Donald Trump twittert wieder wie gewohnt. Er sagt, es gehe ihm gut. Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus scheint der gesundheitliche Ausnahmezustand nach seiner Corona-Infektion vorbei zu sein. Doch vieles bleibt im Unklaren.
Donald Trump ist zurück im Weißen Haus, er twittert auch wieder in alter Manier. Seine Entlassung aus der Klinik am Montag scheint vorerst das Ende des gesundheitlichen Ausnahmezustands zu markieren. Vorbei sind die wenigen Tage, an denen die Ärzte vor dem Krankenhaus vor die Kameras traten und sich den Frage der Journalisten zu
Trumps Gesundheitszustand
Es ist unklar, wie schlecht es Trump im Laufe seiner Krankheit wirklich ging - und wie es ihm derzeit geht. In einer Mitteilung am Dienstag schien Conley seine Worte genau gewogen zu haben: Trump habe dem Ärzteteam keine Symptome gemeldet. Ob er welche zeigte, schrieb der Chefmediziner der Regierungszentrale nicht. Auf Nahaufnahmen von Trumps Rückkehr ins Weiße Haus war zu sehen gewesen, dass der Präsident nach dem Hochsteigen einer Treppe außer Atem war.
Am Mittwoch berichtete Conley dann, der 74-Jährige sei seit mehr als vier Tagen fieberfrei und habe seit mehr als 24 Stunden keine Symptome mehr. Statt eigene Worte für Trumps Befinden zu wählen, zitierte er den Präsidenten: "Ich fühle mich toll!", habe dieser am Morgen gesagt. Die Sauerstoffsättigung in seinem Blut und seine Atmung sind nach Angaben des Arztes gut. Aufnahmen des Präsidenten hat es seit seiner Rückkehr am Montagabend an den Amtssitz nicht mehr gegeben (Stand Mittwochabend deutscher Zeit).
Die Ärzte haben Vertrauen verspielt, nachdem sie am Samstag ein rosiges Bild von Trumps Zustand gezeichnet hatten und tags darauf einräumen mussten, dass es doch ernster war. Zweimal seien die Sauerstoffwerte des Präsidenten im Verlauf der Erkrankung gefallen, hieß es am Sonntag. Am Freitagmorgen sei die Sauerstoffsättigung des Bluts unter 94 Prozent gesunken, am Samstag erneut auf rund 93 Prozent. Bis Dienstag war unklar, ob Trump mehr als einmal zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekam. Mittwoch erklärte Conley: Trump habe seit seiner Einlieferung ins Krankenhaus keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr gebraucht. Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Wie es um Trumps Lunge steht
Covid-19 wurde lange als Lungenkrankheit bezeichnet. Mittlerweile ist klar, dass die Krankheit auch andere Organsysteme in Mitleidenschaft ziehen kann, worauf auch das Robert Koch Institut hinweist. Trumps Ärzte haben deutlich gemacht, dass seine Herz-, Nieren- und Leberfunktionen normal seien. Auf die Frage, ob bildgebende Verfahren eine Auswirkung der Infektion auf Trumps Lungen oder Hinweise auf eine Lungenentzündung zeigten, hielt sich sein Leibarzt bedeckt: "Es gibt einige erwartete Befunde, aber nichts von größeren klinischen Bedenken." Was unter "erwarteten Befunden" zu verstehen ist, blieb unklar.
Zeitpunkt von Trumps letztem negativen Test
Das Weiße Haus und Trumps Leibarzt verweigern weiterhin Angaben dazu, wann der Präsident vor seinem positiven Test am Donnerstag zuletzt negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Nach früheren Angaben wurde Trump jeden Tag getestet. Weil sich Conley und Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany in der Frage aber so bedeckt halten, wird gemutmaßt, dass das Weiße Haus es mit dem Testregime doch nicht so streng genommen hat.
Conley hatte am Samstag für zusätzliche Verunsicherung gesorgt als er sagte, die Diagnose liege 72 Stunden zurück. Das würde auf einen positiven Test am Mittwoch hinweisen. Später korrigierte er sich in einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung und erklärte, er habe gemeint, man sei "im dritten Tag" nach der Diagnose.
Die Zeitfrage ist wichtig, weil Trump am Mittwoch noch Spender in Minnesota traf und dort anschließend vor mehreren Tausend Anhängern auftrat. Am Donnerstag flog er zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey. Sollte er das alles bereits mit dem Wissen eines positiven Tests oder ohne einen negativen Test gemacht haben, wäre das unverantwortlich, weil man davon ausgehen muss, in dieser Phase hoch ansteckend zu sein.
Wie Trump sich angesteckt hat
Trump trägt trotz der Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC so gut wie nie eine Maske - er zog sie sich sogar vom Gesicht, als er am Montagabend im Weißen Haus eintraf, obwohl in seiner Nähe andere Leute standen. Auch Trumps engste Mitarbeiter trugen in seiner Gegenwart selten Masken. Trump hat schon früh während der Pandemie zu verstehen gegeben, dass er schnell zur Normalität zurückkehren will. Umso mehr war das im Wahlkampf der Fall: Auf der Zielgeraden zur Wahl am 3. November empfing er in den vergangenen Wochen Gäste im Weißen Haus, reiste durch das Land, traf Unterstützer und trat vor Anhängern auf - so auch in der Woche vor seiner Diagnose.
Bei der Frage nach Trumps Ansteckung richtet sich der Blick insbesondere auf eine Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses am 26. September. Mehr als 100 geladene Gäste kamen an diesem Tag zusammen, um bei Trumps Vorstellung der konservativen Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Richterposten am Supreme Court dabei zu sein. Wenige trugen Masken, zwischen den Stühlen war kaum Abstand. Womöglich war unter den Besuchern ein sogenannter Super Spreader, also jemand, der maßgeblich zur Verbreitung des Erregers beitrug. Fotos zeigten, dass sich einige Teilnehmer - inklusive Trump - im Zuge der Veranstaltung auch im Weißen Haus trafen.
Weitere nun Infizierte haben an der Vorbereitung Trumps für die TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am Dienstag vergangene Woche in Cleveland im Bundesstaat Ohio teilgenommen. Beteiligt an der Vorbereitung waren neben Trumps früherer Beraterin Kellyanne Conway und Wahlkampfmanager Bill Stepien auch die enge Trump-Beraterin Hope Hicks und der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie. Bei ihnen allen wurde mittlerweile eine Corona-Infektion nachgewiesen. (mss/dpa)
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