Er hat seine letzte Ruhe gefunden, die durch seinen Tod ausgelöste Bewegung nicht: Der brutal getötete Afroamerikaner George Floyd wurde beigesetzt. Bei der Trauerfeier wurde klar: Der Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt soll weitergehen. Die Wut ist groß.
Mit flammenden Aufrufen gegen Rassismus und Polizeigewalt haben Angehörige und Ehrengäste bei der Trauerfeier für George Floyd Abschied von dem getöteten Afroamerikaner genommen. Nach der emotionalen Zeremonie in einer Kirche in Houston im US-Bundesstaat Texas, die live übertragen wurde, erfolgte die Beisetzung von Floyd in der Nachbarstadt Pearland im Privaten.
Der Sarg wurde auf der letzten Meile in einer weißen Pferdekutsche transportiert. Das Eintreffen des Trauerzugs am Friedhof verfolgten zahlreiche Menschen am Straßenrand.
Tod von George Floyd: Der Kampf gegen Rassismus geht weiter
"Wenn wir dich heute zur Ruhe legen, wird die Bewegung nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit bekommen. Bis wir einen Standard an Gerechtigkeit haben", sagte der prominente Bürgerrechtler Al Sharpton bei der Trauerfeier vor Angehörigen, Freunden und anderen Gästen. "Wir werden weiter kämpfen."
Er forderte, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden. "Bis wir wissen, dass der Preis für ein schwarzes Leben derselbe ist wie der Preis für ein weißes Leben, werden wir diese Situationen immer und immer wieder erleben."
Biden: "Wir können die Wunden dieser Nation heilen"
Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat
Zu viele Schwarze in den USA "wachen auf und wissen, dass sie ihr Leben verlieren können, indem sie einfach ihr Leben leben", beklagte Biden. "Wenn George Floyd Gerechtigkeit erfährt, werden wir wirklich auf unserem Weg zur Rassengerechtigkeit in Amerika sein."
Der Ex-US-Vizepräsident war am Tag vor der Beisetzung persönlich nach Houston gereist, um Familienangehörige von Floyd zu treffen, darunter dessen sechs Jahre alte Tochter Gianna. Für seine Videobotschaft bekam er von der Trauergemeinde viel Applaus.
Donald Trump bei Floyds Beisetzung abwesend
US-Präsident
Präsent war Trump bei der Trauerfeier dennoch - wenn auch indirekt - dabei. Floyds Nichte Brooke Williams sagte beim Gottesdienst: "Keine Hassverbrechen mehr, bitte. Jemand hat gesagt: "Make America Great Again". Aber wann war Amerika jemals großartig?" "Amerika wieder großartig machen" war Trumps zentraler Wahlkampfslogan 2016.
Bürgerrechtler Sharpton kritisiert Trump
Bürgerrechtler Sharpton erhob Vorwürfe gegen den US-Präsidenten. "Er hat China wegen der Menschenrechte angegriffen", sagte er. "Was ist mit dem Menschenrecht von George Floyd?"
Sharpton kritisierte, Trump drohe mit dem Einsatz des Militärs gegen die Proteste infolge von Floyds Tod, "aber er spricht nicht ein Wort über acht Minuten und 46 Sekunden". Solange hatte ein weißer Polizist in Minneapolis sein Knie in den Nacken Floyds gedrückt, der daraufhin gestorben war.
"Dein Land wird deinen Namen immer erinnern", sagte Sharpton. "Denn dein Hals war einer, der alle von uns repräsentiert hat, und wie du gelitten hast, stand für unser Leid."
Floyds Tod bei dem tödlichen Polizeieinsatz vor mehr als zwei Wochen am 25. Mai hat Massenproteste gegen systematischen Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land und auch weltweit ausgelöst. Die Proteste dauern an. Ein weißer Polizeibeamter hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Mannes gedrückt - trotz seiner wiederholten Bitten, ihn atmen zu lassen.
Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt. Floyd war wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden.
Der Ruf nach einer Polizeireform wird lauter
Bereits am Montag waren Tausende zu Floyds aufgebahrtem Leichnam in die Kirche in Houston geströmt, um Abschied von ihm zu nehmen. Floyd war in der texanischen Metropole aufgewachsen. Auf der Bühne standen während der Trauerfeier zwei Bilder Floyds, die ihn mit Engelsflügeln und einem Heiligenschein zeigten. Ein Künstler malte während der von Gospel-Musik begleiteten Zeremonie ein weiteres Porträt von ihm.
Als der Sarg aus der Kirche getragen wurde, reckten viele der Anwesenden ihre Faust als Zeichen des Kampfes gegen Rassismus in die Höhe. Außerhalb der Kirche hielt eine Person ein Plakat mit der Aufschrift: "We will breathe" ("Wir werden atmen") hoch - in Anlehnung an Floyds Worte vor seinem Tod. Er hatte gesagt: "I can't breathe."
Der Tod Floyds hat nicht nur Massenproteste in aller Welt ausgelöst, sondern auch eine Debatte über Polizeireformen in den USA. Der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, kündigte bei der Trauerfeier für Floyd ein Verbot von Würgegriffen und andere Maßnahmen gegen Polizeigewalt an. "In dieser Stadt werden wir Deeskalation verlangen. In dieser Stadt wird man eine Warnung geben müssen, bevor man schießt", sagte Turner. "In dieser Stadt hat man die Pflicht, einzuschreiten." (jwo/dpa) © dpa
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