Am Montagabend sollten bei "Wer wird Millionär? Das Klugscheißer-Special" Besserwisser auf dem Ratestuhl schwitzen. Während sich die Kandidaten aber ziemlich sympathisch und erfolgreich präsentieren, unterliefen Günther Jauchs Redaktion gleich zwei Pannen.
Gesichter, die plötzlich ihre Farbe wechselten, nervöses Gelächter und aufgeregtes Gemurmel. "Wer wird Millionär? Das Klugscheißer-Special" begann am Montag mit einem Paukenschlag. Denn Moderator
Die Kandidaten hatten sich nämlich nicht selbst beworben, sondern waren von ihren Begleitpersonen angemeldet worden. Und zwar nicht, um den Kandidaten etwa Gutes zu tun, sondern weil deren Begleiter von der Klugscheißerei genervt waren und die Kandidaten auf dem Ratestuhl schwitzen sehen wollten.
Jauch streifte genüßlich durch die Reihen, sprach verschiedene Leute an, die sich ängstlich an ihren Sitz krallten. Schließlich blieb er bei der Frankfurter Bankangestellten Meike Baumgarten stehen, die von ihrem Freund dann auch gleich als "allergrößte Klugscheißerin der Welt" vorgestellt wurde.
"Ich habe sie trotzdem lieb"
Der Lebensgefährte hatte auch ein Video mitgebracht, dass die Kandidatin beim "Wer wird Millionär" schauen auf dem heimischen Sofa zeigte, wo sie natürlich alles besser wusste. Selbst beim gemeinsamen Plätzchen backen verbessere Baumgarten ihren bemitleidenswerten Freund ständig. "Ich habe sie trotzdem lieb", sagte dieser im Anschluss.
Direkt auf den Kandidatenstuhl durfte Baumgarten aber nicht, denn es gab noch einen zweiten Anwärter. Stefan Manthei, Maurer aus Nienburg, war von seiner Freundin angemeldet worden.
Diese stellte Jauch als Daniela Fuchs vor. Sie heiße aber Claudia, korrigierte der Kandidat. Was nichts mit Besserwisserei zu tun hatte, denn Manthei war natürlich im Recht. Jauch waren von seiner Redaktion falsche Informationen gegeben worden. "Wieder einen Mitarbeiter weniger", bemerkte der Quizmaster: "Das geht schnell bei uns."
Auch die Mutter am Telefon kann nicht helfen
Das Publikum durfte anschließend abstimmen, wer von den beiden auf dem Kandidatenstuhl sitzen durfte. Baumgarten setzte sich durch, die Frankfurterin quizzte im Anschluss sehr souverän.
Auch Jauch war die Kandidatin offenbar sympathisch, denn mehrfach ermahnte er sie, vielleicht doch einen Joker einzusetzen. Etwa als ein Berufsstand gesucht wurde, der seit dem Ende der Wehrpflicht Nachwuchssorgen habe. Baumgarten tendierte zu Rettungssanitätern, erwischte dann aber mit dem 50:50-Joker die richtige Lösung Berufskraftfahrer.
Erst bei der 125.000-Euro-Frage war Schluss für Baumgarten. Auch ihre Mutter als Telefonjoker konnte nicht helfen. Gesucht wurde etwas, das "wechselständig, gegenständig oder wirtelig angeordnet" sein kann. Baumgarten und auch ihre Mutter tendierten zur richtigen Lösung "Blätter am Ast", die Kandidatin traute sich aber nicht zu zocken und ging mit 64.000 Euro nach Hause.
Zwei redaktionelle Pannen an einem Abend
Der zweite Kandidat des Abends war Konstantin Walther, 24 Jahre alt, Student und Fotograf. "Ich habe zu Hause den größten Klugscheißer sitzen", erzählte dessen Freundin: "Er wird von allen 'Einstein' genannt. Sie sollten ihn wählen, dann werden wir einen lustigen Abend haben. Entweder lachen wir über ihn oder mit ihm."
Zunächst einmal unterlief aber der "Wer wird Millionär"-Redaktion die zweite Panne des Abends. Denn Walther wurde die gleiche Einstiegsfrage gestellt wie seiner Vorgängerin. Jauch bemerkte den Fauxpas schnell und kündigte augenzwinkernd Konsequenzen an. "Super Nummer, jetzt haben wir zwei Arbeitsplätze eingespart", sagte der 61-Jährige.
Inuit-Tintenfisch oder Massai-Giraffe?
Auch Walther präsentierte sich im weiteren Verlauf der Show als sympathischer Kandidat und nicht als nerviger Klugscheißer. Erst bei der 64.000-Euro-Frage kam er ins Straucheln. Die lautete wie folgt:
Welche Tiere können mehrere Hundert Kilogramm schwer werden?
A: Inuit-Tintenfisch
B: Apachen-Büffel
C: Massai-Giraffen
D: Pygmäen-Schlangen
Weder das Publikum, noch Walthers Stiefvater am Telefon konnten helfen. Beim Zusatz-Joker stand dann ein alter Bekannter auf. Es war Kandidat Stefan Manthei, der es in ersten Runde nicht auf den Stuhl geschafft hatte. Und der Maurer sorgte dann für den einzigen echten Klugscheißer-Moment des Abends.
Er sei nur aufgestanden, weil sich sonst keiner getraut habe, erklärte Manthei. "Aber ich bin Angler und gucke gerne Tierfilme. Ich meine, ich hätte den Inuit-Tintenfisch schon einmal gehört", erzählte er: "Aber wenn ich da sitzen würde...ich würde es nicht nehmen."
32.000 Euro für Kandidat Walther
Was für Tierfilme der Maurer schaut, bleibt sein Geheimnis. Der Inuit-Tintenfisch war jedenfalls frei erfunden, die Massai-Giraffe gibt es hingegen tatsächlich. Kandidat Walther zockte aber nicht und ging ziemlich zufrieden mit 32.000 Euro nach Hause.
Damit endete das "Klugscheißer-Special", das recht unterhaltsam war, auch wenn das eigentliche Ziel - nämlich Besserwisser richtig schwitzen zu lassen - irgendwie verfehlt wurde.
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