In der dritten Folge von "Sing meinen Song" stehen die Lieder von Wir-sind-Helden-Frontfrau Judith Holofernes im Mittelpunkt. Manche gehen spielerisch an die Sache heran, andere ganz gefühlvoll – und einer stellt sich mutig der schwierigen Sprache von Judiths Texten.
"Euer Leben zwickt und drückt nur dann nicht, wenn man sich bückt" – keine leichte Zeile, wenn man sie schnell sprechen soll. Für jemanden, der Englisch als Muttersprache hat, ist sie erst recht ein Stolperstein.
Reamonn-Sänger
Der Einfluss von Judith Holofernes
Mit Helden-Sängerin
Erfolgreich waren die Teilnehmer ja immer auf die eine oder andere Weise – ob Sasha, Xavier Naidoo, Yvonne Catterfeld, The BossHoss, Daniel Wirtz oder Mark Forster, sie alle kennen die Höhenluft der Charts. Aber Holofernes ist schon ein anderes Kaliber als die meisten "Sing meinen Song"-Teilnehmer.
Mit Wir sind Helden ist Holofernes (natürlich ein Künstlername: Eigentlich heißt sie Holfelder) maßgeblich verantwortlich für die Akzeptanz deutschsprachiger Musik. Vor dem Durchbruch der Helden mussten zahlreiche deutsche Musiker auf Englisch singen, aber der Erfolg der hintergründigen, mal ironischen und mal ganz aufrichtigen Helden-Songs ebnete den Weg für deutschen Pop.
Da dürfen manche "Sing meinen Song"-Mitstreiter natürlich ebenso mit Augenzwinkern an die Lieder heran. Leslie Clio packt die Leistungsgesellschaftskritik von "Müssen nur wollen" in ein tuckerndes Neue-Deutsche-Welle-Gewand, Mary Roos singt "Nur ein Wort" als beschwingten Schlager im Stil der Sechziger. Man sieht ihnen den Spaß an der Sache an.
Die persönliche Seite von Judith Holofernes
Zwischendurch erzählt Holofernes aus ihrem Leben und ihrer Karriere. Mit Schmunzeln erinnert sie sich an ihr erstes Headliner-Konzert bei Rock am Ring: Auf dem Plakat stand unter dem Bandnamen der Zusatz: "Limp Bizkit haben abgesagt".
Mit ihrer Offenheit zeigt sie auch den Mensch hinter den Songs. "Ich war von Anfang an 'ne Mischung aus Rampensau und Rampenmaus", meint sie.
Interessant vor allem das Gespräch, bei dem sie sich an die Zeit rund um das vierte Helden-Album erinnert: der Dauereinsatz mit Band, Konzerten und Familie wurde ihr irgendwann zu viel, weswegen sie einen Schritt zurücktrat und sich auf eine Solokarriere konzentrierte.
Diese persönliche Seite von Holofernes' Liedern betonen Alphaville-Sänger Marian Gold und Revolverheld-Frontmann Johannes Strate in ihren Interpretationen. Letzterer präsentiert "Denkmal" als Pianoballade, die sich erst zum Schluss öffnet. Gold singt eine dramatische Version von "Bring mich nach Hause".
Beide gehen mit viel Gefühl an die Lieder heran – aber lassen in ihrer Ernsthaftigkeit das Spielerische von Holofernes' eigenem Ansatz vermissen.
"Sing meinen Song": Der Sieger
Als Song des Abends kürt Holofernes dann die Version mit dem gequetschten "r": Rea Garvey interpretiert "Guten Tag" als Hardrock-Nummer mit verhaltenen, fast gesprochenen Strophen – und schlägt sich absolut wacker mit der deutschen Sprache.
Judiths Umarmung hat er sich verdient.
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