Angesichts des wachsenden Einflusses Chinas hat Australien die größte Reform seines Militärs seit Jahrzehnten auf den Weg gebracht. Die bisherige militärische Strategie "erfüllt nicht mehr ihren Zweck", sagte der australische Verteidigungsminister Richard Marles am Montag bei der Vorstellung eines neuen Militärberichts, der die Abschreckung möglicher Angreifer zum obersten Ziel erklärt.
Gelingen soll dies laut Marles unter anderem mit Hilfe von Langstreckenwaffen und Cyberwaffen, welche den Gegner auf Abstand halten sollen. "Heute haben wir zum ersten Mal seit 35 Jahren die Ziele der Verteidigungspolitik neu definiert", sagte Marles.
Der Aufbau der chinesischen Streitkräfte sei der größte eines Landes seit dem Zweiten Weltkrieg, schreiben die Experten in dem Militärbericht und warnen vor einem "steigenden Risiko militärischer Eskalation und Fehleinschätzungen". Analysten beobachten mit Sorge den wachsenden Einfluss Chinas im Pazifik und befürchten, dass Australien dadurch von seinen Handelspartnern und globalen Lieferketten abgeschnitten werden könnte.
Die Verteidigung Australiens soll vor allem an der Nordküste verstärkt werden, zudem sollen mehr Soldaten rekrutiert werden. Kein potentieller Angreifer solle mehr davon ausgehen, dass der "Nutzen eines Konflikts das Risiko überwiegt", heißt es in dem Bericht weiter.
Als einen Bestandteil der neuen Strategie hatte die Regierung in Canberra bereits die Entwicklung einer neuen Atom-U-Boot-Flotte angekündigt; dabei will Australien bis zu fünf Atom-U-Boote von den USA kaufen und gemeinsamen mit den USA und Großbritannien eine neue Generation dieser U-Boote bauen.
Obwohl der Militärbericht China nur an neun Stellen eindeutig nennt und dabei nie von einem Gegner spricht, besteht wenig Zweifel, dass die Aufrüstung Pekings einer der Gründe für die australische Militärreform ist. Der Anspruch Chinas auf eine Alleinherrschaft im südchinesischen Meer "bedroht die internationalen Regeln im Indopazifik" und stehe nationalen Interessen Australiens entgegen, heißt es in dem Bericht.
Chinas Militärausgaben haben nach dem jüngsten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri im vergangenen Jahr einen Höchststand von 292 Milliarden US-Dollar (rund 265 Milliarden Euro) erreicht. © AFP
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