Bilder aus Griechenland oder Spanien sorgen seit Wochen und Monaten für Fassungslosigkeit. Immer häufiger kommt es im Mittelmeerraum zu Hitzewellen und Waldbränden. Der Weltklimarat IPCC stuft den Mittelmeerraum aus mehreren Gründen nun als einen Brennpunkt ein.
Derzeit sorgen Bilder von der griechischen Insel Rhodos für Schlagzeilen. Die Insel hat mit schweren Waldbränden zu kämpfen, Zehntausende Touristen mussten evakuiert werden. Da kommt diese Meldung kaum überraschend:
Der Mittelmeerraum, der in den zurückliegenden Wochen von Hitzewellen und Waldbränden heimgesucht wurde, ist von Wissenschaftlern zu einem der Brennpunkte des Klimawandels erklärt worden. Menschen, Tiere und Natur, aber auch ganze Wirtschaftszweige in Südeuropa, Nordafrika und Nahost sind durch den Klimawandel bedroht.
Der Weltklimarat IPCC, der regelmäßig den umfangreichsten Bericht über die Erderwärmung vorlegt, beschreibt folgende fünf Gefahren:
Tödliche Hitzewellen
"Hitzewellen nehmen aufgrund des Klimawandels in der Mittelmeerregion zu und werden in Städten durch die Folgen des urbanen Lebens verstärkt", was zu Krankheits- und Todesfällen führe, heißt es im IPCC-Bericht von 2022. Die Universität Bern hatte schon 2010 errechnet, dass Intensität, Länge und Anzahl von Hitzewellen im östlichen Mittelmeer seit den 60er Jahren um das Sechs- bis Siebenfache zugenommen haben.
Landwirte machen sich auf Missernten gefasst
Nach einer Dürre in Nordafrika machen sich Landwirte auf Missernten gefasst. "Wir haben noch nie eine so schlimme Dürre erlebt", sagt der tunesische Landwirt Tahar Chaouachi, der Weizen anbaut. "Die vergangenen vier Jahre waren schon trocken, aber in diesem Jahr hatten wir Regen erwartet. Stattdessen ist es noch schlimmer geworden."
Da das heiße Wetter dazu führt, dass Grundwasser für die Bewässerung von Äckern verbraucht wird, könnten bei einem Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad im nördlichen Mittelmeerraum ein Fünftel weniger Oliven geerntet werden, sagt der Weltklimarat voraus.
Seit dem 19. Jahrhundert ist die Temperatur auf der Erde bereits um 1,1 Grad angestiegen. Laut Forschern der Universität Stanford erlebt die Mittelmeerregion "für die meisten Feldfrüchte erhebliche negative Auswirkungen".
Vielerorts wird das Wasser knapp
Eine Dürre in Spanien hatte vor der Parlamentswahl vom Sonntag Debatten über die Wasserversorgung ausgelöst. Die Europäische Dürrebeobachtungsstelle teilte mit, dass die Hälfte des Mittelmeerraums schon im Juni einen niedrigen Grundwasserspiegel aufwies.
Der IPCC-Bericht mahnte, dass der Klimawandel den Wassermangel "an den meisten Orten" der Region verschlimmern werde. Seen und Trinkwasser-Reservoirs werden in diesem Jahrhundert vermutlich bis zu 45 Prozent ihres Wassers verlieren. In Nordafrika wird bis zu 55 Prozent weniger Oberflächenwasser verfügbar sein.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme an Land und im Wasser führt auch zum Verlust von Lebensräumen und Artenvielfalt, warnt der IPCC.
Der Meeresspiegel des Mittelmeers steigt an
In den vergangenen Jahrzehnten ist der Meeresspiegel des Mittelmeers pro Jahr um 2,8 Millimeter gestiegen, was eine Bedrohung für Küsten und Städte wie Venedig bedeutet, die stark den Gezeiten ausgesetzt sind.
"Der Anstieg des Meeresspiegels beeinträchtigt bereits die Küsten des Mittelmeers und soll laut Vorhersagen das Risiko der Überflutung von Küstengegenden, von Erosion und von Versalzung erhöhen", sagt der Weltklimarat. "Diese Auswirkungen würden Landwirtschaft, Aquakulturen, Stadtentwicklung, Häfen, Tourismus, Kulturstätten und vielen Küsten-Ökosystemen schaden."
Invasive Arten bedrohen die Artenvielfalt
Der Klimawandel bedroht nicht nur die Strände des Mittelmeers, sondern auch das Meer an sich und die Fischerei. "Seit den 80er Jahren verändern sich Ökosysteme des Mittelmeeres, was sich im Niedergang der Artenvielfalt und der Zunahme invasiver Arten ausdrückt" und auf den Klimawandel und andere menschliche Aktivitäten zurückzuführen sei, erklärt der IPCC.
Bei einer globalen Erwärmung von mehr als 1,5 Grad könnten bis 2060 mehr als ein Fünftel der Fische und wirbellosen Tiere im östlichen Mittelmeer aussterben. Die Einkünfte aus der Fischerei könnten bis 2050 um bis zu 30 Prozent zurückgehen, heißt es in dem Bericht. (afp/sbi)
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