Gute Freunde kann niemand trennen – auch 100.000 Euro nicht. In der ersten Ausgabe nach der Sommerpause treffen bei "Schlag den Star" die beiden Ü60-Freunde Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht aufeinander. Dementsprechend freundschaftlich wird der Abend, aber eben auch ein bisschen langweilig – und vor allem lang. Sehr lang.

Christian Vock
Eine Kritik
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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, sagt man. Bei der ProSieben-Show "Schlag den Star" wird generell viel gestritten, schließlich ist der Wettstreit zwischen zwei Promis Kern des Ganzen. Dementsprechend viel Freude sollte der Dritte, in diesem Fall also der Zuschauer, bei all den Spielchen haben. Doch ob das einfache Streit-Freude-Prinzip auch in der "Schlag den Star"-Folge am Samstagabend gilt, dürfte vor Show-Beginn nicht ganz so einfach zu beantworten gewesen sein.

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Denn diesmal hat Moderator Elton keine erbitterten Feinde eingeladen, sondern erbitterte Freunde. Die beiden Schauspieler Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach steigen am Samstag in den ProSieben-Ring und die beiden sind, seit sie sich 1985 bei Dreharbeiten zum Film "Männer" kennen- und schätzen lernten, dicke Freunde. Kann es also zwischen zwei so dicken Freunden einen wirklichen Wettstreit geben, der auch für die Zuschauer unterhaltsam ist?

Heiner Lauterbach (l.) und Uwe Ochsenknecht (r.) spielten zusammen in "Schlag den Star". © ProSieben/Steffen Z. Wolff

Die bisher ältesten Kandidaten bei "Schlag den Star"

Bei den obligatorischen Sprüchen ihrer Anfangsvorstellung halten sich die beiden jedenfalls noch etwas zurück. Ob Lauterbach seit "Männer" überhaupt noch etwas gemacht habe, fragt Ochsenknecht rhetorisch und stichelt dann in die Kamera über seinen Kontrahenten: "Ihr wisst schon, dass der über siebzig ist." In der Tat ist Lauterbach Jahrgang 1953, doch so viel jünger ist Ochsenknecht mit seinen 67 Jahren auch nicht und so ist die jüngste Ausgabe "Schlag den Star" auch die, mit den bislang ältesten Kandidaten.

Doch trotz des Senioren-Duells bleibt bei den Regeln alles beim Alten – warum auch nicht. 15 Sport-, Geschicklichkeits- und Wissensspielchen müssen die beiden absolvieren, für jedes gewonnene Spiel gibt es Punkte mit aufsteigendem Wert. Wer irgendwann nach Punkten uneinholbar vorne liegt, gewinnt 100.000 Euro. Kommentator der Spiele ist wie immer Ron Ringguth.

So weit, so gut, doch was ist nun mit dem Streiten und dem Freuen? Auch hier geht es erst einmal verhalten los. Beim ersten Spiel "Bilder aufhängen" machen Lauterbach und Ochsenknecht genau das: Sie hängen Bilder auf. Zwar um die Wette, aber ansonsten ist es genauso unterhaltsam wie es klingt. Bei Spiel Nummer zwei müssen die beiden Basketbälle in einen sich bewegenden Korb werfen und immerhin gibt es hier die erste Frotzelei: "Das war auch nicht ganz sauber", fragt Ochsenknecht mal kurz die Regel ab, ob Lauterbach nicht vielleicht die Wurflinie übertreten hat.

Heiner Lauterbach empört: "Das weiß doch keine Sau!"

Die gute Nachricht: Das kann man mit ein bisschen gutem Willen als Unterhaltung gelten lassen. Die schlechte Nachricht: Mit Unterhaltung ist es dann auch erstmal vorbei, denn die folgenden Minuten beziehungsweise Stunden geraten etwas zäh. Beim nächsten Spiel etwa müssen die beiden Autos erkennen, doch von den zwölf gezeigten Bildern erraten Ochsenknecht und Lauterbach gerade einmal zwei Autos. "Das weiß doch keine Sau!", macht Lauterbach seinem Ärger Luft, als er einen Mercedes EQS nicht erkennt.

Zäh und nervig wird es dann beim Spiel "Bumper", bei dem Lauterbach und Ochsenknecht auf einer Art motorisierten Reifen große Lichtschalter anfahren müssen. Das kriegen die beiden ohnehin schon nur leidlich hin, nach wenigen Minuten unterbricht Elton auch noch, weil eines der Lichter nicht mehr funktioniert. Seine Lösung: Erst einmal in die Werbung. Als danach das Licht wieder geht, verkündet der Moderator: "Es war einfach nur ein Stecker draußen." Der Spielfluss allerdings auch.

Beim Spiel "Ringe sammeln" bekommt die Show dann kurz wieder Puls – allerdings völlig unfreiwillig. Die Promis sollen mit an Fahrrädern montierten Lanzen aufgehängte Ringe einsammeln. Das gelingt Uwe Ochsenknecht auch gleich auf Anhieb, doch als er den ersten Ring auf die Stange fädelt, verliert er das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Da werden sofort Erinnerungen wach an die "Schlag den Raab"-Ausgabe vom April 2010, als Stefan Raab bei einem Mountainbike-Parcours gleich zweimal stürzte und sich das Jochbein und die Kieferhöhlenwand brach.

Ein Abend unter Freunden

Uwe Ochsenknecht hat am Samstagabend wesentlich mehr Glück. Der Schauspieler bleibt unverletzt, lediglich die Lanze an seinem Fahrrad ist verbogen. Das war’s dann aber auch schon wieder mit der Aufregung, der Rest des Abends dümpelt weiter spannungsarm vor sich hin. Der Tiefpunkt der Veranstaltung ist erreicht, als man um kurz nach Mitternacht Lauterbach und Ochsenknecht beim schier unendlich dauernden Dosenturm-Frisbee zusehen muss.

Tischtennisbälle pusten, knobeln, fechten, Sachen merken oder Münzen rollen – so richtig Spannung kommt am Samstagabend selten auf und auch Lauterbach und Ochsenknecht bringen wenig Feuer in den Abend. Die beiden klatschen ab, kommen Arm in Arm zu den Spielen und freuen sich für den anderen, wenn der ein Spiel gewinnt. Kurzum: Es ist eher ein Abend unter Freunden als ein Abend mit zwei Konkurrenten.

Vor allem aber ist es ein sehr langer Abend. Denn nach 15 Spielen steht es 60:60 und so muss ein zusätzliches 16. Spiel die Entscheidung bringen. Als dann am Sonntagmorgen um 01:40 Uhr Uwe Ochsenknecht endlich den Sieg holt, hat der Abend zwei Gewinner: Ochsenknecht und den Zuschauer. Der eine erhält 100.000 Euro, der andere nach weit über fünf Stunden zäher Show endlich seinen verdienten Nachtschlaf.

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