben kommen hinzu.

Zwegat und Markus beschließen, dass das Haus weg muss. Aber: Markus' Schulden liegen bei knapp 200.000 Euro, den Wert des Hauses schätzt ein Immobilienbewerter aber auf nur 130.000 bis 150.000 Euro. Für Bonitäts-Berserker Zwegat ist das mehr Ansporn als Grund zur Verzweiflung. Er spricht mit den Gläubigern, engagiert einen Makler und bereitet den Weg in die Privatinsolvenz vor. Am Ende hat Markus Glück und findet einen Käufer, der deutlich mehr für das Haus bezahlt. Markus kann am Ende in eine Mietwohnung ziehen und die Privatinsolvenz antreten. Sein sehnlichster Wunsch, endlich wieder leben zu dürfen, ist in Erfüllung gegangen.

"Raus aus den Schulden": Nur Sozialvoyeurismus?

Mit dieser Erfolgsmeldung geht die inzwischen zwölfte Staffel "Raus aus den Schulden" zu Ende. Nun kann man über die Sendung sagen, sie sei Sozialvoyeurismus und würde lediglich überschuldete Menschen vorführen. In einem Interview verriet Peter Zwegat aber einmal, dass tatsächlich nur die positivsten Szenen gezeigt würden. Und in der Tat geht RTL trotz des immer gleichen Schemas bei der Zwegat'schen Schuldenberatung in der Regel würdevoll mit den Protagonisten um. Dass hier und da ein wenig Dramatik untergejubelt wird – geschenkt. Da haben wir schon ganz andere Sachen gesehen.

Was man "Raus aus den Schulden" aber auf jeden Fall anrechnen darf, ist die Tatsache, dass offen über das Tabu-Thema Schulden gesprochen wird. In der momentanen Lage, in der nicht nur Unternehmen und Staaten immer mehr Schulden machen, sondern auch private Haushalte, kann das gar nicht hoch genug bewertet werden. Dementsprechend interessant sind die Erkenntnisse, die Schuldner und solche, die es werden wollen, aus acht Jahren "Raus aus den Schulden" ziehen können. Und das sind einige.

Es kann jeden treffen

Wichtigste Erkenntnis: Schulden können jeden treffen. Größter Wegbereiter in die Schuldenfalle ist einer Untersuchung zufolge plötzliche Arbeitslosigkeit. Da kann der Finanzierungsplan für Haus oder Auto noch so gut durchgerechnet sein, wenn plötzlich der Job weg ist, kann es eng werden.

Das führt direkt zur Erkenntnis Nummer zwei: vorher denken. Das ist in keiner Weise arrogant gemeint und senkt auch nicht alle Risiken auf Null, aber kann einem doch vor dem einen oder anderen Fehler bewahren – gerade in Zeiten, in denen das Geld noch da ist.

Wenn es dann aber einmal weg ist, so die Erkenntnis aus zwölf Staffeln Zwegat, hilft es nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Probleme sind da, um gelöst zu werden, sonst gesellen sich nur noch andere dazu. Daher sollte man besser offensiv mit den Schulden umgehen: Aktiv werden, sich Rat suchen, mit den Gläubigern reden, sparen und im besten Fall das eigene Einkommen erhöhen. Dann ist man irgendwann in der Tat raus aus den Schulden.

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