• Noch ist das Werk im brandenburgischen Grünheide nicht an den Start gegangen, da trifft ein Geldsegen den amerikanischen E-Autobauer: Tesla soll 1,1 Milliarden Euro an Fördermitteln erhalten.
  • Aber warum fördert die Bundesregierung das Unternehmen des zweitreichsten Menschen der Welt mit so viel Geld?
  • Wirtschaftswissenschaftler Hubertus Bardt gibt Antworten.

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Kurzzeitig hatte er sogar den Status als reichster Mensch der Welt inne, nun steht Tesla-Chef Elos Musk mit einem geschätzten Vermögen von 195,4 Milliarden US-Dollar immerhin noch auf dem zweiten Platz der "Forbes"-Liste der wohlhabendsten Menschen der Welt.

Gerade hat die Tesla-Aktie wieder ordentlich an Fahrt aufgenommen, da winkt schon ein neuer Geldregen für den E-Autobauer: 1,1 Milliarden Euro an Fördermitteln soll das US-Unternehmen erhalten. Das berichtete zuerst der "Tagesspiegel" unter Berufung auf Quellen aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Worum es bei der Förderung geht

Tesla baut derzeit im brandenburgischen Grünheide, nahe der Hauptstadt Berlin, seine erste Fabrik für Elektroautos und Batteriezellen in Europa. Die 1,1 Milliarden Euro winken der sogenannten Gigafactory im Rahmen des Europäischen Batteriezellenprogramms.

Die EU-Kommission bestätigte die zweite Auflage des Programms Anfang des Jahres. Mit der Initiative will die Europäische Union (EU) ihre Ziele bei der Elektromobilität erreichen. Dafür dürfen Deutschland und elf weitere Mitgliedstaaten bis zu 2,9 Milliarden Euro zusätzlich bereitstellen. Deutschland koordiniert das zweite Batteriezellenprogramm federführend – gute Karten also, um rund ein Drittel des Gesamtvolumens an Tesla fließen zu lassen.

Millionen auch für Opel

Tesla ist nicht das einzige Unternehmen, das vom Bundeswirtschaftsministerium wegen innovativer Batteriezellenprojekte gefördert wird: Erst kürzlich waren für ein Batteriezellenwerk des Autobauers Opel in Kaiserslautern 437 Millionen Euro bewilligt worden.

Die Höhe der Fördermittel hängt auch von den Investitionen der beteiligten Unternehmen ab: Während dies bei Opel rund 2 Milliarden Euro sind, beträgt das Investitionsvolumen bei Tesla etwa 5 Milliarden Euro. Noch ist die Höhe der Förderung unbestätigt - "vor Ausreichung des Zuwendungsbescheids" könnten auch keine Angaben zur Förderhöhe gemacht werden, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Die Ausreichung des Bescheids sei für das letzte Quartal 2021 geplant.

Steuergelder für Multimilliardär

Dennoch: Ist es gerechtfertigt, dass das Unternehmen eines Multimilliardärs so viel an Steuergeldern bekommt? Hubertus Bardt ist Volks- und Betriebswirt. Er sagt: "Es geht bei der Förderung ja nicht darum, wer die Förderung bekommt, sondern was durch die Förderung bewirkt wird."

Insofern sei es irrelevant, ob das Unternehmen Elon Musk oder jemand anderem gehöre. "Natürlich könnte er das auch aus seinem eigenen Vermögen finanzieren. Die berechtigte Vermutung ist aber, dass er das nicht tun würde", mutmaßt der Experte.

Batterien für E-Autos: Technologisch unabhängig werden

Ziel der Förderung sei die Ansiedlung von Batterieproduktion in Europa, die als wichtiger Erfolgsfaktor für die Autoindustrie der Zukunft angesehen wird. Damit will die EU aber nicht nur klimaneutrale Mobilität stärken, sondern auch technologisch unabhängig werden. Knapp 15 Millionen E-Autos wähnt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) 2030 auf Deutschlands Straßen.

"Auch bei der Ansiedlung von Autobauer BMW in Leipzig ist die öffentliche Förderung Teil der Standortwahl gewesen", sagt Bardt. Mit Millionen an Fördermitteln will die EU also eine neue Generation leistungsfähigerer und umweltschonenderer Batteriezellen, die Technologieführer Tesla verspricht, nach Europa holen.

"Die europäische Initiative fördert zudem nicht nur Tesla, sondern auch andere Projekte und sollte insofern nicht wettbewerbsverzerrend sein", merkt Bardt an. Die Hoffnung der Bundesregierung also: Tesla könnte weitere Produktionsstätten in Deutschland folgen lassen.

Deutschlands Wirtschaft dürfte durch die Investition also letztlich profitieren: 2.000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen, wo in Zukunft jährlich 500.000 Fahrzeuge der Y-Modellreihe gebaut werden.

Notwendigkeit der Förderung umstritten

"Ob die Förderung generell wirklich notwendig ist, ist aber durchaus umstritten", gibt Experte Bardt zu. Sie habe jedoch einen Anstoß für vielfältige Investitionen gegeben. Doch nicht nur die Investitionskosten sind für die Ansiedlung relevant: "Schnelligkeit von Genehmigungsverfahren und bezahlbare Strompreise sind hier auch wichtige Punkte, die adressiert werden müssen", sagt der Experte.

Ursprünglich hatte Tesla bereits Mitte 2021 für die Eröffnung des Werks in Grünheide angepeilt, nun ist das Jahresende die neue Zielmarke. Schuld: langwierige Genehmigungsverfahren.

Über den Experten: Dr. Hubertus Bardt ist Geschäftsführer und Leiter Wissenschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft. Bardt studierte Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre. Er ist Lehrbeauftragter an der Rheinischen Fachhochschule Köln und an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Verwendete Quellen:

  • "Tagesspiegel": Bundesregierung will Tesla-Batteriezellwerk mit 1,14 Milliarden Euro fördern. 05.09.2021
  • "Forbes": World’s billionaires list 2021
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