VW erwägt, mindestens drei Werke in Deutschland komplett zu schließen. In der Politik wird diskutiert, ob der Staat das verhindern muss, um Arbeitsplätze zu retten. 61 Prozent der Deutschen lehnen einen staatlichen Eingriff allerdings ab. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion.

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Bei VW geht die Angst um. Der Autobauer erwägt, in Deutschland drei Werke komplett zu schließen. Zehntausende Arbeitsplätze seien in Gefahr, warnt der Konzernbetriebsrat. Die Folgen könnten gewaltig sein. Nicht nur für die betroffenen Beschäftigten und ihre Familien, auch für Kommunen und die Zulieferindustrie.

In der Vergangenheit ist der Staat in ähnlichen Fällen bereits aktiv geworden. Die angeschlagene Meyer-Werft zum Beispiel gehört vorübergehend zu 80 Prozent dem Bund und dem Land Niedersachsen. Auch in die Lufthansa pumpte der Staat während der Coronapandemie Milliarden, um den Konzern vor dem Aus zu retten – ein Geschäft, das sich für den Fiskus wegen einer guten Geschäftsentwicklung sogar auszahlte.

Civey-Umfrage: 61 Prozent gegen staatlichen Eingriff bei VW

Im Fall von VW halten die Deutschen von solchen Plänen aber wenig. Im Auftrag unserer Redaktion hat das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 30. Oktober bis 1. November eine repräsentative Umfrage zu dem Thema durchgeführt, an der sich 5001 Bundesbürgerinnen und -bürger beteiligten. Die Frage lautete: "Sollte der Staat angesichts der möglichen Schließung von mindestens drei VW-Werken Ihrer Meinung nach eingreifen, um die Schließung der Werke zu verhindern?"

Eine klare Mehrheit von 61 Prozent der Befragten sprach sich dagegen aus, 25 Prozent dafür. 14 Prozent können sich in dieser Frage nicht entscheiden.

Höchste Zustimmung bei Arbeitern

Der Wolfsburger Konzern verkauft zu wenig Autos, vor allem der Absatz der relativ teuren Elektro-Autos im Inland bleibt hinter den Erwartungen zurück – genau wie das Geschäft in den USA und China. Wie die gesamte Branche leidet VW unter hohen Energiepreisen. Politiker und Wissenschaftler weisen aber auch auf Management-Fehler im Konzern hin: VW habe sich zu spät auf den Umstieg zur Elektromobilität eingestellt und kein günstiges Elektromodell im Angebot.

Es gehe um "mehrere Zehntausend Beschäftigte und ihre Familien, die ihre wirtschaftliche und teilweise auch ihre persönliche Existenz an ein Unternehmen gebunden haben", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums in dieser Woche. Man wolle Standortschließungen verhindern und sei deswegen mit VW im Gespräch.

Allerdings schweigt sich die Bundesregierung darüber aus, was konkret möglich wäre. Denkbar wäre etwa, dass der Staat seine VW-Anteile erhöht. Auch eine "Abwrackprämie", die den Kauf von Neuwagen ankurbeln soll, ist im Gespräch.

Andererseits sind Eingriffe des Staates in die Marktwirtschaft umstritten. Im schlimmsten Fall versinken Steuergelder in einem strauchelnden Unternehmen. Die Ergebnisse der Civey-Umfrage zeigen, dass viele Bürger solche Schritte skeptisch sehen. Alle abgefragten Berufsgruppen sind im Fall von VW mehrheitlich dagegen. Noch am höchsten ist die Zustimmung zu staatlichen Eingriffen mit 32 Prozent bei den Arbeitern. (fab)

Informationen zur Methode

  • Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 30. Oktober bis 1. November 2024 die Antworten von 5.001 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.
  • Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,6 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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