Das amerikanische Schlachtschiff USS Nevada wurde 1916 in Dienst gestellt und war mehr als drei Jahrzehnte lang aktiv, erlebte beide Weltkriege aktiv mit. Es überlebte den japanischen Angriff auf Pearl Harbor, war an der Landung in der Normandie und der Eroberung Iwo Jimas beteiligt. Am Ende hielt das Schiff sogar einer Atombombe stand. Das Wrack galt allerdings lange Zeit als verschollen, inzwischen ist es gefunden worden.

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Die Kiellegung des Schiffs erfolgte im November 1912 in der in Massachusetts gelegenen Küstenstadt Quincy. Bei der im Juli 1914 erfolgten Taufe waren eine Reihe bedeutender Personen anwesend, darunter Tasker Oddie, der damalige Gouverneur des Bundestaates Nevada. Die offizielle Indienststellung der USS Nevada erfolgte im März 1916, als in Europa bereits der Erste Weltkrieg herrschte. Sie war eines der beiden Schiffe der nach ihr benannten Nevada-Klasse, ihr Schwesterschiff war die USS Oklahoma.

Bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten 1917 war die Nevada Teil der amerikanischen Atlantik-Flotte und wurde an der Ostküste und in der Karibik eingesetzt. Danach diente sie der britischen Flotte als Unterstützung. Nach Kriegsende war sie unter anderem Teil der Eskorte der USS Washington, mit der US-Präsident Woodrow Wilson nach Europa reiste, um dort an den Friedensverhandlungen in Paris teilzunehmen. Die daraus resultierenden Pariser Vorortverträge wurden von den Kriegsverlierern Deutschland, Österreich und Ungarn, die auch Gebietsverluste zur Folge hatten, als schwere Schmach gesehen und schufen den Wunsch nach zumindest einer teilweisen Revidierung.

Danach wurde die Nevada an verschiedenen Orten eingesetzt und erfuhr zwischen 1927 und 1930 eine gründliche Modernisierung. Neben einem neuen Aufbau erhielt sie auch moderne Flugabwehrkanonen und war damit schlagkräftiger als bisher und auch deutlich besser geschützt.

Zweiter Weltkrieg: Das älteste Schiff und das einzige, das entkam

Als Teil der amerikanischen Pazifikflotte befand sie sich am 7. Dezember 1941 in Pearl Harbor, als es zum berüchtigten japanischen Angriff ohne vorherige Kriegserklärung kam. Die Nevada war hierbei das zu diesem Zeitpunkt älteste im Dienst befindliche Schiff und auch das einzige, das entkam.

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Sie wurde zwar mehrfach getroffen, konnte sich aber in Sicherheit bringen und lief schließlich südlich von Ford Island schwer beschädigt auf Grund. Die Besatzung musste zunächst eine Reihe von Bränden löschen, mithilfe von Schleppern gelang es dann, das Schiff in seichteres Wasser zu befördern.

Erst im Februar 1942 war die Nevada wieder fähig zu schwimmen und wurde instandgesetzt. Danach ging es für sie nach Alaska, wo sie im Mai 1943 als eines von drei Schlachtschiffen daran beteiligt war, die Rückeroberung der von den Japanern besetzten Insel Attu auf den Aleuten zu unterstützen. Diese Kampfhandlungen sind vor allem dadurch bekannt geworden, dass sie von Historikern als Paradebeispiel für militärische Fehleinschätzungen und daraus resultierende unnötig hohe Verluste gelten. Denn trotz deutlicher Überlegenheit waren die Amerikaner im Nachteil, nicht zuletzt dadurch, dass die eingesetzten Bodentruppen im sonnigen Kalifornien ausgebildet worden waren, was sie nicht auf Kämpfe in einer subarktischen Region vorbereitet hatte.

Danach begleitete die Nevada im Atlantik Konvois als deren Eskorte. Bei der im Juni 1944 erfolgten Landung der Amerikaner in der Normandie, ein einschneidendes Ereignis für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs, war die Nevada dann ebenfalls wieder beteiligt. Das Schiff wurde hier für seine große Zielsicherheit gelobt. Auch bei der im selben Jahr durchgeführten alliierten Landung in der Provence war die Nevada dabei.

