Die ARD hat am Montagabend im Markencheck Jeans-Fabrikanten gegeneinander antreten lassen und ist zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Egal ob Billighose oder Markenprodukt: Ganz uneingeschränkt empfehlenswert ist keine der Firmen. Und wem die Bedingungen wichtig sind, unter denen die Hosen hergestellt werden, der sollte lieber ganz die Finger von den Jeans lassen.

Mehr News über TV-Shows

Markenprodukte gegen Billiganbieter, gutes Image gegen schlechten Ruf: Die ARD verglich in ihrem Markencheck am Montagabend Jeans von Levi's, G-Star, H&M und kik miteinander und kommt zu dem Ergebnis, dass jede Hose ihre eigenen Vor- und Nachteile hat.

1. Der Look

Dass eine gute Jeans sich so natürlich anfühlen sollte wie eine zweite Haut, ist eine Binsenweisheit. Und folgerichtig ist es bei dem ersten Test nicht ganz einfach zu sagen, ob die Kriterien passen. Denn während man sich beim normalen Kauf mit der Entscheidungsfindung Zeit lassen kann, werden hier die aktuellen Modelle der Anbieter an Passanten im Einkaufszentrum getestet - und dann von anderen Passanten bewertet.

Die unglaublich neue Erkenntnis: Geschmäcker sind verschieden. So richtig kann sich keine Marke durchsetzen; mal gefällt Levi's besser, mal sitzt die kik-Jeans einen Tick besser. Ein klares Unentschieden also.

2. Die Qualität

In diesem Punkt trennt sich dann die Spreu vom Weizen: Während die Jeans von kik im Belastungstest völlig versagt und bei dem Modell von H&M nicht nur die Nähte, sondern auch der Stoff selbst kapitulieren müssen, können die Modelle von G-Star und Levi's in diesem Punkt überzeugen. Levi's holt sich hier dank guter Verarbeitung und robustem Material den Sieg.

3. Die Fairness

Hier wird es bitter für alle Jeansträger: Wer sichergehen will, dass bei der Herstellung seiner Kleidung niemand ausgebeutet oder gefährlichen Chemikalien ausgesetzt wird, der ist bei keinem der vier Hersteller gut aufgehoben. Das ARD-Team kann zwar nicht bei allen vieren nachweisen, wo genau sie ihre Hosen fabrizieren lassen - aber alle verweisen auf Produktionsstätten in China. Natürlich mit dem Hinweis, dass auf anständige Arbeitsbedingungen viel Wert gelegt wird.

Vor Ort merkt man das aber nicht: In einer Fabrik in der Region Kanton gibt der Chef zwar zu, dass regelmäßig ein Kontrolleur vorbeikäme. Der kontrolliert aber nur die Qualität der Jeans - nicht die Arbeitsbedingungen. Und die haben es in sich: Produktionshallen ohne Abluftsystem, in denen die Mitarbeiter ohne irgendeinen Schutz mit gefährlichen Chemikalien arbeiten. Einschüchterungstaktiken der Aufpasser, damit ja kein Arbeiter mit Journalisten redet. Und Kinder, die "als Freizeitbeschäftigung" bei Näharbeiten helfen.

Richtig zynisch: Um die Arbeiter bei Laune zu halten, wurde ihnen von den Chefs gesagt, die Chemikalien seien zwar giftig, das wirke sich aber nur auf die Fruchtbarkeit der beschäftigten Frauen aus. Und die wollten ohnehin keine Kinder mehr bekommen. Dass der Einsatz der hier verwendeten Bleichmittel ohne Atemschutz zu permanenten Lungenschäden führt, wird den Arbeitern verschwiegen.

Der große Makel an diesem Teil des Markenchecks ist, dass dem Zuschauer keine Alternativen geboten werden. Wenn alle Firmen in China unter solchen Bedingungen produzieren lassen - wo soll man sich seine Hosen denn dann besorgen? Gibt es Firmen, die die gesamte Produktion überwachen und garantieren können, dass niemand ausgenutzt wird? Oder muss man sich einfach damit abfinden, dass das nun mal der aktuelle Zustand in der Textilbranche ist und sich eh nichts ändern lässt? Das kann doch eigentlich nicht die Lösung sein.

Fazit

Das Fazit ist klar: Wem es um die Lebensdauer der Hose geht, der ist mit den teuren Marken besser beraten. Wer Wert darauf legt, dass für seine Hose niemand ausgebeutet oder in Gefahr gebracht wurde, der darf keine der vier Marken kaufen.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.