Am 4. Oktober 1992 ereignete sich in den Niederlanden ein Flugzeugunglück, bei dem Dutzende Menschen ums Leben kamen und das auch Jahre später noch für Probleme sorgte.
Es war das größte Unglück der niederländischen Geschichte. Die Frachtmaschine der israelischen Fluggesellschaft El Al war unterwegs von New York City nach Tel Aviv und hatte einen Zwischenstopp in Amsterdam eingeplant.
Als die Boeing 747 den Stadtrand der niederländischen Metropole passierte, stürzte sie ab und setzte zwei Häuserblocks in Brand. Dabei verloren mehrere Dutzend Menschen ihr Leben.
Das Desaster ereignete sich gegen 18:30 Uhr, kurz nach dem Start am Amsterdamer Flughafen.
Beim Absturz verteilte die Maschine brennendes Benzin über ein großes Gebiet, vom Vorort Bijlmermeer bis in den Süden der Stadt.
Laut offiziellen Angaben waren 50 Häuser unmittelbar von dem Unfall betroffen, über 40 Tote fanden die Retter unter den Trümmern.
Insgesamt verloren neben den vier Insassen des Fliegers zusätzlich 47 Menschen auf dem Boden ihr Leben.
Es war der erste Absturz in der bis dahin 44-jährigen Geschichte der israelischen Fluggesellschaft El Al.
Menschen sprangen vom Balkon
Ein ehemaliger Soldat, der in der Nähe der Unglücksstelle wohnte, berichtete von einem lauten Knall. Als er aus seinem Haus nach draußen eilte, sah er das Ausmaß des Unfalls.
"Leute sprangen in Panik vom Balkon des siebten Stocks. Ich konnte zwar einige Menschen retten, aber es waren einfach zu viele, die in ihren Wohnungen gefangen waren. Es war hoffnungslos", berichtete er.
Hunderte Krankenwagen waren im Einsatz, auch Helikopter unterstützten die Rettungskräfte und transportierten die Verletzten ins 40 Kilometer entfernte Beverwijk.
Was war die Ursache?
Doch wie kam es zu dem Unglück? Es gab keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Vielmehr gehen die Experten von einem technischen Versagen aus.
Denn die vierköpfige Crew meldete zehn Minuten nach dem Start Richtung Tel Aviv einen Notfall: Zwei der vier Motoren der Maschine waren ausgefallen.
Daher wollten sie zum Flughafen zurückkehren, um dort notzulanden - das war jedoch nicht mehr möglich. Die nötige Schleife konnte der Pilot noch drehen, doch dann stürzte die Boeing ab.
Bei der Ermittlung fanden Experten heraus, dass durch einen Ermüdungsbruch herabfallende Metallteile die Motoren beschädigt hatten. Diese gaben dann mit der Zeit ihren Dienst auf.
Durch die Folgeschäden litt die aerodynamische Eigenschaft des Flugzeugs, was schließlich zum Absturz führte.
Giftige Fracht an Bord
Der Frachtflieger transportierte insgesamt 114 Tonnen an Ladung, die sich über das gesamte Unglücksgebiet verteilte und beim Aufprall Feuer fing.
Doch nicht nur die unmittelbaren Schäden waren enorm. 1998 stellte sich heraus, dass der Flieger neben Blumen und Parfum auch toxisches Material geladen hatte.
Mindestens einen Bestandteil, den man für die Produktion des Nervengifts Sarin benötigt, hatte die Boeing 747 im Frachtraum - mit längerfristigen Folgen.
Hunderte Anwohner klagten später über gesundheitliche Probleme wie Depression, Atemprobleme und Konzentrationsschwäche.
Ein Jahr später wurde die niederländische Regierung in einem offiziellen Bericht beschuldigt, Ursachen und Folgen des Unglücks nicht vollständig untersucht und sich zu wenig um Gesundheitsuntersuchungen gekümmert zu haben.
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