Seit Jahren nun macht Günther Jauch aus Schlaumeiern Quiz-Millionäre. Dass man das am besten durch ein gerüttelt Maß an Allgemeinwissen schafft, ist wohl die gängige Annahme. Die gestrige Ausgabe bewies aber, dass man auch mit anderen Qualitäten ein bisschen Geld einstreichen kann – und mit Alkohol.
Es war nur eine kleine Randbemerkung über die WWM-Fragen, mit der
Wenn er nun nicht zufällig Chemiker ist, dann dürfte Otto Normal wahrscheinlich nicht gewusst haben, dass chemische Elemente danach benannt wurden. Außer auf dem Ratestuhl bei Günther Jauch dürfte einem solch ein Wissen also nur in den wenigsten Fällen wirklich weiterhelfen. Mit Allgemeinwissen, da dürfte wohl jeder zustimmen, hat so eine Frage jedenfalls nicht besonders viel zu tun.
"Wer wird Millionär?": Allgemeinwissen oder unnütze Fakten?
Oder doch? Mit seiner Aussage zum "unnützen Faktenwissen" hat Günther Jauch gestern Abend jedenfalls mit dem Glauben aufgeräumt, dass nur besonders allgemeingebildete Menschen gute Quizshowkandidaten sind. Aber was ist denn Allgemeinwissen überhaupt? Was sollte man wissen und was nicht?
Auch dazu lieferte der gestrige Abend einige Erkenntnisse. Gehört es zum Allgemeinwissen, dass man Bobbybohnen kennt? Ein Hochschulprofessor hätte hier wahrscheinlich die Segel gestrichen, eine einfache Hausfrau vermutlich nicht – um mal ein bisschen in Klischees zu baden. Kandidat Hermann Waltsgott war jedenfalls gestern Abend dem Professor näher als der Hausfrau und stieg bei dieser 64.000-Euro-Frage aus.
Auch bei Kandidatin Sandra Schläfle bestätigte sich Jauchs Ansage mit dem unnützen Faktenwissen. Oder muss man wissen was Digital Natives sind? 2017 könnte man das tatsächlich als Allgemeinwissen durchgehen lassen. Aber dass Karim Bellarabi das 50.000. Tor der Bundesliga-Geschichte geschossen hat? Ist das Allgemeinwissen? Urteilen Sie selbst.
Allgemeinwissen schadet nicht
Dass Allgemeinbildung bei "Wer wird Millionär?" aber alles andere als unnütz ist, zeigte sich bei der 64.000-Euro-Frage von Kandidatin Schläfle: "Für welchen Kauf wurde am 27. August 1835 eine Rechnung über 1.140 Pfund Sterling, 19 Schilling und 3 Pence ausgestellt?", wollte Günther Jauch von der Ingenieurin wissen.
Die hatte aber weder diesbezügliches Allgemein- noch Faktenwissen zu bieten und musste sich mit einem Zusatzjoker behelfen. Als die Dame aus dem Publikum allerdings wenig überzeugend "Helgoland" als Antwort nannte, überredete Jauch seine Kandidatin zu einem weitern Joker – der allerdings auch nicht weiterhalf.
Zu ihrem Glück ließ sich die Kandidatin von ihrem Bauchgefühl leiten und stieg vorsichtshalber aus. Hätte Schläfle Jauchs Allgemeinbildung gehabt, wären für sie vielleicht mehr als 32.000 Euro drin gewesen. Jauch nämlich wusste zwar nicht die richtige Antwort, wohl aber, dass 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth fuhr und konnte sich so "Dampflokomotive" als richtige Antwort herleiten.
"Wer wird Millionär?": Mit Glück geht’s auch
Vielleicht war Weingutbesitzer Jauch aber auch einfach noch ein wenig angetütert. Ein paar Minuten zuvor veranstalteten er und Kandidatin Schläfle nämlich noch eine kleine Alkohol-Verkostung im Studio. Die Doktorandin und Alkohol-Forscherin hatte nämlich von ihrem Arbeitsplatz, der Uni Hohenheim, ein bisschen Hochprozentiges mitgebracht. Und so probierten sich Jauch und seine Kandidatin durch Whiskey, Apfel-Brand und Rosenlikör – bis das Tablett mit den Gläsern am Ende krachend zu Boden ging.
Halten wir an dieser Stelle also einmal fest: Faktenwissen ist nicht schlecht, wenn man bei Jauch ein bisschen Kleingeld mitnehmen will. Allgemeinbildung ist auch nicht ganz schädlich und mit dem richtigen Bauchgefühl schützt man sich vor Dummheiten. Die gewinnsteigernde Wirkung von Alkohol ist nach der gestrigen Sendung aber noch nicht ausreichend erforscht.
Manchmal braucht es aber weder Wissen, noch Bauchgefühl oder Alkohol, wie Kandidat Dennis Doden gestern unter Beweis stellte. Der Profi-Handballer liest nämlich nie Bücher, aber ausgerechnet am Vortag habe er sich einfach einmal die aktuelle Bestsellerliste angeguckt. Dort habe er sich auch nur einen einzigen Titel merken können – und ausgerechnet den galt es bei der 16.000 Euro-Frage zu wissen. Manchmal braucht es einfach nur ein bisschen Glück.
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