- WhatsApp verärgert viele Nutzer, weil Facebook, das Unternehmen dahinter, viele Daten sammelt und nach dem Totalausfall im Oktober der Dienste nicht klar ist, was mit den Daten passiert sein könnte.
- Davon profitieren andere Messenger, etwa Threema.
- Das Schweizer Programm legt schon immer viel Wert auf Sicherheit und hängt dabei andere Messenger ab.
Immer dann, wenn Messenger-Nutzer Angst um ihre persönlichen Daten haben, profitiert offenbar die als besonders sicher geltende App Threema. Schon 2013, als
Auch derzeit wechseln wieder viele WhatsApp-Mitglieder zu alternativen Messengern. Sie fürchten, dass das Programm künftig noch mehr Daten mit Facebook teilen könnte - womöglich sogar unfreiwillig. Der Totalausfall der Facebook-Dienste am 4. Oktober hatte für Unruhe bei den Nutzern gesorgt. Wie es zur Panne kam, konnte noch nicht geklärt werden. Auch nicht, ob es währenddessen ein Datenleck gegeben haben könnte. Wer von WhatsApp wegwechseln wollte, sucht nun also verstärkt nach einer Alternative.
Anfang des Jahres verkündeten die Threema-Macher auf Twitter erneut, dass die Nutzerbasis so schnell wachse wie die Schweizer Schneedecke. Die letzten offiziellen Zahlen stammen von Oktober 2020, da hatte Threema acht Millionen Anwender.
Wir zeigen, warum der Messenger sicherer ist als die Konkurrenz und welche Funktionen er bietet.
Diese Funktionen bringt Threema mit
Text- und Sprachnachrichten, Emojis, Bilder, Videos und Dateien an einzelne Kontakte oder ganze Gruppen schicken: Die Kommunikation bei Threema verläuft ähnlich wie bei WhatsApp. Anwender können außerdem ihren Standort teilen, Kontaktdaten weiterleiten oder per Sprach- oder Videoanruf telefonieren. Letzteres klappt allerdings nur mit einzelnen Freunden, nicht in einer Gruppe.
Wer will, kann über Verteilerlisten zudem Nachrichten an viele Freunde senden: Im Unterschied zu einer Gruppe erhält jeder die Message in einem eigenständigen Chat. Mittlerweile lassen sich auch gerade verschickte Nachrichten löschen.
Einige kleinere Funktionen von WhatsApp fehlen Threema, so etwa die Statusmeldungen, die alle Kontakte sehen. Nach einer bestimmten Zeit verschwindende Nachrichten gibt es ebenfalls nicht.
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Andererseits können Nutzer auf Features zugreifen, die den anderen Diensten fehlen. Sie können etwa in Chats Umfragen erstellen. Vor allem in Gruppengesprächen lässt sich so beispielsweise leicht herausfinden, was es zum Abendessen geben soll. Praktisch ist außerdem die Möglichkeit, die Auflösung von versendeten Bildern einzustellen.
Auf Android-Geräten kennzeichnen Anwender darüber hinaus Chats als privat, indem sie lang darauf drücken. Sie können dann nur mit einer PIN geöffnet werden und sind auf der Übersichtsseite ausgeblendet. Dort können auch einzelne Unterhaltungen als privat gekennzeichnet werden.
Keine Datenerhebung, verschlüsselte Gespräche: Wie sicher Threema ist
Threema überzeugt vor allem durch seine Sicherheit. Der Dienst verschlüsselt alle Chats und Anrufe Ende-zu-Ende: Eine Unterhaltung wird auf dem Telefon des Absenders chiffriert und erst auf dem Gerät des Empfängers wieder entschlüsselt. So können Informationen bei der Übertragung nicht ausgelesen werden.
Das machen auch WhatsApp und Signal so. Aber Threema verspricht, dass alle Informationen nach der Zustellung von den eigenen Servern gelöscht werden. Der Dienst speichert keine Nutzerdaten, auch nicht, wer wann mit wem gechattet hat – WhatsApp speichert diese Informationen hingegen.
Kontakte aus dem Adressbuch werden bei Threema nur anonymisiert übertragen. Die Server betreibt der Anbieter selbst, ausschließlich in der Schweiz. Damit gelten die strengen Datenschutzbestimmungen des Landes. Die Signal-Server etwa stehen in den USA.
Besonderheit: Anonyme Nutzung ist möglich
Wer will, kann Threema anonym verwenden: Für die Anmeldung sind weder Telefonnummer noch E-Mail-Adresse notwendig. Stattdessen wird jedem Nutzer eine zufällig erzeugte, achtstellige ID zugeteilt. Das heißt, der Anbieter sammelt keine persönlichen Informationen über die Anwender.
Threema ist seit Dezember 2020 außerdem Open Source und legt seinen Quellcode offen. Externe Spezialisten können so prüfen, wie sicher die Verschlüsselung ist und welche Daten erhoben werden. Der Dienst ist nach eigenen Angaben DSGVO-konform, entspricht also den Regelungen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung.
Privatsphäre und Datenschutz waren auch bei der Namensgebung ausschlaggebend: Threema leitet sich vom Wort "EEEMA" ab, einem Kurzwort für "End-to-End-Encrypting Messaging Application", also Ende-zu-Ende-verschlüsselte Messaging-App. Die drei EEE wurden zu Three ("drei") zusammengefasst – daraus ergibt sich "Threema".
Wer hinter dem Messenger steckt und warum er Geld kostet
Threema stand im Dezember 2012 erstmals im App Store zur Verfügung. Entwickelt wurde das Programm von Manuel Kasper - angeblich an seinem Küchentisch in Zürich. Die Threema GmbH verdient ihr Geld mit der Business-Version des Messengers für Unternehmen, Threema Work.
Aber auch Threema selbst kostet Geld: Nutzer müssen beim Download einmalig 3,99 Euro bezahlen. Andere Messenger sind gratis – aber haben dafür oft ein größeres Interesse an den Nutzerdaten. Auf Twitter erklärten die Threema-Macher: "Vergessen Sie nicht: Wenn Sie nicht für eine Dienstleistung bezahlen, sind Sie das Produkt, nicht der Kunde."
Fazit: Ist Threema eine bessere Alternative zu WhatsApp?
Threema ist im Vergleich mit den gängigen Alternativen WhatsApp, Signal und Telegram der sicherste Messenger. Er verschlüsselt alle Unterhaltungen Ende-zu-Ende, ist Open Source, erhebt keine Daten und erlaubt die anonyme Nutzung. Allerdings ist die Verbreitung deutlich geringer als bei WhatsApp: Beim Marktführer sind knapp zwei Milliarden Menschen angemeldet – noch.
Verwendete Quellen:
- Threema-PDF: "Die Erfolgsgeschichte von Threema: von der Gründung bis heute"
- Threema-Webseite und -Twitter-Profil
- abgefahren.de: Threema-Entwickler im Interview: Die NSA hilft mit
- statista: Anzahl der Nutzer des Schweizer Messengers Threema von Februar 2014 bis Januar 2020
Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv, den wir aus aktuellem Anlass neu aufbereitet haben.
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