Donald Trump will Amerikas Wirtschaft wieder brummen sehen - mitten in der Coronakrise. Dazu will der US-Präsident nun ein einflussreiches Expertengremium auflösen. Dabei ist die Pandemie nicht unter Kontrolle.
Die US-Regierung will die ranghoch besetzte Coronavirus-Arbeitsgruppe im Weißen Haus auflösen und sich anstatt dessen auf die Wiederöffnung der Wirtschaft konzentrieren. Die Menschen in Amerika seien "Kämpfer" und wollten zurück an die Arbeit gehen, sagte US-Präsident
Gleichzeitig räumte er ein, dass es bei der von ihm angestrebten Lockerung der Corona-Beschränkungen weiterhin Neuinfektionen und Todesfälle geben werde. Das sei keine "perfekte Situation", aber man könne das Land nicht "fünf Jahre geschlossen halten", sagte Trump.
Was hat es mit der Arbeitsgruppe auf sich?
Die Corona-Arbeitsgruppe im Weißen Haus könne Ende Mai oder Anfang Juni aufgelöst werden. Das sei ein Zeichen des "enormen Fortschritts" im Kampf gegen das Coronavirus, sagte Vizepräsident
Zweck der Corona-Arbeitsgruppe ("Task Force") war es unter anderem, die nötigen Behörden der Regierung zu mobilisieren und deren Handeln zu koordinieren. Zu den prominentesten Stimmen der Arbeitsgruppe gehören die Mediziner Deborah Birx und Anthony Fauci, die eine rasche Aufhebung aller Corona-Beschränkungen bislang deutlich skeptischer bewertet haben.
Hat die "Task Force" ihre Schuldigkeit getan?
Trotz der von Pence und Trump reklamierten Erfolge im Kampf gegen den Erreger scheint die Coronavirus-Pandemie in den USA längst nicht unter Kontrolle zu sein. Bislang sind in den USA den Forschern der Universität Johns Hopkins zufolge rund 1,2 Millionen Ansteckungen nachgewiesen worden, rund 70.000 Menschen kamen ums Leben.
Einem einflussreichen Modell zufolge, das auch bereits mehrfach von der Regierung herangezogen worden war, könnte die Zahl der Toten bis zum Hochsommer noch auch etwa 134.000 ansteigen. "Die Task Force jetzt aufzulösen, ist eine schreckliche Idee", sagte der Harvard-Mediziner Ashish Jha im Gespräch mit dem Sender CNN.
Die USA seien noch mitten in der Pandemie und es würden noch viele Menschen infiziert werden und sterben, warnte er. "Ich bin sehr besorgt, dass die Lage noch schlimmer werden könnte, wenn wir nicht mehr von Doktor Birx und Doktor Fauci hören werden", sagte Jha.
Wieso steigen die Infektionszahlen in den USA weiter an?
Die von den Bundesstaaten verhängten Ausgangsbeschränkungen waren wirtschaftlich verheerend, haben aber geholfen, die Kurve der Neuinfektionen abzuflachen. Sie waren allerdings nicht so streng wie zum Beispiel jene in Italien und Spanien.
In den USA stagnierten die Zahlen daher zuletzt bei etwa 25.000 Neuinfektionen und rund 1.000 bis 1.600 Toten pro Tag. Nun beginnen allerdings immer mehr Bundesstaaten damit, die Beschränkungen wieder zu lockern - zum Teil, obwohl es dort weiter viele Neuansteckungen gibt.
Experten befürchten daher eine erneute Zuspitzung der Corona-Pandemie in den USA. Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, erklärte, man könne die Wirtschaft nicht über die Gesundheit stellen.
"Wenn wir das Virus nicht besiegen, werden wir nie zur vollen wirtschaftlichen Stärke zurückkommen und zahllose Leben verlieren", mahnte Biden. Die Zahl der Neuinfektionen müsse zurückgehen und es brauche mehr Corona-Tests, forderte er über Twitter.
Trump macht Druck - ohne Maske
Trump will mit einer raschen Lockerung der Beschränkungen die verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie begrenzen. Das ist für ihn auch wichtig mit Blick auf November, wenn der Präsident für eine zweite Amtszeit gewählt werden will.
Die Menschen in Amerika hätten durch die Pandemie viel gelernt - etwa über das Händewaschen, Distanzhalten und auch das Tragen von Masken. Weswegen das Risiko bei einer Wiedereröffnung geringer sei, sagte Trump. Beim Besuch einer Fabrik in Phoenix, in der Atemschutzmasken hergestellt werden, trug Trump jedoch selbst keine Maske.
Auf Fotos war er lediglich mit einer durchsichtigen Schutzbrille zu sehen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt inzwischen das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit.
US-Präsident spricht Angehörigen sein Mitgefühl aus
Trump sprach den Angehörigen von Opfern in der Corona-Pandemie sein Mitgefühl aus. Auf die Frage, was er betroffenen Familien mitteilen wolle, sagte Trump dem Sender ABC: "Ich will sagen, ich liebe Euch. Ich will sagen, dass wir alles tun, was wir können."
Er fügte mit Blick auf die inzwischen mehr als 70.000 Toten in den USA durch das Virus hinzu: "Ich schlafe nachts nicht, weil ich darüber nachdenke." (msc/dpa)
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