Am zweiten Tag ihres Gipfels in Johannesburg haben sich die Staats- und Regierungschefs der Brics-Staaten einstimmig für eine Erweiterung des Bündnisses ausgesprochen. "Wir sind dabei, die Familie der Brics zu erweitern", erklärte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa am Mittwoch. Alle Mitglieder unterstützten den Vorschlag "vollumfänglich".
Offen blieb jedoch, ob die Staatengemeinschaft noch vor Ende ihres Treffens am Donnerstag weitere Mitglieder auswählt und zu welchen Bedingungen diese sich den Brics anschließen können. Zu den Brics-Staaten gehören aktuell Brasilien, China, Indien, Russland und Südafrika. Rund 40 weitere Länder streben derzeit eine Aufnahme in das Bündnis an, darunter der Iran, Kuba und Nigeria.
Angesichts einer sich verändernden Welt sei eine "grundlegende Reform" der Weltordnungspolitik nötig, betonte Südafrikas Präsident Ramaphosa. "Neue Realitäten erfordern eine grundlegende Reform der Institutionen der Weltordnungspolitik, damit sie repräsentativer werden und besser auf die Herausforderungen reagieren können, vor denen die Menschheit steht", sagte er.
Am Dienstag hatte Chinas Handelsminister Wang Wentao in einer Rede im Namen des beim Gipfel anwesenden Präsidenten Xi Jinping gesagt, Peking wolle die "Frage der Öffnung für neue Mitglieder vorantreiben". China ist die mächtigste Volkswirtschaft des Blocks und möchte seinen globalen Einfluss im Vergleich zu den USA weiter ausbauen.
Indiens Premierminister Narendra Modi erklärte am Mittwoch, auch sein Land unterstütze die Erweiterung des Staatenbündnisses. Bislang hatte sich Indien in der Frage einer Brics-Erweiterung bedeckt gehalten, da es die Ambitionen seines regionalen Rivalen China mit Misstrauen betrachtet.
Russlands Präsident Wladimir Putin reiste vor dem Hintergrund eines gegen ihn erlassenen Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) nicht zu dem Treffen nach Südafrika. Er wird bei dem Gipfel von Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Putin äußerte sich stattdessen in einer aufgezeichneten Videobotschaft zum Brics-Treffen. "Wir unterstützen alle eine multipolare Weltordnung", betonte er.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte am Rande des Gipfels, er wolle "auf Augenhöhe mit der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten" sein.
Die Brics-Gruppe repräsentiert rund 40 Prozent der Weltbevölkerung. Sie versteht sich als Gegengewicht zu westlichen Bündnissen und versucht, ihren internationalen Einfluss zu stärken. Die fünf Brics-Staaten sind jedoch in vielen Fragen unterschiedlicher Auffassung. © AFP
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