Er ist der Star der österreichischen Volksmusik und feiert auch in Deutschland Erfolge: Andreas Gabalier. Der selbsternannte "Volks-Rock n'Roller" schafft es dabei immer wieder zu polarisieren – und erntet damit nicht selten Applaus von ganz rechts.

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"Wo san die Steirermadln?" ruft er am Ende des Konzerts ins Mikrofon und die Menge kreischt. "Alle Dirndln san jetzt eingeladen zum mitsingen! So laut dürft's schreien, wies daheim normal nie schreien dürfts" sagt er, zeigt ins Publikum und setzt nach "und trotzdem oft amol tuts." Dann singt Andreas Gabalier, verschwitzt und wie immer in Lederhosen seinen Hit "I sing a Liad für di". Unbändige Freunde der anwesenden Dirndln, Madln und Damen – endlich dürfen sie mal schreien! Herr Gabalier hat's schließlich erlaubt.

Er ist der neue Stern am österreichischen Volksmusikhimmel, hat einmal Gold und sechzehn Mal Platin bekommen. Seine Karriere startete beim Musikantenstadl und spätestens seit er seine braven Buben-Frisur gegen eine Elvis-Tolle tauschte, ist er ein Dauerbrenner in den österreichischen Charts.

Volksnah, simpel und erfolgreich

Sogar ein eigenes Musikgenre erfand er für sich: Das des "Volks-Rock'n Rollers". Obwohl seine Musik mit Rock 'n' Roll nicht wirklich viel zu tun hat. Aber dafür klingt es, nun ja, volksnah. Etwas simpel. Damit ist Gabalier auch in Deutschland erfolgreich: Gleich zwei Echos, die wichtigsten Musikpreise des Landes, räumte er im März dieses Jahres ab. Seinen Volksmusik-Award widmete Gabalier den Fans in Deutschland und seinen Kritikern "die immer irgendwo dagegenschreiben". Daran ist er selbst allerdings nicht ganz unschuldig.

Da wäre zum Beispiel die Sache mit den Töchtern in der österreichischen Bundeshymne. Beim Formel-1-Grand-Prix in Spielberg vergangenes Jahr sang Gabalier die alte Version der Hymne – und ignorierte damit die vom Parlament beschlossene Änderung in "Heimat bist du großer Töchter und Söhne". Schließlich sei die Hymne ein historisches Dokument, sagte Gabalier und erklärte außerdem, er glaube "dass wir in einer Zeit leben, in der die Damenwelt geschätzt und gewürdigt wird und man nicht im Jahr 2014 immer noch mitbetonen muss, dass die Frauen gleichberechtigt sind."

Gabaliers heile und traditionelle Heimatwelt

Die Damen spielen in Gabaliers Videos meist die gleiche Rolle: Sie tragen sexy Dirndlkleider und wirken etwas hilflos. Es ist die Illusion einer heilen, traditionellen Heimatwelt, auf die Gabaliers ganzes Marketing ausgerichtet ist und die auch zu seinem Erfolg beiträgt. Passenderweise hat Gabalier auch die neue Titelmelodie für "Heidi" gesungen. Wenn in dem Video zum neuen Album "Mountain Man", der Alpensuperheld über Berge aus Brüsten fliegt, um das hilflose Madl von der Bergspitze zu retten ("Rette mich, Mountain Man, rette mich!"), dann möchte der "Volks-Rock'n Roller" das mit einem Augenzwinkern verstanden wissen. Man kann zum Alpenkitsch stehen, wie man will und sicherlich viel unter künstlerischer Freiheit verbuchen. Doch wie Gabalier tatsächlich denkt, ließ er bei der Amadeus-Verleihung durchscheinen: "Man hat es nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht", sagte er da und erntete Pfiffe aus dem Publikum und hinterher viel Kritik.

Andreas Gabalier, verfolgter Vertreter einer diskriminierten Spezies: Des heterosexuellen Mannes. Felix Baumgartner sah das ähnlich und gratulierte Gabalier ("Mach weiter so, denn von deiner Sorte gibt es nicht mehr viele"). Und Niederösterreichs FPÖ-Chef Christian Höbart testete die Untergrenzen des schlechten Geschmacks, indem er sich auf Facebook mit dem Slogan "Je suis Gabalier" solidarisierte. Davon zumindest hat sich Gabalier distanziert. Der Musiker, der sich selbst als unpolitisch bezeichnet, trägt allerdings – auch mit zweideutigen Texten – immer wieder dazu bei, dass er politisch eher rechts eingeordnet wird. Eines kann man ihm sicher nicht vorwerfen: schlechtes Marketing.

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