- Über die Mitte Deutschlands zieht ein kräftiger Schneesturm.
- Wird es ein Winter wie 1978/79 - oder reicht einmal kräftig Schneeschippen?
Wir bleiben zuhause - das klingt jetzt anders. Unterwegs zu sein war am Wochenende in vielen Teilen Deutschlands keine gute Idee. Schon gar nicht mit der Bahn, dem Auto oder mit dem Lastwagen auf einer Autobahn.
Nach dem Lockdown wegen Corona kam der Flockdown mit einem Schneesturm, der am Sonntag über die Mitte Deutschlands hinwegfegte. Und das extreme Wetter ist noch nicht vorbei. Ein Überblick:
Chaos im Norden
Ob in Magdeburg oder Hannover, der Schnee türmte sich so wie es sonst die Menschen in Bayern gewohnt sind. Allein in Nordrhein-Westfalen gab es Hunderte Unfälle. In Städten wie Münster und Dortmund fuhren keine Busse mehr. Autos und sogar Räumfahrzeuge steckten im Schneetreiben fest. In Wuppertal blieb die Schwebebahn in eisiger Kälte stehen, sechs Menschen mussten mit Drehleitern in luftiger Höhe befreit werden. In Hessen hingen mehr als 55 Sattelschlepper bei Schnee und Eis auf den Autobahnen fest.
Das Heimspiel von Arminia Bielefeld gegen Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga musste abgesagt werden. Beim Zirkus Max Renz in Wesel erwischte der Schnee das Zelt der Kamele. "Als hätten wir im vergangenen Jahr nicht schon genug mitgemacht", schrieb der Zirkus bei Facebook mit Blick auf die Corona-Zwangspause. Die Tiere seien aber unverletzt geblieben.
Schneeschippen vorm Haus war vielerorts angesagt, so wie in Irxleben bei Magdeburg. Dort erzählte der Mitarbeiter eines Winterdienstes, aktuell habe es keinen Sinn, Salz zu streuen, weil der Schnee eh drauf falle. Zur Zeit helfe einfach nur "schieben, schieben, schieben". In Niedersachsen musste die Autobahn 7 zwischen Bockenem und Salzgitter gesperrt werden. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte die Polizei. "So einen Schnee-Einsatz hatten wir seit mindestens zehn Jahren nicht mehr", sagte THW-Sprecher Rainer Engelke.
Bahn schränkt Verkehr ein
Auch die Deutsche Bahn hatte zu kämpfen. Viele Fernzüge fielen aus, etwa auf wichtigen Strecken wie von Berlin Richtung Köln, Frankfurt/Main und München. Auch der Fernverkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden wurde eingestellt.
In weiten Teilen Mitteldeutschlands gab es Probleme im Regionalverkehr. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ging fast nichts mehr. Die meisten Menschen hätten sich aber an die Empfehlung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gehalten und seien zuhause geblieben, hieß es von der Bahn.
Kältewelle folgt Schneesturm
Tief "Tristan" über Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeer bringt im Zusammenspiel mit Hoch "Gisela" über Skandinavien weitere eisige Luft. "Nach dem schnee- und windreichen Wochenende kommt nun aus Osten die große Kälte auf uns zu", sagte Meteorologe Simon Trippler vom DWD am Sonntag. Mit Schnee muss weiter gerechnet werden, allerdings fällt dieser nicht mehr so intensiv wie am Wochenende.
Nach einer Schneekatastrophe klang das noch nicht. Meteorologen hatten vor dem Wochenende von einem "denkwürdigen Ereignis mit Seltenheitswert" gesprochen. Die Bilder vom Winter 1978/79 wurden wach, als der Norden Deutschlands, damals noch zwischen BRD und DDR geteilt, bis zur Dachkante im Schnee versank. 42 Jahre später spiegelte sich das Wetter im Netz: Bei Twitter lagen Schlagwörter wie "Eisregen" und "Flockdown" im Trend. Die Wortschöpfung aus "Flocke" und "Lockdown" hatte der Wetterdienst Kachelmannwetter schon am Mittwoch ins Spiel gebracht.
Kontrastprogramm im Süden
Vom Nordosten Spaniens über Lyon und die Côte d'Azur bis nach Baden-Württemberg war der Himmel am Samstag in trübes gelbes Licht getaucht. Sand aus der Sahara hatte sich laut Wetterexperten wieder mal auf den Weg gemacht. "Menschen von überall her riefen an. Manche wollten wissen, ob das der Weltuntergang ist", sagte ein DWD-Sprecher in Stuttgart. In Thüringen verfärbte sich Schnee gelblich-rot zu "Blutschnee".
Während deutsche Städte nach Sibirien aussahen, gab es in Italien frühlingshaftes Wetter mit Temperaturen um 20 Grad. Das lockte die Menschen in Massen ins Freie. In Rom und anderen Städten rückten am Wochenende Polizisten mit Blaulicht auf beliebten Plätzen an, um im Kampf gegen Corona abendliche Menschentrauben zu zerstreuen.
In Deutschland fällt es da leichter, zu Hause zu bleiben: Es wird nachts bis minus 20 Grad kalt. © dpa
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