Einige Zeit war es ruhig geworden um die Pegida-Bewegung. Doch die sich zuspitzende Flüchtlingskrise in Deutschland scheint den Islamgegnern neuen Aufwind zu geben. Pegida steht offenbar doch nicht vor dem Aus.

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Erstmals seit mehreren Monaten demonstrierten wieder mehr als 5.000 "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" in Dresden. Bereits seit mehreren Wochen wuchs die Teilnehmerzahl langsam an.

In Leipzig kam es am Montag bei Demonstrationen des Pegida-Ablegers Legida sogar zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Zwei Beamte wurden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) verletzt. Legida-Teilnehmer hätten Flaschen und sogar Feuerwerkskörpern auf die Beamten geworfen. Die Gewalttäter wurden dem Fußballklientel zugeordnet.

Die sogenannten "Abendspaziergänge" Pegidas rufen auch regelmäßig Gegendemonstranten auf den Plan. Auch Teilnehmer von "No Legida" leisteten laut dpa Widerstand gegen Beamte.

Lutz Bachmann will Pegida-Partei gründen

Pegida-Chef Lutz Bachmann kündigte währenddessen die Gründung einer Pegida-Partei an. Diese wolle laut Informationen der "Morgenpost Sachsen" sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene antreten und eng mit konservativen Parteien in ganz Europa zusammenarbeiten.

Bachmann sagte in seiner Rede in Dresden: "Freunde, wir können tun, was wir wollen: Wir werden immer als Nazis betitelt". Vor allem wies er darauf hin, dass die Bundesregierung die Grenzkontrollen als Notfall-Plan hinstelle, obwohl Pegida diese schon seit Monaten fordere. "An CDU, CSU, SPD, Grüne und Linke richte ich jetzt folgenden Satz: Ihr habt uns alle verraten", so Bachmann.

Wie hängt das mit der Flüchtlingskrise zusammen?

Ist Pegida jetzt also zurück? "Nein", sagt Populismusforscher Marcel Lewandowsky von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Für diese These sei es noch zu früh. "Pegida hat erst seit relativ kurzer Zeit wieder Zulauf", so der Experte. Trotzdem sieht Lewandowsky einen starken Zusammenhang zwischen Erstarken von Pegida und aktueller Flüchtlingskrise: "Je mehr Flüchtlinge kommen, desto größer ist das Bedrohungsgefühl bei einigen." Pegida wiederum sei die einzige realistische Anlaufstelle für Menschen, die eine ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen aufweisen: Vom "besorgten Bürger" - bis zum Neonazi.

Grund dafür ist laut Lewandowsky, dass viele keine Alternative auf Parteienebene finden. Gerade deswegen käme es jetzt auf die Politik der Regierung an. "Sollten sie versagen, könnte Pegida weiter Zulauf erhalten. Vor allem aber könnte auch die AfD als relativ etablierte und bekannte Partei Zulauf erhalten", so Lewandowsky.

Doch auch das müsse nicht dazu führen, dass Pegida zwingend wieder aufsteigt. Einerseits könne Pegida nicht alle abgreifen, die in der Flüchtlingsfrage Sorgen haben, andererseits habe sich Pegida selbst zerlegt: "Auch wenn es für eine Prognose zu früh ist, schätze ich, dass es darauf ankommen wird, wie es die Bundesregierung schafft, die Flüchtlingskrise zu lösen", sagt Lewandowsky.

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