In der neuen Heimwerker-Show "House Rules – Das Renovierungsduell" bauen sich völlig Fremde gegenseitig ihre Häuser um – nach eigenem Gutdünken. Eine heikle Sache, denn schlechten Geschmack haben ja immer nur die anderen.

Mehr News über TV-Shows

Kennen Sie das? Sie überlassen völlig fremden Familien für eine Woche ihr Haus, die dieses dann nach den eigenen Vorstellungen umbauen und einrichten dürfen, während Sie gleichzeitig in einem Hotel übernachten und mit Bangen an ihre Rückkehr denken? Kennen Sie? Nein? Natürlich kennen Sie das nicht.

Sie schwingen sich ja auch nicht nachts in einem Fledermauskostüm von Haus zu Haus oder bauen einen riesigen Todesstern, um andere Planeten zu zerstören.

Denn all diese Dinge gibt es eben nur im Fernsehen und niemand käme auf die Idee, so etwas in der Realität zu machen.

Gut, dass mit dem Fledermauskostüm kann man nicht garantieren, da sind die Vorlieben manchmal zu exotisch, aber zumindest das mit dem Todestern kann man mit größerer Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Was die Nummer mit der Fremd-Renovierung anbelangt, da ist der Fall etwas komplizierter. Hier vermischen sich nämlich Fernsehen und Wirklichkeit.

"House Rules": Dem schlechten Geschmack Fremder ausgeliefert

Wie das dann aussieht konnte man gestern Abend bei der neuen Sat.1-Show "House Rules – Das Renovierungsduell" sehen: Eine von vier Do-it-Yourself-Familien verlässt jeweils für eine Woche ihr Eigenheim und überlässt es den anderen drei Familien.

Jede Familie bekommt einen Bereich des Hauses zugewiesen und darf ihn ganz nach dem eigenem Geschmack renovieren, umbauen und einrichten.

Einzige Grenzen sind das schmale Budget und die eigenen Heimwerker-Fähigkeiten – wobei letztere gestern Abend auch gerne einmal überschritten wurden.

Am Ende der Show stellen sich die Handwerker-Pärchen nicht nur den Besitzern, sondern auch einer Fach-Jury. Zu gewinnen gibt's 50.000 Euro.

Moderiert wird die Show von Schauspielerin Nina Bott, die man aus verschiedenen Fernsehfilmen und Theaterstücken, aber auch aus der Vorabendserie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) kennen kann.

Wer sie nicht kennt, dem wird Nina Bott nach "House Rules" aber sicher auch nichts sagen, denn ihre Moderation ist bestenfalls unauffällig. Zu sehen ist sie nämlich nur ganz am Anfang und am Ende.

Ein "Après-Ski-Gesangstalent" rockt die Show

Natürlich lebt die Show neben dem eigentlichen Duell vor allem von dem Moment, in dem die Familien zum ersten Mal ihr frisch umgebautes Haus sehen.

Also muss genau dieser Moment vorher dramaturgisch aufgebaut werden, damit man für den Zuschauer auch die richtige Fallhöhe erreicht. Schließlich geht es bei der Show in erster Linie um Unterhaltung und nicht um einen Do-it-Yourself-Lehrgang.

Genau diese Spannung erreicht "House Rules" vor allem durch die skurrile Ausgangssituation. Gerade in Deutschland, wo jeder Hausbesitzer mit Argusaugen noch den kleinsten Handwerker-Handgriff überwacht, hat allein der Gedanke, was passieren könnte, wenn fremde Menschen das eigene Haus umbauen, schon genügend Mitfieber-Potenzial.

Mitfiebern kann man natürlich auch mit seinem Favoriten-Pärchen – sofern eines dabei sein sollte, denn da ist die Produktionsfirma eher konservativ rangegangen. Außer dem ebenso selbstbewussten wie exaltierten Pärchen Kamelia und Ingo, dessen berufliche Tätigkeit der Off-Sprecher als "Gesangstalente auf Après-Ski-Partys" angibt, sind die Pärchen nämlich eher zurückhaltend auffällig.

"House Rules": Das passt schon

Die restliche Spannung holt sich "House Rules" aus dem, was alle Do-it-Yourself-Soaps eben so ausmacht und das sind die üblichen Baustellen-Tücken: Hier mal Schimmel im Boden, dort kein Budget mehr und dazu ein eifriger Bauleiter, der ständig Druck macht.

Und über all dem schweben die handwerklichen Unzulänglichkeiten und Marotten der Pärchen. Auch wenn die eine oder andere Kabbelei zwischen den Pärchen wie direkt aus dem Drehbuch wirkt: Genau dieses Menscheln braucht eine solche Show.

In Summe ergibt das bei "House Rules", dessen Vorbild aus Australien stammt, ein durchaus unterhaltsames Abendprogramm. Ein bisschen Baustellen-Soap, ein bisschen Duell, dazu noch etwas Do-it-Yourself-Atmosphäre – das ist für alle Heimwerker-TV-Gucker ein passables Unterhaltungskonzept. Ein grundsolides Reihenmittelhaus, wenn man so einen Vergleich will.

Warum man bei einer solchen Show allerdings mitmacht, konnte gestern Abend leider auch nicht abschließend geklärt werden. Denn selbst wenn man am Ende bestenfalls die 50.000 Euro gewinnt, kann man sie schlechtesten Falls gleich wieder in die Rück-Renovierung der eigenen vier Wände stecken.

„House Rules – Das Renovierungsduell“. Seit 30. August immer mittwochs um 20.15 Uhr bei Sat.1.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.