Milliardär Bloomberg springt für US-Klimazahlungen ein, Fleisch- und Milchproduktion in Deutschland übertrifft Autoverkehr bei CO2-Emissionen, Experten warnen vor Millionen Hitzetoten in Europa – die aktuellen Nachrichten aus dem Bereich Klima.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine unserer größten Herausforderungen. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen auf dem Laufenden.
Milliardär Bloomberg will für US-Klimazahlungen aufkommen
US-Präsident
Nicht ganz: Der US-Milliardär und frühere Bürgermeister von New York Michael Bloomberg hat angekündigt, mit seiner Stiftung "Bloomberg Philanthropies" die wegfallenden Beiträge der USA an die UN-Klimaorganisation UNFCCC zu übernehmen. Als Sondergesandter der Vereinten Nationen für den Klimaschutz kündigte er auch an, mit US-Bundesstaaten und Firmen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die USA ihren globalen Klimaverpflichtungen weiterhin nachkommen.
Wie wichtig diese Anstrengungen sind, haben Expertinnen und Experten des Vergleichsportals "Climate Action Tracker" bereits im November berechnet: Demnach könnte der Ausstieg der USA die derzeitigen Klima-Schätzungen bis zum Ende des Jahrhunderts von 2,7 Grad um 0,04 Grad erhöhen – vorausgesetzt, dass nur die USA ihren Kurs in Sachen Klimaschutz ändern.
Bislang sind die USA das einzige Land, das je aus dem Abkommen ausgetreten ist. Mit 22 Prozent des Gesamtbudgets des UNFCCC leisteten sie einen entscheidenden Beitrag, der sich allerdings nach der Höhe der Emissionen eines Landes bemisst.
Germanwatch: Milch und Fleisch verursachen deutlich mehr Treibhausgase als Autoverkehr
Die Produktion von Fleisch und Milch ist alles andere als klimaneutral, das ist hinlänglich bekannt. Die Umweltorganisation Germanwatch hat nun in einer neuen Studie berechnet, wie groß der Anteil der Fleisch- und Milchwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland ist.
Demnach haben die 20 umsatzstärksten Landwirtschaftskonzerne dieser Branchen im Jahr 2022 über 130 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente produziert – das entspreche dem Anderthalbfachen des gesamten Autoverkehrs in Deutschland.
Was sind CO2-Äquivalente?
- Kohlenstoffdioxid (CO2) ist das bekannteste, aber nicht das einzige Treibhausgas. Andere sind Wasserdampf, Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Um die Auswirkung verschiedener Treibhausgase auf die Temperatur an der Erdoberfläche zu vergleichen, benutzt man das Konzept der "CO2-Äquivalente". Dabei wird die Menge eines Treibhausgases in die entsprechende Menge CO2 umgerechnet. Quelle: Helmholtz Klimainitiative.
Für ihre Studie haben die Forschenden die Emissionen pro Kilogramm Schlachtgewicht beziehungsweise Rohmilch berechnet und dabei auch den Verlust von Kohlenstoffspeichern eingerechnet, zum Beispiel, wenn Moore oder andere natürliche Flächen zu Ackerflächen zum Anbau von Tierfutter umgewandelt werden.
Die Studie zeigt auch, wie groß das Einsparpotenzial in diesem Sektor ist: Durch besseren Bodenschutz, eine Wiedervernässung von Mooren oder eine eingeschränkte Tierhaltung könnten demnach mehr als 30 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.
Experten warnen vor Millionen Hitzetoten in Europa
Derzeit sterben in Europa immer noch mehr Menschen durch Kälte als durch Hitze. Einer neuen Studie im Fachmagazin "Nature Medicine" zufolge könnte sich das in Zukunft ändern: Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten demnach bis zu 2,3 Millionen Menschen durch Hitze sterben.
Die Forschenden der London School of Hygiene and Tropical Medicine analysierten für ihre Studie Klimasimulationen und Todesraten aus 854 Städten in Europa. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Zahl der Kältetoten vor allem in Nordeuropa zwar um knapp 3,5 Millionen zurückgehen könnte, die Zahl der Hitzetoten im Mittelmeerraum allerdings gleichzeitig um 5,8 Millionen ansteigen könnte, wenn sich Städte nicht an die höheren Temperaturen anpassen, etwa durch zentrale Lüftungssysteme, mehr Grünflächen und Kühlzentren.
Im schlimmsten Fall könnte beispielsweise Barcelona fast eine Viertelmillion zusätzliche Todesfälle verzeichnen. In Rom und Neapel rechnen die Forschenden jeweils mit etwa 150.000 zusätzlichen Todesfällen. Doch selbst im besten Fall – mit stark reduzierten Emissionen und umfassenden Anpassungsmaßnahmen – kann laut Studie nicht verhindert werden, dass es in Europa zu einem Anstieg der temperaturbedingten Todesfälle kommen wird.
Weltweit großes Vertrauen in die Wissenschaft
Bereits in seiner ersten Amtszeit ging US-Präsident Trump auf Konfrontationskurs mit der Wissenschaft und stellte ihre Erkenntnisse etwa zum Klimawandel offen infrage. Nun hat er wissenschaftskritische Mitstreiter an zentralen Entscheidungspositionen platziert – der Druck auf die Wissenschaft wächst.
Eine globale Vertrauenskrise in die Wissenschaft gibt es allen Befürchtungen zum Trotz laut einer aktuellen Befragung jedoch nicht. Für die sogenannte TISP-Studie– die größte Befragung zum Vertrauen in Forschung seit der Corona-Pandemie – wurden rund 72.000 Menschen in 68 Ländern befragt.
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78 Prozent der Befragten gaben an, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler qualifiziert sind, um hochwertige Forschung durchzuführen. 75 Prozent sind der Auffassung, dass wissenschaftliche Methoden der beste Weg sind, um die Wahrheit herauszufinden, und 57 Prozent nehmen Forschende als ehrlich wahr. Vor allem Frauen, ältere Personen sowie Menschen mit hohem Bildungsstatus, höherem Einkommen und städtischem Wohnsitz haben laut Studie ein hohes Vertrauen in die Wissenschaft.
Viele Befragte wünschen sich einen stärkeren Einfluss der Wissenschaft auf Gesellschaft und Politik. Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse jedoch zu einer Einschränkung der persönlichen Freiheiten oder des Lebensniveaus führen, stößt dieser Wunsch offenbar schnell an seine Grenzen. Das zeigte sich nicht zuletzt während der Corona-Pandemie, als es teils massiven Widerstand gegen Corona-Maßnahmen gab.
Verwendete Quellen
- Bloomberg Philanthropies: UN Special Envoy Michael R. Bloomberg Announces Effort to Ensure U.S. Honors Paris Agreement Commitments
- Climateactiontracker.org: As the climate crisis worsens, the warming outlook stagnates
- Germanwatch.org: Super-Emittenten der Fleisch- und Milchwirtschaft in Deutschland
- Fachmagazin "Nature Medicine", Masselot et al.: Estimating future heat-related and cold-related mortality under climate change, demographic and adaptation scenarios in 854 European cities
- Fachmagazin "Nature Human Behaiour", Cologna et al.: Trust in scientists and their role in society across 68 countries
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