Danach wurde das Schiff wieder abgezogen und erneut im Pazifik eingesetzt. Dort war die Nevada bei den Kämpfen um Iwojima – eine der bedeutendsten Schlachten im Krieg gegen Japan – eingesetzt. Auch bei der Eroberung Okinawas, womit Japan einen bedeutenden Stützpunkt unmittelbar vor seinem Mutterland verlor, hatte die Nevada Anteil. Die eingenommene Insel sollte als Ausgangspunkt für die geplante Invasion des japanischen Kernlands dienen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, da mit dem Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki Japan schließlich kapitulierte.

Das Ende: Atombombentests und Schießübungen

Nach Kriegsende wurde die Nevada dann als bereits zu alt für die Nachkriegs-Flotte betrachtet und ausrangiert. Nun führte man sie einer neuen Bestimmung zu – sie wurde im Juli 1946 auf dem Bikini-Atoll als Ziel für Atombombentests eingesetzt. Von diesen erhoffte man sich vonseiten des amerikanischen Militärs Erfahrungswerte hinsichtlich der Folgen des Einsatzes einer solchen Waffe, vor allem was das Zerstörungspotenzial betraf.

Die Nevada bildete bei diesen Versuchen das Hauptziel und befand sich im Mittelpunkt einer aus etwa 100 Schiffen bestehenden Geisterflotte. Man hatte die Nevada für den Test zudem vorher vollständig orange angestrichen, um sie leichter identifizieren zu können.

Dass das Schiff tatsächlich den Test überstehen würde, galt als recht unwahrscheinlich, dennoch wurde es trotz schwerer Schäden durch den Test nicht versenkt – was allerdings auch damit zusammenhing, dass es vonseiten der Bomber Probleme mit dem Zielen gab.

Zwei Jahre später wurde das Schiff erneut für militärische Übungen eingesetzt, diesmal für Schießübungen vor Hawaii. Auch hier zeigte die Nevada erneut eine beeindruckende Standhaftigkeit und konnte sich auch nach mehrmaligem Beschuss noch über Wasser halten. Am Ende aber unterlag sie schließlich einem Torpedo, der sie zum Sinken brachte. Damit endete nach mehr als drei Jahrzehnten die Geschichte eines Schiffs, das zwei Weltkriege und eine Atombombe überlebt hatte, schließlich durch den Beschuss der eigenen Leute.

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Wiederentdeckung und Würdigung

Wo genau das Schiff gesunken war, blieb lange Zeit unbekannt. Erst 2020 gelang es den beiden Unternehmen Search und Ocean Infinity durch ein großflächiges Absuchen des Ozeanbodens schließlich das Wrack der Nevada ausfindig zu machen. Es befand sich 65 Seemeilen südlich von Pearl Harbor in einer Tiefe von etwa 4.700 Metern. Die durch den Beschuss verursachten Schäden waren dabei am Rumpf noch deutlich zu erkennen, auch gab es in einem weiten Umkreis um das Schiff herum viele Trümmer.

Der Unterwasserarchäologe James P. Delgado bezeichnete das Schiff als eine Ikone, das von der Widerstandsfähigkeit und Dickköpfigkeit der Amerikaner zeuge und auch an diejenigen erinnere, die in zwei weltumfassenden Kriegen die Vereinigten Staaten verteidigt hätten. Die Nevada gilt somit als bedeutendes Symbol für die amerikanische Militärgeschichte.

Die USS Oklahoma, das Schwesterschiff der Nevada, hatte allerdings weniger Glück. Im Gegensatz zu vielen anderen Schiffen war sie nach dem Angriff aus Pearl Harbor so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr zurück in den Dienst gestellt werden konnte. Die noch verbliebenen brauchbaren Bestandteile wie etwa der Aufbau wurde entfernt, der Rest 1946 schließlich zur Verschrottung freigegeben. Dazu kam es aber nie, denn auf dem Weg von Hawaii zur Bucht von San Francisco geriet das Wrack 1947 in einen Sturm und sank schließlich.

Verwendete Quellen:

  • nationalinterest.org: "Peter Suciu: USS Nevada: The Ship That Wouldn't Die"
  • oceaninfinity.com: "USS Nevada located by SEARCH and Ocean Infinity"
  • spiegel.de: "Verschollenes US-Schlachtschiff vor Hawaii gefunden"
  • ntv.de: "Forscher finden Kriegsschiff 'USS Nevada'"
  • welt.de: "Florian Stark: Die vergessene Schlacht des Zweiten Weltkriegs"
  • nevadamagazine.com: "Wayne Scarpaci: The Saga of the USS Nevada"
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