Scholz und Geywitz oder doch Esken und Walter-Borjans? In einem monatelangen Verfahren konnten die SPD-Mitglieder über ihre neue Führung abstimmen. Am frühen Samstagabend soll das Ergebnis nun veröffentlicht werden. Was heißt das für die GroKo?

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Die rund 425.000 SPD-Mitglieder konnten ihre Stimme entweder für die Brandenburgerin Klara Geywitz und Vizekanzler Olaf Scholz abgeben, oder für die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken und den früheren NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans.

Die kommissarische Parteivorsitzende Malu Dreyer rief die Partei auf, verantwortungsvoll mit dem Ergebnis umzugehen. "Die Zeit des internen Wettbewerbs ist jetzt vorbei. Die Entscheidungen sind demokratisch gefallen, das muss jeder akzeptieren", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe).

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), in den vergangenen Tagen seien die Unterschiede zwischen den Bewerberteams deutlich geworden. "Wenn die Wahl jedoch getroffen ist, muss für alle gelten, hinter der neuen Parteiführung zu stehen und sie mit aller Kraft und von Herzen zu unterstützen", forderte sie.

Erste Runde war ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Tatsächlich treffen Welten aufeinander: Auf der einen Seite der machtbewusste Vizekanzler Scholz und seine pragmatische Team-Partnerin Geywitz, auf der anderen zwei Verfechter einer Politik der Ideale und der gesellschaftlichen Umverteilung. Verlässliche Prognosen für den Ausgang der Stichwahl gibt es nicht.

In der ersten Runde mit damals noch sechs Teams lagen beide Gewinner eng beeinander. Scholz und Geywitz erhielten knapp 22,7 Prozent der Stimmen, Walter-Borjans und Esken gut 21 Prozent.

Seitdem haben Unterstützer auf beiden Seiten kräftig getrommelt - auch, um die Wahlbeteiligung nach oben zu treiben. Denn in der ersten Abstimmungsrunde hatte nur rund jedes zweite Parteimitglied überhaupt eine Stimme abgegeben. Geywitz und Scholz werden von einer ganzen Reihe von Bundestagsabgeordneten unterstützt, Esken und Walter-Borjans vor allem von linken Sozialdemokraten und den Jusos um Kevin Kühnert. Der will auf dem Parteitag in einer Woche womöglich einen der Vizechef-Posten der SPD übernehmen.

Ergebnis könnte GroKo beeinflussen

Auf dem Parteitag will die SPD auch die Zukunft der großen Koalition diskutieren. Das Ergebnis der Chefsuche könnte sie maßgeblich beeinflussen, denn Esken und Walter-Borjans liebäugeln mit einem Austritt.

Sie wollen nur dann weitermachen, wenn die Union den Koalitionsvertrag erneuert und beispielsweise einem höheren Mindestlohn sowie weiteren Milliardeninvestitionen in Klima und Infrastruktur zustimmt. Geywitz und Scholz dagegen wollen das Bündnis mit der Union ohne Neuverhandlung des Koalitionsvertrags fortsetzen.

Außenminister Heiko Maas rief seine Partei dazu auf, die Sieger in jedem Fall zu unterstützen. "Wir brauchen absolute Geschlossenheit, um unsere Themen der sozialen Gerechtigkeit glaubwürdig zu verkörpern", sagte er. Eine starke SPD werde dringend "als Bastion gegen die neuen rechten Nationalisten" gebraucht.

Die Partei müsse auch für mehr internationale Zusammenarbeit und Solidarität eintreten. "Wir sind mehr gefordert als jemals zuvor in den vergangenen Jahrzehnten", betonte Maas.

Dreyer ist der Meinung, dass die sechs Monate dauernde Chefsuche die Partei bereits vorangebracht hat. "Die SPD hat die Leidenschaft zurückgewonnen, das macht mich zuversichtlich", sagte sie der "Süddeutschen". (awa/dpa)

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